Chronologie des Hoffenheimer Dopingproben-Falls

21.02.2009 Der DFB veröffentlich auf seiner Homepage die Nachricht, dass die beiden Hoffenheimer Profis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker beim Spiel gegen Mönchengladbach am 07.Februar 10 Minuten zu spät zur Dopingprobe gekommen sind. Der DFB-Kontrollausschuss übernimmt die Untersuchung.

Es besteht der Verdacht eines Verstoßes nach Paragraf 9, Nr. 1, der DFB-Anti-Doping-Richtlinien 1 in Verbindung mit Paragraf 8, Nr. 3 a, der DFB-Rechts-und Verfahrensordnung 2 sowie Artikel 2.3 des WADA-Codes 3.

Sowohl die TSG 1899 Hoffenheim, als auch Borussia Mönchengladbach wurden über die Aufnahme der Ermittlungen bereits am 20.Februar informiert. Borussia Mönchengladbach hat die Möglichkeit gegen die Wertung des Spiels Protest einzulegen, wenn Paragraf 17, Nr. 5 a, der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung zutrifft 4.

Zu diesem Zeitpunkt werden Parallelen zu einem Fall aus der italienischen Liga gezogen. Zwei Spieler hatten die vorgeschriebene Dopingprobe eine halbe Stunde zu spät abgegeben und waren zunächst vom Verband zwei Wochen gesperrt worden. WADA und CAS hatten jedoch später erwirkt, dass die Strafe auf das Mindestmaß von einem Jahr heraufgesetzt wird. In Italien wird die Strafe in der Liga als unverhältnismäßig hart betrachtet. Die Spielergewerkschaft ruft zu einem 15-Minuten-Streik auf.

DFB-Vizepräsident und Vorsitzender des Ermittlungsausschusses Dr. Rainer Koch, erklärt noch am Samstag, dass die Fälle schwer vergleichbar sind, relativiert diese Aussagen am gleichen Tag noch:

“Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte. Ob diese Entscheidung tatsächlich auch für den Fall der beiden Hoffenheimer Profis anwendbar ist, muss nun zunächst einmal vom DFB-Kontrollausschuss genauestens geprüft werden.” (kicker)

Die Dopingproben der beiden Spieler sind negativ gewesen. Im Laufe der nächsten Tage wird immer wieder klar gestellt, dass Manipulationen in weniger als fünf Minuten möglich sind.

Die Spieler sollen aufgrund einer Mannschaftssitzung zu spät gekommen sein. Normalerweise sollte ein Doping-Beauftragter des Vereins dafür sorgen, dass die während des Spiels zur Dopingprobe ausgelosten Spieler, direkt zur Probe geführt werden.

22.02.2009 Im DSF-Doppelpass verharmlosen Michael Meier, Udo Lattek und Jörg Wontorra den Fall. Schließlich sei die Dopingprobe ja negativ gewesen und für zehn Minuten ein Jahr Sperre auszusprechen, wäre unverhältnismäßig hart. (aas)

Borussia Mönchengladbach erhebt Einspruch gegen die Wertung des Spiels gegen Hoffenheim. Gladbach hatte 1:1 gegen die Hoffenheimer gespielt. In der Halbzeitpause des Spiels Leverkusen gegen Hamburg äußern sich Rudi Völler, Dietmar Beiersdorfer und Stefan Effenberg einhellig abschätzig gegen dieses Vorgehen. Völler spricht von einem Witz und einer Frechheit. Beiersdorfer wünscht sich mehr Solidarität unter den Verein und eine sportliche Lösung.

Am Abend des Sonntags vermerkt Ralf Rangnick im SWR-Fernsehen zu den Vorkommnissen, dass die Spieler nur die Trikots gewechselt hätten und desweiteren, dass die Kontrolleure im Stadion, die Anti-Doping-Vorschriften sehr unterschiedlich hart durchführen. So sei es schon oft möglich gewesen, dass die Spieler kurz in die Kabine gehen, um sich etwas trockenes anzuziehen.

23.02.2009 Der Kontrollausschuss fordert nun auch von Ralf Rangnick eine Stellungnahme, aufgrund seiner Äußerungen im SWR-Fernsehen. Dazu Koch:

“Es steht außer Frage, dass der DFB die Anti-Doping-Richtlinien exakt einhält.”

Kollegen von Rangnick widersprechen dem Übungsleiter der TSG Hoffenheim.

“In jedem Klub gibt es einen Dopingbeauftragten. Die sind eigentlich dafür verantwortlich, die Spieler unmittelbar nach Spielende zur Dopingkontrolle zu bugsieren. Es ist schon ein Versäumnis, was nicht passieren darf” (K.Allofs, Werder Bremen)

“Es war früher normal, dass man erst in die Kabine geht, um sich vor der Dopingprobe umzuziehen. Zu meiner Zeit haben wir teilweise vorher noch geduscht. Aber das hat sich geändert: Es gibt die klare Vorgabe, dass die Spieler sofort zur Dopingprobe gehen müssen.” (M.Eberl, B. Mönchengladbach)

„Früher hat es so etwas tatsächlich gegeben. Der eine Kontrolleur hat darauf gedrängt, dass der Spieler sofort zur Dopingprobe kommt. Der andere hat dem Spieler Zeit gegeben, sich ein frisches Shirt anzuziehen. Da reden wir aber über 30 Sekunden. In dieser Saison habe ich das aber nicht mehr erlebt, da es neue und strengere Anweisungen gibt.“ (H.Striegel, VfB Stuttgart)

“Der Kampf gegen Doping ist wichtig. Die Bestimmungen sind nun einmal dafür da, um eingehalten zu werden”, erklärte Sport-Vorstand Thomas Ernst vom VfL Bochum.

Die “Süddeutsche Zeitung” dagegen zitierte einen namentlich nicht genannten Bundesliga-Trainer mit den Worten: “Es hätte jedem von uns passieren können, nun hat es Hoffenheim erwischt.”
(Zitate SZ, kicker, Welt, Stuttgarter Zeitung)

Jan Schindelmeiser erklärt derweil, dass es gar keine Mannschaftssitzung gegeben hat und die Spieler nur frische Trikots angezogen haben. Auch die Zeitspanne der Verspätung von zehn Minuten wolle man überprüfen.

