Interview mit Ronald Reng

Ronald Reng, Jahrgang 1970, bekannt geworden durch sein Buch “der Traumhüter”, heute vor allem und besonders als Journalist tätig für die Süddeutsche Zeitung, den Zürcher “Tagesanzeiger”, oder beispielsweise das Magazin für Rasenpflege aus Österreich: Null Acht. Lebend in Barcelona, gerade unterwegs in Schweden, die U21-Europameisterschaft besuchend. Ronnie – so wirst du in der Regel im Netz vorgestellt, wie würdest du dich selber den Lesern hier im Blog vorstellen?

Für die Leute im Profifußball erfülle ich alle Klischees des Ahnungslosen: Ich bin ein gescheiterter Torwart – und Torhüter haben ja grundsätzlich keine Ahnung von dem Spiel … – und bin dann als 16-jähriger, nach einem 0:7 gegen Kickers Offenbach zum Ersatztorwart degradiert, auch noch Leichtathlet geworden, und das ist ja das größte anzunehmende Schimpfwort im Fußball: Leichtathlet. Ich allerdings muss gestehen: In der Leichtathletik machte ich Erfahrungen, die findest du im Fußball einfach nicht: Zum Beispiel entdeckte ich sogar an Bayer Leverkusen schöne Seiten: eine Siebenkämpferin namens Silke Knut, das muss bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften 1990 in Göttingen gewesen sein. Ich habe sie natürlich nur aus der Ferne bewundert. Na ja, aber weil es dann mit Silke, ähm, ich meine: mit dem Sport nichts wurde, und weil ich nicht besonders gut reden kann, bin ich dann Schreiber geworden.

Du bist also wegen Silke Knut, Journalist und Schriftsteller geworden? Im Ernst, da muss es doch noch einen anderen Hintergrund gegeben haben? Hast Du in irgendeiner Form eine Ausbildung in Richtung schreibende Zunft gemacht, oder bis du einfach da reingerutscht?

Gibt es einen besseren Grund für einen 19-Jährigen irgendetwas zu tun als Silke Knut?! Also, ich gehe einmal davon aus, dass meine Frau Fußballwebseiten meidet und also dieses Interview nicht liest, möchte aber festhalten, dass ich meine Frau erst mit 21 – nach Silke Knut – kennengelernt habe. Geschrieben habe ich allerdings sogar schon vor Silke Knut, mit 13 habe ich bei einer Lokalzeitung in Frankfurt, dem Höchster Kreisblatt, angefangen. Das war sehr amüsant, wenn ich als 13-Jähriger ankam und sagte: “Guten Tag, bin der Mann von der Zeitung.” Ich habe meinen Job, etwa über den lokalen Schornsteinfeger zu berichten, selbstverständlich absolut ernst genommen. Und so habe ich eigentlich nie etwas anderes gemacht als Schreiben, ohne groß darüber nachzudenken, ob ich das will oder was ich werden will.

Wie schon erwähnt, befindest du dich gerade in Schweden, um über die U21-EM zu berichten. Die deutsche Mannschaft wurde im Vorfeld, nicht nur durch die Medien, sondern auch beispielsweise durch Sportdirektor Matthias Sammer in die Favoritenrolle auf den Titel gedrängt. Das erste Spiel gegen Spanien war verheißungsvoll, jedoch schien vorne der Knipser zu fehlen. Wie schätzt du das Leistungsvermögen der deutschen Elf ein?

Es ist eine Mannschaft, die unbedingt eine Elf sein will – und das hebt sie zum Beispiel von der aktuellen spanischen U21 und etlichen deutschen Junioren-Nationalteams in der Vergangenheit ab: In den U21-Teams hast du ja immer das Problem, dass die besten Spieler sich eigentlich schon als A-Nationalspieler sehen und deshalb nur solala motiviert sind, und dass der Bundestrainer mangels Training nie richtig Zeit hatte, taktische Automatismen einzuspielen. Das ist diesmal definitiv anders. Die Deutschen hier arbeiten mit einer enormen Intensität und es lässt sich auch nicht übersehen, dass sie dank der radikal verbesserten Jugendausbildung im deutschen Fußball (Leverkusen übrigens ist da spitze), in der Breite technisch und athletisch Spieler haben, die keinen Vergleich scheuen müssen. Ich denke da zum Beispiel an Dennis Aogo vom HSV, anders als Özil oder Marin nicht einer, über den pausenlos geredet wird – aber das ist ein Spieler, den könntest in jeder Liga der Welt, in fast jeder Mannschaft reinstellen und er würde seinen Job ordentlich machen.

