Sommerferien-Spaß

Gerade stand ich auf dem Balkon, schaute in den grauen Himmel und den darunter liegenden Garagenhof. Ein Dotz, vielleicht 12 Jahre steht da, mit einem Ball in der Hand, lässt ihn prallen, versucht ihn hochzuhalten, kickt ein bisschen und ballert alle fünf Minuten den Ball vor das Garagentor. Es sind Sommerferien. Die schönste Zeit für die Kinder. Habe ich zumindestens damals so empfunden.

Mit ein bisschen Sehnsucht dachte ich dann daran zurück, wie unbeschwert das Leben sein kann. Keine Verantwortung, kein Job, einfach nur bei den Eltern wohnen und im Sommer im Garten kicken. Ein Traum. Die Sommerferien waren damals eine lange Zeit. Wir fuhren höchsten 14 Tage in den Urlaub. Leider sprachen sich meine Eltern nie mit den Eltern meiner Freunde in den Nachbarschaft ab. Das hieß dann oft, entweder mit den Langweilerkindern spielen oder alleine kicken, weil die coolen Kids gerade im Urlaub waren.

Aber auch wenn die besten Freunde da waren, wurde die Zeit entweder nach dem Abendessen oder vor dem Abendessen für eine Partie Fußball genutzt. In der Regel gegen mich, bzw. einen imaginären Gegner. Oft lag ich mehrere Tore zurück und musste heldenhaft Tor um Tor aufholen. Da gab es Dribblings, da hätte selbst Messi mit der Zunge geschnalzt. Gegner um Gegner ließ ich stehen, in meinem Kopf rastete ein äußerst kompetenter Kommentator aus, aufgrund der Begebenheiten in diesem Garten und am Ende landete der Ball formvollendet im Tor.

Das Tor. Ja das war ein ungefähr 40 Zentimeter hoher Gartenzaun. In den Winkel schießen war eine besondere Kunst. Leider flog der Ball öfter mal in den Garten vom Alkoholikernachbarn. Ein beherzter Sprung, nach dem vorher die Lage geklärt wurde und dann gings weiter.

Ab und an spielte ich auch mit meinem Vater oder mit meinen fast 10 Jahre älteren Brüdern. In diesem Garten. So auch 1986. Im Sommer. 9 Jahre war ich alt. Deutschland spielte in Mexiko um den WM-Titel an diesem Abend. Es sah nicht gut aus. Die DFB-Elf lag schnell 2:0 hinten, also kickte ich ein bisschen mit meinem Vater. Dann gellte ein Schrei durch die Nachbarschaft und später noch einer. Wir guckten dann immer was passiert war. Beim 2:3 saßen wir dann wieder vor dem Fernseher.

Daran musste ich denken. An die Unbeschwertheit damals. An das Gefühl, dass ein 2:3 im Finale gegen Argentinien gar nichts schlimmes ist, wenn man Sommerferien hat. Es heiß ist. Das Freibad am nächsten Tag ruft. Und nach dem Abendessen eine Partie Fußball im Garten.

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