Laut Schindelmeiser habe Rangnick nach dem Spiel “zwei, drei Sätze zur Mannschaft gesagt. Wer dabei alles anwesend war, muss noch recherchiert werden.”

Schindelmeiser will außerdem überprüfen, ob die Verspätung der beiden Profis tatsächlich zehn Minuten betragen habe und ob ein Missverständnis zwischen dem Kontrolleur und dem Hoffenheimer Mannschaftsarzt zu der prekären Lage geführt habe. (SPOX)

24.02.2009 Diesen Dienstag beziehen immer mehr Offizielle Position. So fordert NADA-Chef Armin Baumert ganz klar eine Sperre der beiden Hoffenheimer Spieler:

“..und da ist es egal, ob die Lücke eine oder zehn Minuten ist – das hier ist ein Dopingfall, ganz klar! Da kann es null Toleranz geben, das unangemessene Verhalten der Spieler ist zu sanktionieren, denn sie haben die Regeln gebrochen” (SZ)

Auch CAS-Jurist Dirk-Reiner Martens stellt klar, dass eine Strafe zwingend notwendig ist und wendete sich direkt gegen die Äußerungen von Michael Meier.

„Sie sollten besser informiert sein und es differenzierter sehen. Das Prinzip der Doping-Kontrollen als solches kann man nicht infrage stellen. Das wäre ungeheuerlich“, kritisiert Martens in der Tageszeitung „Die Welt“ die Aussagen verschiedener Fußball-Funktionäre.

Der Jurist erklärt klipp und klar: „Die Standardsperre für einen Dopingverstoß, zwei Jahre, kann ermäßigt werden bei nicht wesentlichem Verschulden, aber um höchstens die Hälfte. Weniger als ein Jahr geht also nicht. Es sei denn, es liegt kein Verschulden vor.“ (LaOla)

Kai Pahl von Aas entdeckt eine vermeintliche Schwachstelle, die eventuell darin liegt, dass die Spieler vom Dopingbeauftragten der TSG Hoffenheim nicht informiert wurden.

Diese DFB-Durchführungsbestimmungen verteilen zwar klar die Verantwortlichkeiten, aber es klafft ein Riesenloch in den Bestimmungen: “Jeder Spieler ist perso?nlich dafu?r verantwortlich, sich unverzu?glich bei der Dopingkontrollstation zu melden, wenn er benachrichtigt wird” – WENN der Spieler benachrichtigt wird! Und genau dazu habe ich bis zur Stunde nix aus Hoffenheim gehört. Bei der Benachrichtung scheint – behaupte ich mal als juristischer Laie – der Punkt der Verantwortung für die Durchführung vom Dopingbeauftragte Hoffenheims auf die Spieler überzugehen. Gab es keine oder eine zu späte Benachrichtigung, hat wohlmöglich der Dopingbeauftragte und nicht die Spieler die Arschkarte gezogen.

Dieses wird sich allerdings so schnell nicht klären, da keiner der Beteiligten sich zum “schwebenden Verfahren” äußern wird.

In der Welt Online vom Montag, 23.02.09 wurde dies ebenfalls aufgegriffen.

Treffen die Angaben des Kontrolleurs zu, gibt es drei mögliche Schuldige: den Dopingbeauftragten, der die Spieler nicht informiert hat, die Spieler, die ihren Pflichten nicht nachkamen, oder den Trainer, der die Spieler nicht zur Kontrolle entließ. Unwissenheit können die Spieler nicht geltend machen: Alle Profis haben vor der Saison unterschrieben, sich den Richtlinien der Weltantidopingagentur (Wada) zu unterwerfen. (Welt)

Im Laufe des Dienstags greifen der Kicker und Spox ebenfalls die mögliche Verfehlung des Hoffenheimer Dopingbeauftragten auf.

Entscheidend ist Artikel 10.5: Hier unterscheidet der Code zwischen “keinem Verschulden” des Sportlers und “keinem signifikanten Verschulden” des Sportlers. […]

Professor Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln, fordert eine genaue Untersuchung des Einzelfalles. “Die WADA hat den Passus geändert, weil offenbar nicht in jedem Fall zwangsläufig Sperren notwendig sind”, sagte Schänzer dem sid. […]

Der Frankfurter Rechtsanwalt Nicolas Roessler fügt hinzu: “Sollten die Spieler beweisen können, dass sie nicht wussten, dass sie unmittelbar nach Spielschluss zur Dopingkontrolle müssen, könnte man zu dem theoretischen Ergebnis kommen, keine Strafe zu verhängen.” Theoretisch. Denn Roessler bezweifelt dies und verweist darauf, dass “Doping-Sanktionen auch abschreckende Wirkung zukommen soll”. Dirk-Reiner Martens, Richter am Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne, macht den Spielern ebenfalls wenig Hoffnung auf Freispruch. “Mir sind keine Umstände bekannt, die auf ein Fehlen des Verschuldens hinweisen”, sagte der Jurist der Deutschen Presse-Agentur dpa. (kicker)

Im Spox-Artikel wird auch Politiker Peter Danckert zitiert:

Für eine milde Bestrafung in der Affäre sprach sich am Dienstag auch der Sportausschuss-Vorsitzende Peter Danckert aus. “Ich will den Spielern nicht unterstellen, dass sie manipuliert haben. Deshalb würde eine Sperre von einem oder zwei Monaten ausreichen. Wichtig ist, dass allen Profis klargemacht wird, was ihnen in einem solchen Fall blüht”, sagte der SPD-Politiker. (SPOX)

Weiterhin wird immer wieder diskutiert, ob Doping im Fußball Sinn macht. So äußert sich der Sportjournalist Jens Weinreich bei aas in den Kommentaren und erklärt, dass ein grundlegendes Problem bei den selten durchgeführten Proben liegt. Grundsätzlich hält Weinreich Doping im Fußball für “sinnvoll”.

Ich schlage vor, nicht jedem Dopingexperten zu glauben, sondern sich selbst ein Bild zu machen. Warum hat eigentlich Marion Jones, die Sprinterin, auch mit Epo gedopt? Oder Kelliy White? Und viele andere Sprinter? Ach ja, sicher, weil sie die Reaktionszeiten verlangsamen wollten. Und, sorry, warum hat wohl Juventus Turin so wissenschaftlich akribisch mit Epo gedopt?

