Warum Bayer Leverkusen scheiße ist

Auch andere Meinungen sind durchaus erwünscht und jaaa – ich war noch nie im Stadion. Warum auch? Fan kann man auch im Herzen sein. Aber für eine Kontroverse ist der Trainer Baade immer gerne gesehen und er hat sich netterweise für einen lieben Gastbeitrag bereit erklärt. Erste Frage war: Darf ich alles schreiben? Ja, du darfst – Wirklich alles? Jepp! Und dabei ist dieser wunderbare Beitrag heraus gekommen.

Bashing ist ja schwer in Mode, und deshalb auch schon wieder außer Mode, wer noch basht, der hat den letzten Pfiff nicht gehört. Bashing bezieht sich aber per selbst aufgestellter Definition nur auf Dinge, die aktuell passieren, während das hier kein Bashing ist, sondern eine Feststellung. Und was schon lange so feststeht, muss man ja nicht neudeutsch mit Bashing bezeichnen, sondern man darf es so nennen, wie es gemeint ist: Ein kleiner Reminder, dass auch Bayer Leverkusen Scheiße ist:

Das Fußballunternehmen Bayer Leverkusen ist Scheiße, das war schon immer klar. Warum?

Diese Frage stellt sich heute leider immer seltener als sie es das noch vor zehn oder 15 Jahren tat. Vor allem Wolfsburg und seit Kurzem Hoffenheim sind damit beschäftigt, Leverkusen den Rang als “Unsympath der Liga” abzulaufen. Da wirkt einer, den man nicht leiden kann, aber schon viel länger kennt, plötzlich gar nicht mehr so schlimm wie einer, den man nicht leiden kann, an dessen hässliche Visage man sich aber noch nicht gewöhnt hat.

Es darf jedoch nicht in Vergessenheit geraten, dass auch Bayer Leverkusen aus selbem Schiet und Dreck ist wie die anderen beiden Werksvereine. Da nützt es auch nichts, dass man aus dem einst abfällig genutzten “Werkself” jetzt eine Imagekampagne zaubert, gerade so wie Schwule sich nun Schwule nennen und wie … nun ja.

Warum also ist Bayer Leverkusen Scheiße?

Man kann ganz vorne anfangen, man kann in der Mitte anfangen oder man kann dort anfangen, wo wir jetzt sind. Fangen wir also vorne an, es macht ja keinen Unterschied, es bleibt überall gleich Scheiße.

Am Anfang

Leverkusen ist keine historisch gewachsene Stadt, sondern, — der Vergleich drängt sich auf — geradeso wie Wolfsburg nur aufgrund wirtschaftlicher Bedürfnisse zur jetzigen Größe angewachsen. Bekanntheit erlangt Leverkusen vor allem durch die Bayer AG und durch den Sportverein Bayer 04 Leverkusen. Womit klar wäre, dass ohne den Verein niemand, der nicht gerade in Aktien oder in Pharma unterwegs ist, überhaupt nur ein Wort über Leverkusen je verlöre. Gegründet wurde der Verein unter der Bezeichnung “Turn- und Spielverein 1904 der Farbenfabrik vormals Friedrich Bayer Co. Leverkusen” und von da an, 1904, ist Sendepause im deutschlandweit beachteten Fußballsport. Erstklassig wurde Bayer Leverkusen erst 1979, bis dahin füllt ein dickes, fettes Nichts die Geschichtsbücher zu den Punkten Fußball und Leverkusen. Und das war es dann auch schon. Keine regionale Meisterschaft oder mal eine Finalteilnahme, keine (wissenswerte) Historie und auch keine Nationalspieler, die schon mal vor dem zweiten Weltkrieg die deutschen, ähem, Farben vertreten hätten.

In der Mitte

Niemand wusste von Leverkusen, bevor dieses schließlich in die Bundesliga aufstieg. Fans: keine. Zuschauer: auch keine. Leverkusen war in der Mitte seiner Zeit (von heute aus gesehen) Scheiße, weil es eine graue Maus ohne jegliche Spielkultur oder auch nur Daseinsberechtigung war. Es krebste irgendwo in der Liga rum. Während man bei so Mannschaften wie dem VfL Bochum oder dem Karslruher SC wenigstens Sympathien à la graue Maus, die ums sportliche Überleben kämpft, aufbringen konnte, war in dieser Rubrik damals schon bei Bayer Fehlanzeige: ein Mal Relegation gespielt und ein Mal erst am letzten Spieltag gerettet (Andreas Brehme könnte da mehr erzählen), ansonsten immer mehr und immer stärker vom Werk abgefangen. Es gab und gibt kaum ein Risiko, das bei Bayer mal etwas sportlich kaputt gehen könne. Deshalb zog auch damals schon der Bonus des Kleinen, des Underdogs nicht, denn der war Bayer nie. Langweilig hingegen schon. Und als das Ulrich-Haberland-Stadion noch das Ulrich-Haberland-Stadion war, hatte man wenigstens eine Stein gewordene Mahnung darüber, welcher Fußball einen hier erwarten würde. Selbst derer hat man sich inzwischen entledigt, was, man ahnt es schon, einfach nur eins ist: Scheiße.

Nun ist es schon so weit gekommen, dass Leverkusen als originärer Bestandteil der Bundesliga in die Köpfe jener vordringt, die mit einer Teilnahme Leverkusens an der Bundesliga aufwachsen. Man weiß es nicht so genau bezüglich des Hausherren, es ist aber leider davon auszugehen, dass zu Zeiten seiner Erwachung Bayer Leverkusen schon in der 1. Bundesliga war und genau das für ihn nie in Frage gestellt wurde. Unfair, so etwas zu schreiben, wenn der Hausherr in Urlaub ist, und nicht darauf antworten kann, aber nun gut, nach Fairness wurde ja auch nicht gefragt.

