Phantomtor-Betrachtungen

Ich hätte mir gewünscht, dass Stefan Kießling nach seinem Phantom-Tor einfach gesagt hätte, dass der Ball nicht drin war. Er wäre damit ein würdiger Nachfolger von Arne Larsen Ökland geworden, der einst ein ähnliches “Nicht-Tor” gegen die Bayern erzielte und danach den Schiedsrichter darauf aufmerksam machte (nachzulesen in diesem Machwerk, welches hoffentlich in den nächsten 2–3 Wochen erhältlich sein sollte). Leverkusen hätte weiter 1:0 geführt und vermutlich dennoch gewonnen. Bayer wäre für einige Stunden Tabellenführer gewesen und alle hätte ein wenig bewundernd nach Leverkusen geschaut, weil die Werkself immer noch oben mithält und auch solche eher durchschnittlichen Spiele gegen Hoffenheim gewinnt. Abgeklärt und souverän. Nun – es kam anders.

Vorne weg. Niemand, außer den betroffenen Personen weiß, was sie wirklich gesehen haben. Das Fernsehen schenkt uns Indizien, die uns jedoch keine absolute Gewissheit geben. Ich würde mir nie anmaßen aufgrund dieser Indizien über Menschen zu urteilen.

Nun kann man sagen, dass sich der Bayer-Fan da schön aus der Affäre zieht. Kann man und da habe ich kein Problem mit.

Ich hatte mir ja zu Beginn des Textes gewünscht, dass Stefan Kießling einfach hätte sagen sollen, dass der Ball nicht drin war. Leider gab es einige Punkte, die ihm das erschwert haben. Ich bin mir sicher, dass er gesehen hat, dass der Ball nicht drin war. Er dreht sich ab, rauft sich die Haare und plötzlich kommen alle Mitspieler zu ihm und gratulieren (deren Rolle lasse ich vorerst mal außen vor). Was tun? Ich hab doch gesehen, dass er daneben war? War er vielleicht doch im Tor? Hab ich mich getäuscht? Kein absolut abwegiger Gedanke, wenn man die Worte von Andreas Beck nach dem Spiel zu Hilfe nimmt. Der dachte genau das. Der war doch daneben, doch dann zappelt er im Netz. Na gut, dann habe ich mich eben verguckt.

Befindet man sich nun in dieser Phase, dass man Zweifel hat, wird man wohl kaum darauf kommen zum Schiedsrichter zu gehen und bitten das Tor annulieren zu lassen.

Nun zu den Mitspielern. Auch Reinartz dreht sich zunächst ab und ärgert sich. Auch Sam hebt die Arme um sich an den Kopf zu fassen, während Rolfes schon zum Ball läuft und ihn jubelnd noch mal ins Tor drischt. Wer von diesen Spieler hat nun mit Gewissheit gesehen, dass der Ball nicht drin war? Sam? Reinartz? Spekulation. Es hat bestimmt einer gesehen.

Nach der Szene ist Kießling beim Schiedsrichter und scheint nachzufragen, ob der Ball wirklich drin war. Da auch von Hoffenheimer Seite relativ wenig Proteste kamen und auch Brych und sein Team nichts gegenteiliges entdeckt hatten, entschied man sich fürs Tor. Fälschlicherweise.

Vielleicht hat das Ganze auch etwas Gutes. VIelleicht wird doch noch mal die Geschichte mit dem Hawkeye diskutiert. So ganz selten kommen diese Fehlentscheidungen ja nun doch nicht vor. Es wäre ein Piepen am Handgelenk, dass solche Aufreger vermeidet. Und natürlich lebt der Fußball von Aufregern, aber sicherlich nicht von Fehlentscheidungen.

Mein größtes Kompliment und Beileid gilt den Hoffenheimern, die nach der Partie sehr souverän reagiert haben. Allen voran Markus Gisdol. Bei den Reaktionen der Leverkusener bleiben Fragezeichen.

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