Es ist einfach unfassbar, wie man im Jahr 2009 noch immer nicht begreifen will, dass das Fußballbusiness, trotz Credit Crunch ja immer noch milliardenschwer, ein kolossales Dopingproblem hat. Fußball ist nun einmal in erster Linie ein Sport, der auf athletischen Grundlagen basiert. Hier kann wunderbar mit harten Drogen wie Steroiden und Blutdopingmitteln nachgeholfen werden, nicht nur im Aufbautraining bei/nach Verletzungen.

Dass Fußballer in der Trainingsphase erwischt werden, ist ja recht unwahrscheinlich angesichts von 87 Trainingskontrollen 2006, 146 Trainingskontrollen 2007 – und angeblich 498 in 2008. Wohlgemerkt: Die Angaben für 2007 und 2008 sind Angaben des DFB, die bislang nicht unabhängig überprüft werden konnten. Selbst wenn die Zahlen stimmen sollten, sagen sie nichts über die Qualität der Kontrollen aus. Jeder Laie kann sich ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, mal unangemeldet im Training kontrolliert zu werden – erste Liga, zweite Liga, dritte Liga (neuerdings), Junioren, Frauen – jedes der Teams mit 20 und mehr Spielern. (Eigentlich müssten auch die zweiten Teams der Bundesligisten und/oder Regionalligisten kontrolliert werden.)

Trainingskontrollen sind übrigens entscheidend, das will doch hoffentlich niemand bestreiten?

Dem widerspricht Detlef Thieme in der Frankfurter Rundschau. Er geht davon aus, dass ein Einzelner nicht dopen würde, da bei Auffliegen eine Stigmatisierung des Teams nicht in dessen Sinne wäre.

Natürlich spielen auch im Fußball Kraft und Ausdauer eine Rolle, und beides kann durch Doping verbessert werden. Auch die Verführung ist nicht unerheblich. Im Fußball wird viel Geld verdient. Und für den Spieler ist entscheidend, mit welcher Leistung er aufwartet. Aber in Mannschaftssportarten führt ein Dopingfall ja zu unangenehmen Begleiterscheinungen für die ganze Mannschaft, den ganzen Verein. Da wäre die Stigmatisierung für den einzelnen Dopingsünder natürlich größer.

Weiterhin glaubt er nicht daran, dass es im Fußballgeschäft möglich ist, in zehn Minuten eine Dopingprobe zu manipulieren.

Ich sehe die Möglichkeit nicht, dass eine adäquate Dopingkontrolle auf diesem Weg unterlaufen werden könnte. In anderen Sportarten sind die Athleten übrigens ja auch unbeobachtet. Der Fußball ist zudem insofern eine Ausnahmeerscheinung, als er auf überschaubarem Platz stattfindet und die Sportler alle ständig vor den Augen des Publikums agieren. (FR)

Armin Baumert, bereits zitiert, bietet in Namen der NADA an, die Dopingproben nach den Spielen zu organisieren:

Noch wissen wir nicht endgültig, wer für den Verstoß verantwortlich ist. Waren es die Spieler selbst oder waren es möglicherweise die Anti-Doping-Beauftragten des Vereins, die die Spieler eigentlich zum Test hätten führen müssen? Für den DFB kann aus dieser ernsten Situation eine bitterernste werden. Denn der Imageschaden wäre groß, wenn sich herausstellen würde, dass der Verband lax gearbeitet und die Kontrolle nicht gegriffen hat. Alle Spieler, Vereine, Mannschaftsärzte und Funktionäre sind im Ablauf der Tests geschult worden. Die Wettkampfkontrollen in den beiden Bundesligen führt der DFB selbst durch, nicht die Nada. Und wenn der Fehler nicht bei den Spielern, sondern im Kontrollsystem liegt, muss man dieses System hinterfragen. (ARD)

Peter Neururer meldet sich derweil bei den 11 Freunden zu Wort. Zur Erinnerung: Neururer ist der, der 2007 in der FAZ behauptete, Doping sei früher gang und gäbe gewesen. Er stellt sich hinter Rangnick und erklärt, dass es durchaus nicht unüblich ist, dass die Spieler vor der Probe, noch einmal in die Kabine gehen.

Ja, ich habe das schon des Öfteren erlebt, kann diese Aussage also bestätigen. Wenn sich die Spieler beispielsweise ein frisches Trikot überziehen wollen, kann es durchaus sein, dass der Kontrolleur sie begleitet und kurz vor der Kabine auf sie wartet.

Desweiteren würde Neururer von Sperren absehen, da die Sportler ja ungedopt gewesen seien (Hinweis: die verspätet abgegebene Probe war negativ, juristisch aber ungültig) und er erklärt, dass er nie behauptet habe, dass Doping früher normal gewesen sei.

Auf keinen Fall. Ich halte diese Diskussion für lächerlich und grob unsportlich. Es wurde den Spielern ja nichts nachgewiesen, das heißt, sie waren erwiesenermaßen sauber. Trotzdem unterstellt man ihnen, dass sie gedopt hätten.

Moment mal, dass habe ich so nie gesagt. Irgendein journalistischer Idiot hat mir das in den Mund gelegt, obwohl ich das nie behauptet habe. Ich habe lediglich gesagt, dass es vor der Einführung des Dopingkontrollsystems leicht möglich war zu dopen.

Unter anderem haben Sie vom Aufputschmittel Captagon gesprochen. Welche Beweise lagen Ihnen damals vor und warum haben Sie diese nie vorgebracht? Der DFB…

…halt! Ich habe dem DFB schriftlich erklärt, dass ich falsch zitiert wurde und dass ich diese Behauptung so nicht gemacht hatte. Noch mal: Das war ein journalistischer Vollidiot. Danach war die Sache auch schnell beendet. (11 Freunde)

25.02.2009 Ein interessanter Artikel taucht am Mittwoch in der Badischen Zeitung auf, wer beim SC Freiburg nach den Spielen verantwortlich ist, für die Benachrichtigung der Spieler, die zur Dopingprobe müssen.