Welchen Einfluss haben denn die Medien auf diese jungen Spieler? Du sagst, Aogo könnte überall spielen und er würde es gut machen. Gelänge das einem Marin oder einem Özil auch? Oder ist der Druck auf diesen Spieler schon zu hoch? Forcieren die Spieler, beispielsweise durch ihre Berater, die Darstellung in der Öffentlichkeit? Und gibt es noch mehr Aogos? Wie schätzt du die Lage ein?

Tja, kaum habe ich das gesagt, macht Aogo ein weniger strategisches Spiel gegen Finnland … Ändert aber nichts an meiner Meinung über ihn. Özil und Marin sind selbstverständlich in dem Sinne besondere Spieler, da sie mit ihrer engen Ballführung und Fähigkeit, auf höchstem Dribbeltempo die Richtung zu wechseln, sehr seltene Begabungen haben. Wäre interessant zu sehen, wenn Werder Bremen nächste Sasion das System auf 4-3-3 umstellt und Özil und Marin auf den Flügeln, als nach innen ziehende Außenstürmer. Könnte ein Spektakel werden. Ich sehe beide ja hier in Schweden zum ersten Mal über längere Zeit, meine Meinung ist von daher frisch, aber basiert auch nur auf beschränkten Eindrücken: Aber Özil wirkt sowohl physisch wie körperlich weiter als Marin. Aber war das überhaupt deine Frage? Die Medien, gut … Die Medien sind ein Presslufthammer unter vielen, die den Druck auf die Spieler erzeugen, und – generell – wirken die jungen – und vor allem junge deutsche Profis – auf mich heute darauf viel besser vorbereitet, als noch vor zehn Jahren. Diese Generation ist vor dem Fernseher mit all den Ran-Interviews und Talkshows aufgewachsen, Bravo-Sport in der Hand, die wissen instinktiv ganz genau, was auf sie zukommt, und sind zum überwiegenden Teil extrem professionell mit den Medien. Es wird immer Ausnahmen geben, Özil fühlt sich sichtbar unwohl von Journalisten umkreist. Aber die Regel ist eher Manuel Neuer, sicher auch kein geborener Universitätsdozent, der aber mit spielerischer Leichtigkeit mit den Medien fertig wird. Also, ich glaube, wenn es ein Spieler nicht schafft, da sind wir Medien ausnahmsweise einmal unschuldig.

Wie gehen den die Journalisten mit dem Druck auf die eigene Person um? Schließlich steht ihr auch mitten in der Öffentlichkeit. Fehler der Medien werden mannigfaltig im Internet wiedergekäut. Leute, wie beispielsweise Béla Réthy oder Marcel Reif müssen Spott ertragen. Frank Lussem vom kicker wird gerne von Köln-Fans in den diversen Foren angefeindet. Neulich stellte Hans Meyer das DSF-Doppelpass-Team bloß, als es um die Einsatzzeiten von Marco Marin ging. Wie ist dein Eindruck?

Grundsätzlich ist mein Eindruck: Wir Journalisten, die von Berufs wegen ständig irgendwen kritisieren, ertragen Kritik nur sehr schwer. Oft tun Journalisten Kritik schnell ab, da heißt es dann bei Fans: die haben sowieso keine Ahnung. Und bei Sportlern: die wollen nur Einfluss auf meine Texte nehmen. Manchmal stimmt das auch. Manchmal aber hat ein Spieler einfach recht, wenn Journalisten etwas falsch interpretieren oder einseitig dargestellt haben. Da würde man meiner Ansicht nach nicht die journalistische Unabhängigkeit aufgeben, wenn man sich entschuldigt.

In Spanien und England werden inzwischen immer höhere Summen für Topspieler investiert. In Deutschland wird das größtenteils kritisch kommentiert, beispielsweise durch die Herren Hopp und Netzer. Die Argumentationen gehen in unterschiedliche Richtungen, teils wird die Verschuldung der Clubs und eine damit verbundene Wettbewerbsverzerrung angesprochen, teils sei es moralisch nicht vertretbar, soviel Geld für einen Menschen zu zahlen, und und und. Wie wird die Problematik denn eigentlich vor Ort, z.B. in Spanien gesehen. Was sagen die Ligakonkurrenten von Madrid dazu, bzw. wie gehen Presse und TV mit diesen Summen um. Was sagt der Fan dazu?

