1.FC Köln, Teil 1 (oder der Gang zum Pillenschrank)

Schon einmal hatte die Werkself eine Tabellenführung vor Augen. Ein Punkt musste gegen die Hertha aus Berlin her. Dann das alte Bayer-Leiden. Im entscheidenden Moment versagten die Nerven und statt des kurzzeitigen Aufenthalts auf dem Platz an der Sonne, verlor man dank des Ex-Leverkuseners Voronin gegen Berlin. Keine Tabellenführung. Lange Nase. Ätsch.

Fans des FC Bayern werden müde lächeln. Als Rekordmeister, Inhaber des legendären Bayern-Dusel, diverser Tabellenführungen, gar über ganze Spielzeiten, sind 48-Stunden-Aufenthalte auf Platz-1 ziemlich uninteressant. Für Bayer Leverkusen, den entnervten ewigen Zweiten und Loser im Moment der Entscheidung, ist sowas noch etwas Besonderes.

Und nun gab es diese Chance ein weiteres Mal. Im Derby gegen den 1.FC Köln musste nur ein Sieg her und schon sähe die Welt, ganz ohne Bayer-Stimulanz, ziemlich rosig aus. Doch leider hatte Bruno Labbadia von der Konzern-Führung wohl zunächst nur ein paar abgelaufene Luminal aus dem Pillenschrank für Bundesliga-Partien bekommen. Das Schlafmittel gibt es seit Anfang der 90er nicht mehr, doch die Werkself agierte gerade so, als ob die Akteure der damaligen Zeit auf dem Platz stünden.

Schläfrig, langsam, ideenlos und wenig bissig. Der Abwärtstrend seit dem Spiel gegen die Hertha ist immer offensichtlicher. Aber vielleicht kann man mit der Einschläferungstaktik etwas gewinnen? Die Bundesliga hat sich auf den radikalen alle-Mann-nach-vorn-Stil eingestellt und so fällt es der Labbadia-Elf schwer, inspiriert gegen stabile Bollwerke aus Berlin, aus Frankfurt und am Freitag aus Köln aufzuspielen. Mitte der ersten Hälfte sah der Bayer-Übungsleiter schon so zerknirscht aus, als hätte er starke Magenschmerzen.

Flugs eilte ein Helfer wieder an den Arzneischrank, tief im Keller der BayArena. Ein bisschen Lefax und ein bisschen Rennie – ja das räumt den Magen auf und ließ wenigstens Labbadia etwas entspannter in die Kabine gehen. Ein Plan musste ausgeheckt werden, um der müden Werkself, Leben einzuhauchen. Man hatte da noch ein paar Pillen mit Suramin im Schrank. Etwas gegen die Afrikanische Schlafkrankheit. Dann noch eine “One-a-day-Energy”-Vitaminpille und die Kölner könnten einpacken.

Noch etwas tappsig von der Medikamenten-Dosis, schritten die Bayer-Jungs dann in Halbzeit zwei zu Werke. Glückliche Aktionen führten zu Chancen von Helmes, die jedoch noch etwas lethargisch vergeben wurden. Letzlich führten zwei Automatismen zum Erfolg – die schienen wieder abrufbar gewesen zu sein. Nach einer Ecke nutzte Friedrich, die Chance per Kopf einzunicken, mit Erfolg. In der 84.Minute verwandelte Gekas einen Elfer zum letztlich verdienten 2:0, schließlich hatte der FC erst nach dem Rückstand mal die ein oder andere Möglichkeit. Vorher hatte man kaninchenartig vor der ansteckenden Krankheitsschlange in der Abwehr gehockt und sich auf die Wahrung der Gesundheit und des Remis konzentriert.

Die Alka-Seltzer mussten an diesem Wochenende, trotz Tabellenführung und Derbysieg, nicht ausgepackt werden. Training und Vorbereitung stehen auf dem Plan und keine Feierlichkeiten. Trotzdem dürfte noch die ein oder andere Aspirin für Labbadia bereit liegen, denn spielerisch muss man sich am Dienstag wieder steigern, will man die Bremer besiegen. Vielleicht bereitet dieses Problem, dem Trainer dann doch noch Kopfschmerzen.

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