Widerspruch erfährt der Coach der Hoffenheimer da auch aus Freiburg. Für SC-Sportdirektor Dirk Dufner ist es “gar keine Frage, dass die Spieler direkt und unverzüglich in den Raum zur Dopingprobe gehen”. Beim derzeitigen Tabellenführer der zweiten Liga hat man – wie vom DFB verlangt – eine “vertrauenswürdige Person” ausgeguckt, die dies zu überwachen hat – Torwarttrainer Marco Langner. Physiotherapeuten oder Ärzte, so Dufner, seien nach dem Schlusspfiff oftmals mit verletzten oder angeschlagenen Spielern beschäftigt, weshalb man sie beim Sportclub von dieser speziellen Aufgabe entbunden hat. Ähnlich wie beim Radsport die sogenannten Chaperons, hat Langner dafür Sorge zu tragen, dass die zuvor ausgelosten Spieler sofort nach dem Schlusspfiff zur Dopingprobe gehen. Probleme, so Dufner, habe es noch nie gegeben. Die Spieler wüssten allesamt, dass sie diesbezüglich nicht schlampen dürften. Ein entsprechendes Schriftstück hätten sie vor der Saison unterschreiben müssen. (Badische Zeitung)

In der Schweiz ist übrigens die Nada für die Abholung der Spieler zuständig und nicht der Verband. Diese Vorgehensweise hatte am Dienstag der Chef der Nada Deutschland dem DFB angeboten.

Für die Schweiz gelten diese Richtlinien auch; mit dem Unterschied, dass in der Swiss Football League nicht der Verband selbst, sondern die Nationale Antidoping-Agentur (Nada) die Tests durchführt. Unmittelbar nach Spielschluss sei keiner der ausgelosten Spieler mehr unbeobachtet durch die Kontrolleure, schildert GC-Medienchef Eugen Desiderato seine Eindrücke aus dem Alltag. Eine Besonderheit ist das indes nicht, so ergeht es jedem Etappensieger in der Tour de France. (BaZ)

Die Frankfurter Rundschau beschäftigt sich heute nochmal mit dem Fall und stellt zwei Fakten heraus, die so an anderer Stelle noch gar nicht erwähnt wurden. Zum einen, dass die Spieler zur Zeit nicht einmal am Mannschaftstraining teilnehmen dürfen und dass CAS-Richter Martens keine Schlupflöcher für die TSG Hoffenheim sieht. “Mir sind keine Umstände bekannt, die auf ein Fehlen des Verschuldens hinweisen”

Der Deutsche Fußball-Bund überlegt selbstkritisch, das Verfahren bei Dopingkontrollen nach Bundesligaspielen zu überprüfen. Bislang musste nur ein einziger Dopingkontrollarzt anwesend sein, um die vier zur Kontrolle ausgelosten Profis zu überprüfen. Anders als bei internationalen Spielen, wo unparteiische Begleiter (Chaperon-System) die Profis zum Dopingtest leiten, werden in der Bundesliga Klubverantwortliche hinzugezogen.

Im Rahmen der ihnen drohenden Einjahressperre dürften die Hoffenheimer Profis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker laut der seit 1. Januar 2009 verschärften Richtlinien der Welt-Antidopingagentur Wada “in keiner Funktion an Trainingsmaßnahmen oder an Wettkämpfen teilnehmen”, auch nicht bei anderen, unterklassigen Klubs. Die TSG Hoffenheim, deren Trainer Ralf Rangnick von Grünen-Politiker Winfried Hermann kritisiert wurde (“Er will die Sache beschönigen”), möchte sich nicht mehr äußern. Die TSG wird demnächst eine Stellungnahme an DFB-Chefankläger Anton Nachreiner schicken. (FR)

Jens Weinreich weist noch einmal explizit darauf hin, dass Doping im Fußball Sinn macht, was ja auch Beispiele aus der Vergangenheit zeigen.

Ich bin ziemlich erschrocken, dass im Jahr 2009 nach Christus noch immer Menschen behaupten, Doping im Fußball würde nichts bringen. Derartiger Unsinn müsste eigentlich, sorry, verboten werden. Das Fußballbusiness, trotz Credit Crunch noch milliardenschwer, hat selbstverständlich ein Dopingproblem. Fußball ist nun einmal ein Sport, der auf athletischen Grundlagen basiert. Hier kann wunderbar mit harten Drogen wie Steroiden und Blutdopingmitteln (Juventus) nachgeholfen werden, nicht nur im Aufbautraining bei/nach Verletzungen.

Auf die Frage, wie er den Fall beurteilen würde, antwortet er folgendes:

Ich dachte bis gestern, die Einjahressperre wäre nicht zwingend. Denn im neuen, seit 1. Januar geltenden Wada-Code ist ja im Vergleich zu früher größere Flexibilität beim Strafmaß (nach oben und unten!) gegeben. Habe dann mit Prof. Ulrich Haas in Zürich telefoniert, der diesen Code maßgeblich mit erarbeitet hat. Er sagt, der betreffende Passus – siehe Kai Pahls Beitrag auf allesaussersport – ist im neuen Code gleich geblieben. Das heißt, so wie bei allesaussersport diskutiert, der einzige Weg, eine Sperre zu vermeiden bzw. erst einmal von der 2 jährigen Regelsperre nach unten zu gehen, ist, wenn sich jemand findet, der alle Schuld auf sich nimmt (verkürzt gesagt). Das ließe sich sicher auch organisieren (was nicht sauber wäre, klar), nur hat beispielsweise Rangnick sich einer Möglichkeit beraubt, einen Trick anzusetzen, in dem er erzählte, er habe doch gar keine lange Mannschaftssitzung gemacht. Dies in aller Kürze, anderswo wird das – siehe oben – ausführlich diskutiert.

(Was vom Tage übrig bleibt (21))

Unvermeidlich, dass sich Werner Franke, nicht zum Thema äußert. Er greift Ibertsberger und Janker an und erklärt weiterhin, dass in den Ballsportarten allgemein gedopt wird.

Dass das Vergehen Konsequenzen haben könnte, steht für den Doping-Experten der Universität Heidelberg außer Frage. “Es ist ganz klar ein Verstoß. Wie das nun zu bestrafen ist, hängt von den Details ab.” Franke wies daraufhin, dass es in den rund zehn Minuten zwischen dem Abpfiff und der verspäteten Probe sehr viel Raum für eventuelle Manipulationen geben würde.

