Saisonrückblick 2009/2010: Der Trainer

Vor knapp einem Jahr wurde die Verpflichtung von Jupp Heynckes bekannt gegeben. Ein alter erfahrener Trainer-Haudegen, der nach einigen Jahren Pause, die Bayern Ende der Saison 2008/2009 noch in die Champions-League führte. Heynckes schien wieder Lust auf Bundesliga zu haben und prompt verpflichtete Leverkusen den Coach für zwei Jahre. Die Hälfte der Vertragslaufzeit ist nun verstrichen. Zeit für ein kleines Resümee im Zuge des Saisonrückblicks.

Folgendes schrub ich letztes Jahr:

Zum neuen Trainer. Jupp Heynckes. Zunächst einmal musste ich an Rinus Michels denken. Alter erfolgreicher Trainer kommt nach Leverkusen. Mit ihm große Hoffnungen, doch das Abenteuer Bundesliga geht für den Holländer schnell vorüber – ein nachhaltig positiver Eindruck bleibt nicht. Jupp Heynckes ist auch alt und erfolgreich, aber ich glaube, dass er der richtige Mann für Bayer sein kann.

Von dieser Meinung würde ich auch für Jahr 2 nicht abweichen.

Er hat alles, oder besser gesagt vieles erreicht. Er müsste sich das nicht antun, aber er will. Er scheint Spaß bekommen zu haben, mit jungen Leuten zu arbeiten, sie zu führen und ihnen taktische Ordnung beizubringen. Diesen Eindruck bekam man zumindestens in München, als er den Bayern wieder Leben einhauchte und sie nicht zum Meister machte, aber ihnen wenigstens eine Grundordnung beibrachte und Leute wie bspws. Podolski stärkte.

Die jungen Spieler scheinen es ihm tatsächlich angetan zu haben. Heynckes schaffte es aus Nobodys, die wenig oder fast gar keine Bundesligaerfahrung hatten, gute bis sehr gute Akteure für die Zukunft zu schaffen. Wenn man sich einen Stefan Reinartz anschaut, der zuvor in Nürnberg noch zweite Liga spielte und nun zum erweiterten DFB-Kader spielt, hofft man das die Entwicklung von Spielern wie Schwaab, Augusto, Castro und Kroos weitere große Schritte macht. Auch aus Toni Kroos formte er einen variablen Mittelfeldspieler, dessen Leistungen endlich wieder seinem Talent entsprachen. Stichwort Grundordnung: Die Defensive steht immer besser in Leverkusen – zwar stimmte die Ordnung zum Ende der Spielzeit nicht mehr ganz so oft, mit 38 Gegentreffern stellte man aber immerhin die drittbeste Abwehr der Liga.

Das sind Argumente für Heynckes, denn daran mangelte es Leverkusen fast über die gesamte Saison. Mit noch weiteren Verpflichtungen im Endzwanziger-Bereich, könnte die Werkself eine schlagkräftige Truppe versammeln, die nicht nur schön spielt, sondern auch eine gewisse Konstanz an den Tag legt und eine Saison vernünftig zu Ende bringt. Kein auseinanderbrechendes, hadernes Team, dass den Trainer hasst. Solche Zustände kann ich mir bei Heynckes nicht vorstellen.

Trotz der Ergebniskrise bei Bayer stellte sich Heynckes immer vor die Spieler, die es ihm prompt mit Loyalität dankten. Ein guter Grundstein für die nächste Spielzeit. Auf die Verpflichtungen im Endzwanziger-Bereich warte ich leider immer noch.

Soweit zu meinen Äußerungen vor der Saison. Auch in den Kommentaren gab es diverse Äußerungen, die jedoch hauptsächlich ins Negative gingen. 1

Ich würde mich freuen, wenn Heynckes der richtige Mann wäre, um die Möglichkeiten der Mannschaft besser auszuschöpfen, aber ich bezweifle es. (heinzkamke)

Aber eine Perspektive als Trainer und für die Spieler ist er mit Sicherheit nicht. Ein weiterer Trainer, der nur für maximal ein Jahr in Leverkusen bleibt. Schade. (Sebastian)

Mal sehen, wie viel verbrannte Erde Don Jupp in einem Jahr Leverkusen zusammenbekommt. Ausreichend viel Talent, das es endgültig zu verprellen gilt, hat der Club ja. (erz)

Vielleicht hat er sich wirklich verändert, vielleicht steht er jetzt vollends über den Dingen. Vielleicht war er aber auch nur deshalb so locker, weil er sich sicher sein konnte, dass jeder Misserfolg seinem Vorgänger angekreidet worden wäre … Ma’kucken. Ich würde jedenfalls drauf wetten, dass er seinen Vertrag nicht erfüllen darf. (Herr Wieland)

Ich schließe mich der Skepsis der anderen Kommentatoren bezüglich Heynckes an. Aus diesen fünf Spielen bei Bayern am Saisonende kann man nicht viel ablesen. […] Die letzten Stationen und die relativ lange Abstinenz sprechen gegen Heynckes. MMn eine Kurzschluss-Handlung von Holzhäuser, Völler etc. (Nick)

Die Kritiker wurden vorerst Lügen gestraft, jedoch kommt es nun tatsächlich auf die zweite Saison an. Sind die Spieler wirklich reifer geworden. Kann man mit der zusätzlichen Belastung Europa-League umgehen. Ist der Kader wirklich schon komplett? Heynckes forderte vor Saisonende Verstärkungen, die bisher sicherlich noch nicht in seinem Sinne verpflichtet worden sind. Gibt das noch Ärger? Ich bin ein bisschen skeptisch was die nächste Spielzeit angeht. Die Probleme werden sicherlich größer, als kleiner.

  1. Ich will niemanden bloßstellen, sondern lediglich die Stimmung vor der Saison wiedergeben.

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