Das K-Syndrom

Ja wieder Kießling. Wieder nicht nominiert. War doch klar. Interessiert doch keinen Menschen mehr. Kießling kann Tore schießen wie er will, er darf nicht mit zur Nationalmannschaft. Das hat zwei Gründe. Einmal Herr Kießling höchstselbst und der andere Grund ist Jogi Löw.

Stefan Kießling. Der liebe nette Kerl aus Franken. Blond, schlaksig, ungelenk, ein Bubigesicht. Zunächst Mitglied des Nürnberger Bundesliga-Kaders von 2002/2003. Dann des Zweitliga-Kaders 2003/2004. Kießling stakst durch die Stadien der Nation. Sein damaliger Trainer Wolfgang Wolf spottet, dass er dickere Knie habe, als Oberschenkel. Trotzdem spielt er immer häufiger. Ab und an trifft er. Er arbeitet sich zum Stammspieler herauf und wird von den Fans als sympathischer Kerl wahrgenommen. Als Kämpfer vor dem Herrn, der aber Bälle verstolpert, die er sich gerade noch erarbeitet hat und Chancen versiebt, die glasklarer nicht sein könnten.

Im Laufe der Jahre wechselt er nach Leverkusen. Die Wahrnehmung ändert sich kaum. Der Junge hat Talent. Nutzt es nur noch nicht so richtig. Trotzdem setzt er sich durch. Er spielt fast immer, ob alleine im Sturm, mit Theofanis Gekas oder Patrick Helmes oder jetzt Eren Derdiyok. Kießling ist gesetzt. Er bleibt trotzdem der liebe nette Kerl mit dem kindlichen Gesicht. Er lässt sich tätowieren. Irgendwie cool, würde der Schriftzug auf dem Unterarm nicht Tayler lauten und würde er diesen nicht immer, nach jedem Tor küssen. Das ist eher irgendwie süß. Treffen tut er immer häufiger.

Inzwischen sogar so oft, dass ihn die Nation gerne in der Nationalelf sehen würde. Die Presse ebenfalls, nur Trainer Löw nicht. Er lässt sich einen Bart wachsen und auch das finden alle irgendwie niedlich. Ist ja nur Flaum, was da am Kinn wächst. Die Wahrnehmung ist immer noch die gleiche. Er ist der liebe Kerl. Er fordert keinen Platz in der Nationalelf. Schweigt beharrlich. Andere glauben, dass er sowieso nur so oft trifft, weil sein kongenialer Partner Patrick Helmes noch verletzt ist und irgendjemand muss ja das Tor treffen für die Werkself. Er ist ja eigentlich nur die Nummer 2 in Leverkusen. Und so jemanden in die Nationalmannschaft packen? Nein – das passt nicht.

Das denkt wohl auch Jogi Löw. Einen Kießling mitnehmen, der vor Millionen Zuschauern gegen Russland Bälle verstolpert. Nein. Das geht nicht. Und aufmucken tut er ja auch nicht. Das ist fein für Löw, der vermeintlichen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen scheint, sich aber Spieler warm hält. Die Entscheidung für Südafrika ist noch nicht gefallen. Wer jetzt nicht nominiert ist, muss sich noch keine Sorgen um sein WM-Ticket machen (nebenbei ist man auch noch gar nicht qualifiziert). David Odonkor darf also noch hoffen.

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  1. Pingback: DailySoccer 04/10/2009 | Spielfeldrand - Das Magazin

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