“Es gibt kleine Pülverchen, die man lose irgendwo in Täschchen hat oder die einem zugesteckt werden, eiweiß-abbauende Enzyme, die beim Urinieren reingetropft werden. Diese Pulver können alle eiweiß-basierenden Verbindungen in kürzester Zeit zerstören. Es gibt eine ganze Reihe von Dopingmitteln, die auf so eine Weise zerstört werden können. Nichts finden beweist gar nichts.”

Das sei auch der Grund, warum sich bei der Tour de France die Verantwortlichen den ausgelosten Radfahrern sofort nach der Zieldurchfahrt an die Fersen heften. (Die Presse)

In den Ballsportarten wird knatterdick gedopt. Auch im Handball ist das ja schon eine Perversion, ein Großteil der Spieler gibt es ja auch zu. Da wird mit starken Schmerzmitteln gearbeitet, wie Voltaren zum Beispiel.” Die Kontrollen seien vor allem in den Ballsportarten “lächerlich und unintelligent”. (Netzeitung)

26.02.2009 Auch in den Nachbarländern, speziell im Lande des Betroffenen Ibertsberger ist das Thema weiterhin brandaktuell. In Österreich kommen erschreckende Zahlen zu Tage, wie oft in der Liga getestet wird.

Der Fall in Hoffenheim hat nun die Fußballer-Szene alarmiert, auch in Österreich heißt es Aufpassen. Laut Reglement müssen die zur Kontrolle ausgelosten Spieler unmittelbar nach Schlusspfiff zum Test, laut Michael Mader von der nationalen Anti-Doping-Agentur sind Ausnahmen beispielsweise bei Siegerehrungen möglich, bei denen die Spieler länger am Rasen bleiben dürfen – allerdings nur unter ständiger Beobachtung des Kontrollors. Abweichungen von dieser Regel müssen vermerkt und der Rechtskommission der Nada überantwortet werden, die über ein etwaiges Verfahren entscheidet. Im Jahr 2008 hat es in Österreich 117 Out-of-Competition-Kontrollen gegeben, dazu werden pro Bundesliga-Saison rund 60 Spieler zu Tests gebeten. (Wiener Zeitung)

In Vorbereitung auf das Spiel gegen Dortmund, findet am Donnerstag die obligatorische Pressekonferenz der Hoffenheimer statt. Niemand aus dem Kraichgau möchte sich zum Thema äußern, nur zwei Dinge werden klar. Zum einen, dass entgegen Berichten der FR, die Spieler sehr wohl am Training teilnehmen (dürfen), als auch im Kader am Samstag stehen.

“Solange sie spielberechtigt sind, und das sind sie, werden sie im Kader stehen”, erklärte Trainer Ralf Rangnick am Donnerstag mit Blick auf das Punktspiel bei Borussia Dortmund.”

Und zweitens, dass ein Termin für weitere Gespräche noch nicht gefunden worden ist.

Rangnick erklärte, dass er nicht wisse, wann es zu den persönlichen Gesprächen der drei Betroffenen mit dem Vorsitzenden des DFB-Kontrollausschusses, Anton Nachreiner, kommen wird. Auch der DFB hatte zuletzt betont, dass der Verband bis zum Abschluss der Ermittlungen durch den Kontrollausschuss keine weiteren Kommentare abgeben möchte. (2*Spiegel)

27.02.2009 Die Frage, wieso die Spieler im Kader stehen, klärt sich bei Jens Weinreich hier mit Quellenangabe.

Ich habe auf die Schnelle im aktuellen Nada-Code und den Durchführungsbestimmungen des DFB nichts gefunden, was mir eindeutig erscheint. Mein Eindruck: Die Darstellung der FR trifft nur bei “Sperre” zu, nicht einmal bei “vorläufiger Suspendierung”.

Bislang wurde weder jemand suspendiert, noch gesperrt.

Ich erinnere mich an etliche Diskussionen darüber, die vor Inkrafttreten des Codes geführt wurde, dass eben Sünder – ich nenne Sie mal so – nicht mehr am Mannschaftstraining teilnehmen dürfen.

01.03.2009 Inzwischen gerät der DFB immer weiter in die Kritik, bzgl. des Kontrollsystems. Warum keine unabhängigen Chaperons die Spieler zu den Proben bringen, sondern Leute aus den Teams leuchtet vor allem der WADA nicht ein.

„Dieses Prozedere ist nicht normal“, kommentierte WADA-Generalsekretär David Howman in der ARD-Sportschau die Tatsache, dass anders als in vielen anderen Sportarten bei den Dopingkontrollen nach den Spielen keine unabhängigen Kontroll-Begleiter (Chaperons) eingesetzt werden, sondern die Anti-Doping-Beauftragten der Vereine diese Aufgabe übernehmen.

„Ich würde mich gerne einmal mit der Bundesliga darüber unterhalten und den Verantwortlichen sagen, dass sie besser mit einer unabhängigen Organisation wie der NADA zusammenarbeiten sollten“, sagte Howman, nachdem die beiden Hoffenheimer Profis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker beim Punktspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 7. Februar zehn Minuten zu spät zur Doping-kontrolle gekommen waren. (TZ)

02.03.2009 Die Antwort des DFB folgt prompt am nächsten Tag.

Koch erklärte, dass das DFB-Kontrollsystem deckungsgleich mit dem der Uefa für den Europapokal sei: “Wir haben eine Regelung, die internationaler Fußball-Standard ist. Dies geschah in Abstimmung mit der Nada: Wettkampfkontrollen über den DFB, Trainingskontrollen durch die Nada.” Howman hatte vor allem das Fehlen der sogenannten Chaperons, die die Athleten in anderen Sportarten zur Dopingprobe begleiten, moniert. Koch war von der ARD wie folgt zitiert worden: “Diesen Chaperon brauchen wir eigentlich nicht, denn die Distanz von der Spielfeldbegrenzung bis zum Kontrollraum beträgt 30, 40 Meter in aller Regel. Das kann der Dopingarzt bestens überblicken.” Nach ARD-Informationen hatten die Nada und der DFB im Januar Gespräche über eine Übernahme der Wettkampfkontrollen geführt. Der DFB lehnte dies damals aber ab. (Abendblatt)

03.03.2009 Inzwischen taucht zusätzliches Beweismaterial im Fall der italienischen Profis auf. Der CAS denkt über eine vorübergehende Aufhebung der Sperren nach.