In Spanien war bislang die grundlegende Haltung – und deshalb ging Reals Einkaufstaktik ja auf: Ist das geil, wir können uns die Besten kaufen! Das war so eine Art Kindergeburtstagsstimmung: die größten Tortenstücke alle für mich, hoho! Es ist ein Fakt, dass in Deutschland sehr schnell und sehr gerne moralisch diskutiert wird; diese Ebene wird in Spanien selten erreicht. Jetzt ist die Situation erstmals ein bisschen anders, weil Spanien das Land mit der am schnellsten wachsenden Arbeitslosigkeit in der EU ist – von 8 auf 16 Prozent in sechs Monaten – und die Banken vielen Firmen und Privatpersonen mit Problemen keine Kredite mehr geben. Aber da ist die Argumentation eher: Wie kann es sein, dass Real Kredite von den Banken kriegt, und mein Nachbar mit der Kugellagerfirma nicht? Moralisch – oder neidisch – wird da wenig argumentiert. Die Spanier gehen eher davon aus als die Deutschen, dass die Welt schlecht ist und daran nichts zu ändern ist. Deshalb gibt es in Spanien zum Beispiel auch nur sehr zaghaft eine öffentliche Debatte über Korruption und Doping im Sport. Wir hatten gerade diesen Fall: Es gibt eindeutige Zeugenaussagen von Spielern, dass Athletic Bilbao sich vor 2 Jahren den Klassenerhalt am letzten Spieltag erkauft hat. Da wurde einen Tag darüber berichtet – und dann nie mehr, in keinem Medium. Der Fußball-Verband sagte, er sei nicht zuständig, die Gerichte sagten, sie auch nicht, und weiter ging’s.

Ist die Lage in Deutschland denn eigentlich soviel besser? Wenn wir uns die ganzen Dopingaffären anschauen und wie die Sport-Verbände damit umgehen, wenn wir sehen, dass die Politik immer noch sehr wenig Einfluss auf diese Vorgänge nimmt?

Ich glaube, das System ist in der Tat überall dasselbe: Die Sportverbände haben kein Interesse daran, sich selbst wirklich zu kontrollieren – und für die Politiker ist Sport ein nebensächliches Thema, bei dem man auf einfache Art – indem man Sportler umarmt oder auf der Tribüne einer erfolgreichen Elf sitzt – viel von dem Glanz abbekommt. Allerdings sind Gesellschaft und Medien in Deutschland meiner Meinung nach doch mehr sensibilisiert (und das sind wir wieder bei diesem moralischen Land…), so dass es zumindest ein – wenn auch schwaches – Kontrollorgan des Sports von außen gibt. Wenn Du Dir anschaust, wieviel über Doping in deutschen Sportteilen berichtet wird und wie wenig im Vergleich über Betrug und Korruption in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen, dann hat das schon eine deutlich andere Dimension als in Spanien. Ich würde allerdings, wenn ich Sportchef einer deutschen Tageszeitung wäre (was ich Gottseidank nicht bin), beim heutigen Stand gar nicht mehr über die Tour de France und andere Profi-Radrennen berichten, keine Zeile, weil das offensichtlich ein an Betrug und Korruption verlorener Sport ist.

Was hältst du von den 30 Millionen, die Bayern München in Mario Gómez investiert? Profitiert die deutsche Liga nicht vielleicht auch davon, dass Spieler, wie Nigel de Jong ins Ausland verkauft werden für viele, viele Millionen Euro, die dann wieder in die Liga investiert werden können? Oder rechnet da das Milchmädchen mit?

Ich freue mich, Gómez mal bei einem Verein der ersten Platform zu sehen, weil ich neugierig bin, wie gut ist der wirklich? Oft wirkt er wie jemand, der es auch international in die erste Reihe schaffen könnte, und dann wieder … na ja, sein Nicht-Tor-Rekord im Nationalteam ist ja bekannt. Die Bundesliga ist gerade dabei, dank ihrer mehr oder wenig durchgehend ordentlichen Wirtschaftspolitik, den Abstand zum höchsten Niveau, also der spanischen und englischen Liga, enorm zu verringern, allerdings nur in der Breite. Das heißt, ein Siebter – oder wievielter ward ihr letzte Saison?! – wie Leverkusen ist mehr oder weniger schon auf dem Niveau eines Siebten in Spaniens oder Englands. Was unabsehbar ist, wie ein deutscher Verein außer Bayern München auf dem Niveau der potenziellen Champions-League-Sieger kommen soll. Da ist die Liga international nicht sexy genug und da fehlt das wirtschaftliche Potenzial der andere. Einer von Dortmund oder Schalke hätte diese Superstufe vielleicht erreichen können, wenn sie die letzten zehn Jahre in der Vereinsführung phänomenal gearbeitet hätten. Aber die hatten ja anderes zu tun.