Heute

Heutzutage muss man Leverkusen Scheiße finden, weil sie es trotz des erfolgreichen Fußballs zu seligen Daum’schen Drogen-Zeiten (Jens Nowotny: “Privat kennt man ihn zu wenig …”) und damit einhergehendem sportlichen Erfolg immer noch nicht geschafft haben, eine echte Fanbasis aufzubauen. Zu groß scheint die Konkurrenz im Kölner Raum mit dem 1. FC Köln. Und natürlich mit … und … tja. Es scheint so, als sei alleine die Konkurrenz des 1. FC Köln schon ausreichend, um dafür zu sorgen, dass es Bayer Leverkusen nun mal einfach nicht auf die Reihe bekommt, einen Fanstamm zu entwickeln. Nicht zufällig machte sich zuletzt erst jemand Sorgen darum, ob man nach Rückkehr aus der LTU-Arena das dann 30.000 Zuschauer fassende Stadion bei Spielen gegen Energie Cottbus oder gegen die SpVgg Unterhaching oder gegen Greuther Fürth oder was sonst so noch in Zukunft aus den Untiefen der zweiten Liga hochgespült werden wird, überhaupt vollkbekommen wird. Die Chancen stehen gut, dass dem nicht so sein wird. Und Freikarten kann man schließlich auch nicht unendlich verteilen, an Werks-Angehörige, an Schulkinder der umliegenden Dörfer oder an solche, die zufällig bei Maskes McDonald’s essen, weil sie auf der Reise von Bremen nach Freiburg im Leverkusener autobahn-nahen Meckes einen Zwischenstopp einlegen: Die meisten Bayer-Angehörigen haben ohnehin schon ihren eigenen, anderen Verein, und wer etwas auf sich hält, wird alles tun, um zu verhindern, dass der eigene Nachwuchs zum Bayer-Fan mutiert, ergo wird er nicht hingehen.

Und wer das, einen größeren Fanstamm, trotz diverser Rennen um die Meisterschaft, trotz diverser Erfolge im Europapokal, trotz (das durchaus, ja) ansehnlichen Fußballs über Jahre hinweg nicht geschafft hat, der wird das auch in Zukunft weder mit Mr. Insivible Wolfgang Holzhäuser, dessen Charisma im Vergleich zu Calmunds Charisma mikroskopisch klein wirkt, mit dem Scheißkäsen-Volkstribun Rudi Völler, den zwar angeblich alle so nett finden, wenn man genauer nachfragt, man aber doch keinen findet, der allein deswegen zum Leverkusen-Fan würde, noch mit dem sonnenbankgebräunten Anzugträger Bruno Labbadia schaffen, dessen Hochjubelei dort enden wird, wo auch Skibbes und all seiner Vorgänger Wirken endete, wenn denn erstmal die erste längere Misserfolgsphase anstand: mit dem Hinausloben.

Und weil das, ein größerer Fanstamm, nicht gelang, kann man noch so viele deutsche oder deutschstämmige, hoffnungsvolle Talente aufgrabbeln, über ein tolles Scoutingsystem verfügen, ein modernstes Stadion sein eigen nennen und noch so viele Siege gegen Bayern München landen (natürlich immer nur dann, wenn es nicht drauf ankommt): Bayer Leverkusen wird so Scheiße bleiben, wie es schon immer war.

Aktuell ist Bayer Leverkusen weiterhin scheiße, weil es einfach nichts an diesem Club gäbe, was ihn liebenswert oder zumindest bemitleidenswert machte: Ständig eine volle Kasse, obwohl man gar keine Fans hat. Und wer jetzt damit argumentiert, dass die Kassen ja nur noch halb so voll sind wie zuvor, der frage mal nach, was man trotz vieler Zuschauer alles an wenigem Geld und wenigem Erfolg haben kann, z. B. in Braunschweig, in Essen oder von mir aus in Aachen. Das ganze Fundament beruht nur auf dem, was das Werk da hineinpumpt. Und aus mehr als diesem künstlich aufgeblasenen Fliegerdrachen besteht Bayer Leverkusen nun mal nicht. Es gibt keine Tradition, es gibt keine sportlichen Erfolge und es gibt keine Fans: Was also soll das sein außer einem, wenn auch ziemlich teuren, Marketinginstrument?

Die Tatsache, dass hier ein offensichtlich unbezahlter Mensch in seiner Freizeit über Bayer Leverkusen bloggt (und sogar dann und wann nicht vergütete Kommentare hat), bedeutet gar nichts, außer dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Und wie heißblütig dieser Fan selbst ist, hat er ja letztens erst kund getan: Er selbst war noch nie im Stadion. Schöne, wahre, große Liebe, virtuell, nur vom Sofa aus, übers Fernsehen, übers Internet.

Und obwohl hier keine Tradition, kein Erfolg und keine Fans vorhanden sind, stattdessen alles nur von einem Konzern inszeniert ist und bezahlt wird (und das sogar von Anfang an), genau so wie bei den anderen beiden Beispielen, droht aus dem Blickfeld zu geraten, dass Bayer Leverkusen in der Bundesliga nicht nur der Vorreiter für den VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim war, sondern auch immer noch zur selben Kategorie gehört.

Dass uns das nicht aus den Augen verloren wird, nur weil Wolfsburg und Hoffenheim jüngere Mitglieder der Bundesliga sind, bitte!

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