Aufgrund neuer Beweise rollt der Internationale Sportgerichtshof (Cas) das Verfahren gegen die italienischen Fußballprofis Daniele Mannini und Davide Possanzini wieder auf. Beide waren am 29. Januar von den Cas-Richtern für ein Jahr gesperrt worden, weil sie nach dem Spiel von Brescia gegen Verona im Dezember 2007 zu spät zur Dopingkontrolle erschienen. Nach Prüfung der „zusätzlichen Beweismittel“ will der Sportgerichtshof nun über das weitere Vorgehen entscheiden und darüber, ob die Sperren bis zum Abschluss des Verfahrens vorübergehend aufgehoben werden. (Tagesspiegel)

Auch Philipp Lahm äußert sich zum Thema Doping im Fußball. Dabei gibt er sich sehr vage, beteuert seine Unschuld, erklärt, dass man sich schon als Amateur mit dem Thema beschäftigen muss, kann sich aber nicht vorstellen, dass Doping im Fußball soviel bringt.

Fußball ist ein sehr variables Spiel. In 90 Minuten wechselt man sehr oft das Tempo, muss mit und ohne Ball laufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein Aufbaumittel etwas bewirkt.

Beim FC Bayern ist das nicht üblich. In München holt ein Physiotherapeut die beiden ausgelosten Spieler direkt vom Platz ab und geht mit ihnen einen festgelegten Weg in den Raum der Dopingkontrolle. Dort wird man dann von den Kontrolleuren erwartet. Ich vermute, es gab in Hoffenheim ein Missverständnis oder es war eine Dummheit, erst in die Kabine zu gehen. In den Anti-Doping-Regeln steht, dass die Kontrolleure den Spieler im Auge haben müssen. (ZEIT)

04.03.2009 Die Meinungen bestimmter Personen wiederholen sich und werden nicht intelligenter. Karl-Heinz Rummenigge fordert Milde im Fall, da das Ergebnis der Probe ja negativ gewesen sei.

“Ob die Spieler nun um 17.48 oder um 17.38 Uhr in der Doping-Kabine antreten, ist völlig egal. Wichtig allein ist das Ergebnis: Und das war negativ. Das ist doch am Ende das Entscheidende.” (n-tv)

05.03.2009 Was genau manipuliert werden kann, berichtet Wilhelm Schänzer, Dopingexperte der DSH in Köln.

Schänzer: Man versteckt beispielsweise ein kleines Fläschchen mit Fremdurin im Genitalbereich. Den Inhalt lässt man anstatt des eigenen Urins in das Probenfläschchen laufen.

ZEIT: Und das fällt nicht auf?

Schänzer: Die Kontrolleure müssen schon genau hinsehen. Man kann auch (wenn man nicht unter Beobachtung ist) den eigenen Urin entsorgen und über einen Katheder Fremdurin in die Blase füllen. Bei einem solchen Verdacht können die Kontrolleure eine weitere Probe unter Aufsicht verlangen. Oder im Labor wird versucht, über einen DNA-Abgleich die Manipulation nachzuweisen. (ZEIT)

06.03.2009 Die Entscheidung im Fall Ibertsberger/Janker ist gefallen. Der DFB verurteilt die beiden Spieler nicht zu einer Strafe, sondern spricht beide Akteure frei von Schuld. Stattdessen wird nun gegen den Verein, bzw. die Dopingbeauftragten des Vereins ermittelt.

Nach eingehender Beratung und Befragung ist die Antidopingkommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu dem Schluss gekommen, dass das verspätete Erscheinen der beiden Fußballprofis zu einer Dopingkontrolle keine Sperren der Spieler nach sich zieht. Dafür stehen öffentlich nun Mannschaftsarzt Dr. Pieter Beks und Physiotherapeut Peter Geigle, in Zweitfunktion Dopingbeauftragter bei 1899 Hoffenheim, am Pranger, ferner hat der Verband bereits seinen Kontrollarzt Dr. Rainer Klischies und Assistent Frank Cleve vom Dienst suspendiert. (taz)

Was diese Entscheidung für tragende Folgen haben kann, zeigt Jens Weinreich umfassend auf. CAS, NADA und WADA waren sich zuvor sicher gewesen, dass es eine mindestens einjährige Sperre geben würde, allerdings gab es da noch das Hintertürchen im Reglement des DFB. Eventuell lässt sich dieses Hintertürchen auch in anderen Sportarten finden. Mehr Infos bei Weinreich.

Am gleichen Tag wird bekannt, dass Philipp Daems von Borussia Mönchengladbach nach einem Spiel am 26.10.2008 zu spät zur Dopingprobe kam.

Kurz nach der vorläufigen Einstellung eines Sportgerichts-Verfahrens gegen zwei Hoffenheim-Spieler ist ein neuer Zwischenfall bei einer Doping-Kontrolle in der Bundesliga bekannt geworden. Nach einem Bericht der “Bild-Zeitung” erschien am 26. Oktober 2008 der Gladbach-Spieler Filip Daems (30) rund 45 Minuten zu spät zu einer angeordneten Doping-Kontrolle. Unklar ist dem Bericht zufolge, ob dieser Fehler von Daems oder vom Kontrolleur zu verantworten ist. Die Firma PWC, die den Test durchgeführt hatte, hatte offenbar den Zwischenfall nicht weitergemeldet, den Kontrolleur aber entlassen. Spieler, die zu spät zu einem Dopingtest erscheinen, können mit monate- oder jahrelangen Spielsperren bestraft werden. (nts)

Die Nada wurde nach Angaben ihrer Sprecherin Ulrike Spitz über den Brief der PWC informiert. Die Agentur habe auf Nachfrage erfahren, dass der Kontrolleur wegen eines Fehlverhaltens entlassen worden sei und erst danach von Unregelmäßigkeiten berichtet habe. “Wir müssen jetzt herausfinden, was passiert ist”, sagte Spitz. DFB-Präsident Theo Zwanziger: “Der Vorfall zeigt, dass auch bei von der Nada beauftragten Kontrollen Fehler passieren können.” (RP)

10.03.2009 Der Fall Hoffenheim wird am 16.03.2009 ab 11:00 Uhr in der DFB-Zentrale verhandelt. Zur Verhandlung stehen die Annulierung des Punkts in Gladbach, sowie eine Geldstrafe für den Verein. Die Spieler waren bereits letzte Woche “frei” gesprochen worden.