Mal weg vom Fußball. Du legst dem Protagonisten deines Romans “Mein Leben als Engländer” 2003 “Der deutsche Negativismus hielt das Land am Laufen. Die Deutschen wollten denken: O Gott, die Wirtschaft krepiert, o Gott, noch mehr Arbeitslose, damit sie im Angesicht der eingebildeten Katastrophe dann noch verbissener, noch mehr arbeiteten” in den Mund. Die wirtschaftliche Situation ist definitiv nicht besser geworden. Was würdest du heute deine Romanfigur sagen lassen und wieviel eigene Meinung steckt in diesen Worten?

Heute würde Zoli – das ist der ungarische Held des Romans – vermutlich vor Erstaunen gar nichts mehr sagen können, weil die wirtschaftlichen Katastrophen nicht mehr eingebildet, sondern echt sind – und die Deutschen keine Lust mehr haben zu murren; die gehen lieber ins Fußballstadion, singen fröhlich – und sehen vor Singen gar nichts vom Spiel. Von mir steckt übrigens gar nichts in Zolis Meinung. Ich hatte damals versucht, mir vorzustellen, wie ein Ausländer Deutschland sehen könnte – und mich dabei eher an Meinungen von ausländischen Freunden orientiert als an meinen Gedanken. Aber eine Romanfigur in Mein Leben als Engländer ist ein bisschen authentisch: Zolis Bankerfreund, der nur mit Eintracht-Frankfurt-Trikot in die Kneipe geht, weil er sich sonst nicht locker fühlt. Ich hatte so einen Freund in London – was heißt “hatte”, er ist immer noch ein Freund. Ich habe ihn allerdings extrem verfremdet: Im wahren Leben trug er immer ein 1860-Trikot.

Ein kleiner Stich gegen die ganzen Vorsänger und Ultras in den Stadien?

Ja, wie du sagst: ein – kleiner – Stich. Den positiv gesehen, ist die Stimmung in deutschen Stadien die beste in Europa. Definitiv. (Und am besten natürlich in Frankfurt, klar). Ich allerdings finde es schon manchmal anstrengend, sich in deutschen Stadien auf das Spiel zu konzentrieren, wenn du von allen Seiten mit Fangesängen beschallt wirst, die mit der Dramatik, mit dem Moment auf dem Spielfeld überhaupt nichts zu hat. Zum Beispiel: Die Eintracht drängt und greift vehement an (passiert selten genug), versucht einen 0:1-Rückstand aufzuholen (passiert oft genug) und die Fans singen ein langsames Schunkellied. Die spuhlen das nur ab. Da bekomme ich immer Kopfschmerzen.

Gibt es noch mehr Entwicklungen im Stadion und rund um den Fußball, die dir missfallen?

Eigentlich nicht. Ich gehe ins Stadion, um Fußball zu sehen, und der Fußball wird immer besser. Das reicht mir.

Dein letztes Buch “Fremdgänger”, liegt jetzt vier Jahre zurück. Dürfen wir naher Zukunft noch einmal auf ein neues Werk hoffen, oder hat dich der Journalismus zeitlich zu sehr eingenommen?

Ein traumatisches Thema … Nein, ich habe inzwischen zwei weitere Romane geschrieben. Den einen habe ich allerdings verzockt – der war so, dass es besser war, ihn nicht zu veröffentlichen. Und beim anderen bin ich gerade beim Überarbeiten. Der erscheint! Im Herbstprogramm 2010 bei Kiepenheuer & Witsch.

Du blogst inzwischen auch relativ regelmäßig bei Footbo. Warum bloggen und was macht für dich den Reiz des bloggens aus?

