Eine kurze Erklärung von fast allem

Trainer werden daran gemessen, ob sie ihre Ziele erreichen. Dies musste jüngst “jeden-Spieler-jeden-Tag-ein-bisschen-besser-machen”-Guru Jürgen Klinsmann erfahren, der sich zwar immer noch in Schlagweite des Ziels “Deutscher Meister” befand, aber nur das Champions-League- und DFB-Viertelfinale mit dem großen FC Bayern erreichte. Die Verantwortlichen sahen die Ziele verfehlt und damit war der Drops gelutscht. Dass das Problem des Jürgen K. noch wesentlich vielschichtiger war, lass ich an dieser Stelle unberücksichtigt.

Schließlich soll es hier um den Trainer Bruno Labbadia gehen. Der hat zusammen mit dem Vorstand vor der Saison ausgelobt, dass das Ziel die internationalen Plätzen sind. Das wären erstmal die Plätze 1-5, wenns mal vogelwild in der Spielzeit läuft, kann man auch als 6. ins internationale Geschäft. Dann gibt es noch die “Umwege”. So kann man beispielsweise als Sieger eines internationalen Pokals, diesen im Jahr darauf verteidigen. Kommt aber für die Werkself gar nicht in Frage. Also wäre da noch der DFB-Pokal. Gewinnt man den, spielt man international in der Saison 2009/2010.

Blicken wir nun auf den Ist-Zustand erkennen wir folgendes. In der Liga ist schon mal das Ziel verfehlt worden. Rein rechnerisch ist bestimmt das Erreichen von Platz 5 noch irgendwie möglich. Gehen wir aber mal mit Realismus an die Sache und nicht mit Mathematik, erkennen wir schnell, dass es eher auf Platz 9 oder 10 hinausläuft. Doch es gibt ja noch den DFB-Pokal. Hier steht die Elf im Finale und kann mit einem Sieg die UEFA-Euro-League erreichen.

Was wir aber noch sehen ist, ein bisheriger Saisonhöhepunkt am 13. Spieltag mit Platz 1 in der Tabelle. Seitdem eine konstante Verschlechterung der Leistungen, ein Abrutschen auf Platz 9, kein Heimsieg seit November mehr und einen grauenvollen Höhepunkt am Samstag gegen den KSC, der an mausgraue Tage in den 80ern erinnerte.

Weiterhin sehen wir einen Torwart, der es nicht schafft seine Leistungen zu stabilisieren und seit Mitte der Hinrunde immer wieder für Angst und Schrecken in der Hintermannschaft von Bayer 04 sorgt. Eine Hintermannschaft, die seit dem ersten Spieltag bei Standards grottenschlecht agiert und in der Rückwärtsbewegung oft zu pomadig und unaufmerksam wirkt. Ein Mittelfeld, dass seit Anfang der Saison herrlichen, schnellen Konterfussball spielen kann, aber an einem dicht gestaffelt stehenden Gegner in der Regel verzweifelt. Ein Stürmerpaar, dass wie eine alte Ehe wirkt. Der eine versucht die Beziehung durch viel Einsatz zu retten, der andere steht nur resigniert in der Gegend rum.

Bruno Labbadia wurde nach vielen Problemen befragt und wie er sich erklären würde, dass Arbeit und Ertrag in keinem günstigen Verhältnis stehen. Die Litanei lautet, dass die Spieler noch jung sind, dass sie gut arbeiten, aber dass sie noch in der Entwicklung sind. Ist nicht ein Trainer da, um die Entwicklung positiv zu beeinflussen? Oder dauert die Entwicklung wirklich so lange?

Dann wäre es gut, wenn man Labbadia das Vertrauen ausspricht, oder? Nicht so wie bei Skibbe, der das letzte Ziel knapp verpasste und dann gehen musste. Erstaunlich, dass sogar einige Medienvertreter das so sehen. So spricht sich die RP speziell gegen das Team aus und für den Trainer, dabei fordern doch normalerweise vor allem die bösen Journalisten den Rauswurf des Trainers.

Dieses unerträgliche Beispiel der Entschleunigung eines hoch bezahlten Ensembles sucht nach übleren Vorbildern. Es durfte sich interpretieren lassen als einziger Affront gegen die Führung des Klubs, gegen die Fans, von denen Bayer als Stamm lediglich überschaubar viel hat – und gegen den Trainer. (RP, Bonnekoh)

Doch gibt es auch andere Stimmen im Blätterwald, die behaupten, dass es kriselt zwischen Trainer und Team. Zwietracht wird gesät. Der Trainer sei zu akribisch, zu viel Videoanalysen, die Einheiten zu hart.Wo kommen diese Stimmen her? Und sind sie wahr? Löblich finde ich, dass überhaupt jemand mal über den Trainer in Leverkusen spricht.

Wichtig in solchen Situationen ist doch, dass man einen klaren Kopf behält. Das man die Situation kühl, analytisch untersucht. Woran liegt es, dass es nicht läuft? Dass all die Nationalspieler und ambitionierten Akteure plötzlich einen solchen Leistungsabfall durchlaufen?

Gut – das letzte Spiel darf man sicherlich der Mannschaft ankreiden, aber davor? Muss man den Trainer nicht wenigstens hinterfragen? Ist das nicht auch ein Zeichen an die junge Mannschaft? Wir machen alle Fehler, es läuft gerade nicht so gut, lasst uns gemeinsam schauen, wo wir uns verbessern können. Man muss den Trainer ja nicht gleich entlassen.

Nein, die Mannschaft ist Schuld. Prämien werden eingefroren – der Rest von Bayer 04 ist sich keiner Schuld bewusst.

PS. Der Titel ist natürlich irreführend. Hier wird weder etwas erklärt, noch in kurzer Form.

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