Stattdessen werden jetzt die Hoffenheimer Offiziellen in die Verantwortung genommen. Der DFB-Kontrollausschuss hat 1899 Hoffenheim offiziell wegen eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Richtlinien des Verbandes angeklagt. Gegen Geigle wurde wegen unsportlichen Verhaltens Anklage erhoben. Im schlimmsten Fall droht Hoffenheim eine Geldstrafe von bis zu 150.000 Euro und die Aberkennung des einen in Gladbach gewonnenen Punktes. Der DFB hat bereits angekündigt, aus den Geschehnissen Konsequenzen zu ziehen und ein Chaperon-System wie beim Radsport einzuführen. Ibertsberger und Janker gingen zwar zunächst straffrei aus, weil die Profis nicht über die Auslosung zur Doping-Probe informiert worden waren. Sollten sich jedoch nach der mündlichen Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht am Montag neue Schuldvorwürfe gegen das Duo ergeben, wird der DFB-Kontrollausschuss das Verfahren gegen die beiden Spieler wieder aufnehmen. Die Verhandlung leitet Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts. (Sid/11 Freunde)

16.03.2009 Das DFB-Sportgericht entscheidet, dass die TSG Hoffenheim eine Strafe von 75.000 Euro zu zahlen hat. Der Dopingbeauftragte der TSG Peter Geigle muss eine Strafe von 2500 Euro zahlen. Der Einspruch von Borussia Mönchengladbach wird auf Anraten des DFB fallen gelassen. Vor der Verhandlung erklärt der DFB, dass sie in der kommenden Saison das Chaperon-System einführen werden.

17.03.2009 Die Auflösung des Hoffenheimer Dopingproben-Falls verursacht nur ein leises Rascheln im Blätterwald. Die Hamburger Abendzeitung zitiert u.a. NADA-Prozessbeobachterin Berninger.

“Ich bin überrascht über die mangelnden Kenntnisse der Antidoping-Bestimmungen und Kontrollabläufe”, sagte die Antidoping-Beauftragte der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada), Anja Berninger, als Prozessbeobachterin und empfahl, “die Abläufe zu überdenken”. Ihre Ohren seien bei der Zeugenbefragung “gewachsen”: “Sicherlich wird es im Nachgang Gespräche mit dem DFB geben.”

Die Süddeutsche weist noch einmal auf die vorliegenden Fehler, anscheinend von allen Parteien hin.

Bei der fünfstündigen Verhandlung in der Verbandszentrale in Frankfurt wurden auch zahlreiche Verfahrensfehler seitens der beklagten Hoffenheimer, der Mönchengladbacher – aber auch seitens des Verbandes offenbar. So wird der DFB als Konsequenz aus dem Fall ab der nächsten Saison das sogenannte Chaperon-System mit neutralen Begleitpersonen einführen, das in anderen Sportarten längst üblich ist. Der DFB will zudem wegen seiner “Unterwerfung unter den WADA-Code” prüfen, ob Berufung gegen das Urteil eingelegt wird. (SZ)

Gianni Costa in der RP kritisiert offen das Urteil:

So sieht also der knallharte Anti-Doping-Kampf Marke DFB aus. Man versichert sich gegenseitig, wie wichtig man einen sauberen Sport findet. Allein die Tatsache, dass ein Verband selbst über ein Fehlverhalten richtet, an dem er unmittelbar beteiligt war, zeigt, welches Bewusstsein beim DFB in diesem Punkt noch immer herrscht. Glaubwürdigkeit im System erreicht man so ganz bestimmt nicht. Wer nichts zu verbergen hat, der stellt sich künftig einfach dem Urteil des Deutschen Sportschiedsgerichts. Das ist seit dem 1. Januar 2008 genau für solche Fälle eingerichtet worden. (RP)

Gerold Knoer mahnt den DFB, das Urteil genau zu überprüfen.

In diesen wirtschaftlich schweren Zeiten wird ja mit großen Zahlen nur so um sich geworfen. Stichworte sind die Milliarden-Verluste der Banken und die schöne Vokabel “Rettungsschirm”. Und manch einer fragt sich: Hat eine Billion neun, zwölf oder vielleicht gar fünfzehn Nullen?

Dass es auch wesentlich bescheidener geht, bewies das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Die Geldstrafe von 75 000 Euro, zu der 1899 Hoffenheim wegen des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Richtlinien des DFB verurteilt wurde, klingt im Vergleich zu obigen Zahlen geradezu “niedlich” – zumal wenn man noch bedenkt, dass hinter dem Bundesliga-Aufsteiger Milliardär Dietmar Hopp als Mäzen steht.

Dass die Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker, die am 7. Februar in Mönchengladbach zehn Minuten verspätet zur Dopingprobe erschienen waren, freigesprochen wurden, ist richtig. Der Dopingbeauftragte des Vereins hatte “vergessen”, beiden Bescheid zu geben. Die gestrige Verhandlung freilich ergab noch weitere Fehler. Der DFB-Kontrollarzt hielt sich nicht an gültige Richtlinien, der Gladbacher und der Hoffenheimer Vereinsarzt waren in den Kontrollräumen, obwohl sie dort gar nicht sein durften, die Zuständigkeiten waren nicht klar aufgeteilt. Auch der Verband und Mönchengladbach hätten also auf die Anklagebank gehört.

Der Fußball lebt nach wie vor von seinem Saubermann-Image, was auch die (verspäteten) negativen Kontrollen in Gladbach unterstreichen. Er ist auch ein Geschäft mit vielen Nullen. Nachlässigkeiten im Anti-Doping-Kampf können sich der DFB und die Deutsche Fußball-Liga DFL allein schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten, wie der Absturz des Radsports nachhaltig mahnt. Insofern ist das DFB-Präsidium gut beraten, das Urteil seines Sportgerichts genauestens zu überprüfen. (BöZ)

Matt Lieske in der Berliner Zeitung gehört ebenfalls zu den Kritikern.