Ach, Reize beim Schreiben spüre ich eigentlich nicht so – oder ist Qual auch ein Reiz? Ich schreibe dieses Blog hauptsächlich, weil ein Freund die Webseite gründete und mich massiv bedrohte, dass ich da schreiben müsse. Die Idee ist, dass ich ein paar Sachen, Beobachtungen, Einschätzungen, aus der Fußballwelt erzähle, die nicht in die normale Zeitungsform passen. Z.B. habe ich ja mal versucht, als Euer Rene Adler nach dem ersten Länderspiel gegen Russland von meinen Freunden von der Presse unglaublich gehypt wurde, diesen Hype zu relativieren. Ich wollte halbwegs fundiert – und sehr persönlich… – darstellen, warum zum damaligen (und jetzigen) Zeitpunkt Robert Enke die bessere Wahl für das Tor der Nationalelf sei – weil er momentan der einzige Torwart in Deutschland ist, der nicht wie die Talente Neuer und Adler vermutlich, höchst wahrscheinlich mal richtig Klasse wird, sondern schon seit fünf, sechs Jahren absolut bewährte Klasse darstellt. Mit Lars Leese, der ja auch mal bei Bayer Ersatztorwart war und mit dem ich den Traumhüter schrieb, führe ich übrigens einen Rosenkrieg: Er hält Rene Adler für das deutsche Torwartmaß aller Dinge, ich finde Enke zum jetzigen Zeitpunkt die seriöste Wahl – und gerate jedes Mal in Ekstase wenn ich Neuer sehe: diese Bewegungen, diese Explosivität – und diese Abschläge, die Abwürfe, die sind unfassbar, die sind nicht von dieser Welt. Was für ein Tier!

Ich muss gestehen, dass ich im Moment ebenfalls Enke vorne sehe und ihn für die richtige Wahl halte. Ebenfalls zustimmen muss ich dir bei Manuel Neuer. Was der Mann für eine Spieleröffnung hat ist großartig. Wieviele Chancen er erst jetzt im Spiel gegen Spanien bei der U21-EM durch seine Abschläge eingeleitet hat war formidabel, aber… auch ihm unterlief der ein oder andere dicke Schnitzer diese Saison. Es fehlt noch an Stabilität – eine Stabilität allerdings, die ein Rene Adler völlig verloren hat. Ist es bei ihm auch nur eine Schwächeperiode und sind diese Leistungsfluktuationen durch den damaligen Hype nach dem Russlandspiel entstanden?

Ich denke, es ist die normale Schwächeperiode eines jungen Torwarts, der mit seinen ersten Fehlern fertig werden muss. Die Frage ist nur: In welcher Verfassung kommt er da wieder raus? Das weiß heute niemand. Neuer, das sieht man bei dieser U21-EM, ist definitiv beschwingt und also besser vom Gefühl geworden: Ich habe meine Rückschläge gemeistert. Er wird natürlich auch wieder Fehler machen, aber bei Neuer bin ich mir nach dieser Saison sicher, dass er die Stabilisierung auf höchstem Niveau schaffen wird. Enke hat das auch geschafft, definitiv allerdings erst nach seiner Zeit in Barcelona vor fünf Jahren.

Zurück zum bloggen! Siehst du dein Bloggen als Qual oder das Schreiben an sich? Schließlich lebst du doch vom Schreiben?

Na, ich meinte schon das Schreiben an sich. Gibt schon auch Tage, wo ich es genießen, wo mich schreiben wirklich vor Glück brummen lässt, aber wir haben hier halt gerade das Mittsommerfest in Schweden und Schreiben am Morgen nach dem Feiern, das tut weh.

Zum Schluss brauche ich noch ein paar Leseempfehlungen von dir. Auf welchen Seiten bzw. bei welchen Blogs schaust du regelmäßig rein.

Da bin ich vermutlich eine Enttäuschung: Ich lese nicht wirklich im Internet, sondern haste so durch und nutze es eher zu Recherchen, das heißt ich klaue mir Informationen von anderen Medien. Aber die Fußball-Webseite vom Londoner Guardian ist sehr zu empfehlen, finde ich, und bei 11 Freunde gibt es eigentlich auch immer sehr interessante Sachen, etwas zuletzt ein Interview mit Karlheinz Riedle über seinen Sohn Alessandro, der jetzt auch Profi wird, bei Stuttgart. Sogar, wie in aller Welt Kalle und seine Frau auf den zu Riedle so wunderbar passenden Vornamen Alessandro kamen, haben sie ihn gefragt.

Vielen Dank für dieses unterhaltsame Interview!