Eine durchaus verblüffende Erkenntnis. Schließlich hatte ein klarer Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen vorgelegen, da die Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker erst mit zehnminütiger Verspätung im Kontrollraum erschienen waren. Weil sie, wie die Hoffenheimer – allerdings recht spät – geltend machten, nicht rechtzeitig informiert worden waren, war es korrekt, die Profis nicht zu belangen. Dennoch dürfte das Sportgericht kaum in der Lage gewesen sein, zweifelsfrei, etwa durch Aussagen unabhängiger Zeugen, zu klären, was die Spieler in den fraglichen zehn Minuten genau taten.

Die unnötig umfassende Entlastung in der Urteilsbegründung lässt daher ebenso den Geist der Bagatellisierung erkennen wie das sehr milde Urteil von 2 500 Euro Geldstrafe für den Hoffenheimer Anti-Doping-Beauftragten und 75 000 Euro für den nicht gerade am Hungertuch nagenden Klub. In das Bild eines nach wie vor gering ausgeprägten Problembewusstseins in Sachen Doping passt auch, dass nicht einmal ansatzweise in Betracht gezogen wurde, den Einspruch des Hoffenheimer Gegners Borussia Mönchengladbach gegen die Wertung des 1:1 ausgegangenen Spiels ernsthaft zu prüfen. Weil komplette Aussichtslosigkeit signalisiert wurde, zog Gladbach den Protest zurück. (BZ)

Bei den Bloggern ist es ebenfalls relativ ruhig. Über Twitter kamen hauptsächlich Kommentare, à la”Naja – zahlt er halt aus der Portokasse.” Jens Weinreich beschränkt sich, etwas überraschend, auf die reine Darstellung des Endausgangs. Lediglich in den Kommentaren klingt seine Meinung zum Thema durch.

Enno von der Welt Hertha Linke erklärt, dass ein Punktabzug der Hoffenheimer fällig gewesen wäre.

Im Fall Hoffenheim hätte es mindestens einen Punktabzug geben müssen. Denn nun konnte sich Hoffenheim darauf berufen, alles so lasch gemacht zu haben wie immer. Und wie alle anderen. Da wäre eine vereinzelte Strafe tatsächlich ungerecht gewesen. Noch viel ungerechter ist es allerdings, niemanden angemessen zu bestrafen, bzw. ob der laschen Kontroll-Politik keine internen Konsequenzen beim DFB zu ziehen. Statt dessen eiert der selbstverliebte Verband wie gewohnt im Doping-Sumpf herum und wäscht sich und die beteiligten Akteure rein. Frei von Schuld wollen sie sein. Aber es ist das gleiche Problem, wie bei den Betreuern, die ihre eigenen Spieler kontrollieren: Der DFB “kontrolliert” sich selbst und macht wie immer großzügig beide Augen zu. Nein, er setzt sogar noch einen drauf. (WHL)

Ergänzungen, Korrekturen sind wie immer erwünscht und gern gesehen.

  1. Falls ein Spieler die Abgabe einer Urinprobe verweigert oder nur eine geringere als die in § 10 Nr. 3 vorgeschriebene Menge abgibt, muss er die Gründe dafür schriftlich darlegen. In jedem Fall ist der Doping-Kontrollarzt verpflichtet, dies zu vermerken und die Anti-Doping-Kommission umgehend wissen zu lassen.
  2. Bei Dopingvergehen gelten die folgenden Strafen: a) Im Falle des Nachweises von Doping gema?ß § 6 Nr. 2., Sa?tze 1 und 2, der Weigerung gema?ß § 6 Nr. 3., sich einer angeordneten Dopingkontrolle zu unterziehen, der Manipulation oder des Versuchs der Manipulation einer Dopingkontrolle sowie im Falle des Besitzes, Gebrauchs oder versuchten Gebrauchs von Substanzen aus verbotenen Wirkstoffen oder der Anwendung verbotener Methoden ist gegen den Spieler eine Sperre von zwei Jahren, im Wiederholungsfall auf Dauer, zu verha?ngen. Ergibt die von einem vom IOC anerkannten Labor durchgefu?hrte Analyse einer Urinprobe oder anderen Probe das Vorhandensein einer verbotenen Substanz im Ko?rper (Gewebe oder Ko?rperflu?ssigkeit) gema?ß der vom DFB als Anhang A zu den Anti-Doping-Richtlinien des DFB in der jeweils gu?ltigen Fassung herausgegebenen Liste oder die Anwendung einer nach dem genannten Anhang A verbotenen Methode, so gilt dies als Anscheinsbeweis fu?r einen schuldhaften Dopingverstoß. Der Anscheinsbeweis kann erschu?ttert werden, wenn erwiesenermaßen Tatsachen einen anderen Geschehensablauf ernsthaft als mo?glich nahe legen.
  3. Die Weigerung oder das Unterlassen ohne zwingenden Grund, sich einer angekündigten Probenahme zu unterziehen, die gemäß anwendbaren Anti-Doping-Bestimmungen zulässig ist, oder ein anderweitiger Versuch, sich der Probenahme zu entziehen.
  4. Hat in einem Spiel in einer Mannschaft ein gedopter Spieler mitgewirkt und ist dieser Spieler wegen Dopings bestraft worden, oder weigert sich ein Spieler schuldhaft, sich einer Dopingkontrolle zu unterziehen, so wird dieses Spiel fu?r seine Mannschaft, falls sie das Spiel gewonnen oder unentschieden gespielt hat, mit 0:2 Toren als verloren gewertet. Fu?r den Gegner bleibt die Spielwertung vorbehaltlich der Regelung in Absatz 2 bestehen. Von dieser Spielwertung kann bei Vorliegen besonderer Umsta?nde zugunsten der Mannschaft des gedopten Spielers abgewichen werden. Es kann in diesem Fall alternativ erkannt werden auf:
    – Besta?tigung der urspru?nglichen Spielwertung;
    – teilweise Aberkennung der von der Mannschaft des gedopten
    Spielers mit dem Spiel gewonnenen Punkte unter Beibehaltung des
    Torergebnisses;
    – Spielwiederholung.
    In Abweichung von Absatz 1, Satz 2 wird das Spiel mit 2:0 Toren fu?r den Gegner als gewonnen gewertet, wenn der Einsatz des gedopten Spielers den Ausgang des Spiels als unentschieden oder als fu?r den Gegner verloren mit hoher Wahrscheinlichkeit beeinflusst hat. Sa?tze 3 und 4 des Absatzes 1 finden in diesem Fall keine Anwendung.