"DANN SOLL ER DEN UWE RAHN EBEN HOLEN"

Der heutige Gastbeitrag stammt von Björn Hoeftmann, der das Blog THOR WATERSCHEI – Fußball ist Kultur betreut. Thor Waterschei hat nichts mit dem Bochumer Vorort Wattenscheid zu tun, sondern “THOR WATERSCHEI war einst ein traditionsreicher belgischer Fußballklub …” Heute fragt sich Björn, was eigentlich Uwe Rahn macht. Viel Spaß!

“Was macht eigentlich…Uwe Rahn? Die Qualitäten von Gladbachs Mittelfeld-Ikone mit dem annus mirablis 1987, in dem Rahn am Bökelberg zum Bundesligatorschützenkönig und zum deutschen Fußballer des Jahres avancierte, sprachen sich seinerzeit bis zum PSV Eindhoven herum, der Rahn als Nachfolger von Ruud Gullit verpflichten wollte.

Wie FC Bayern-Legende Klaus Augenthaler einst in einem Tagesspiegel-Interview beiläufig verriet, führte Rahns Superjahr im Übrigen auch dazu, dass Jupp Heynckes nach seinem 87er Wechsel vom Bökelberg zum Rekordmeister den Bayern-Stars regelmäßig mit seinen Rahn’schen Schwelgereien gehörig auf den Keks ging:  “Jupp Heynckes hat als Trainer bei den Bayern immer von Uwe Rahn gesprochen, der unter ihm in Mönchengladbach Fußballer des Jahres geworden ist: Uwe hat dies gemacht, Uwe hat jenes gemacht. Ich weiß doch, was die Jungs gedacht haben: Dann soll er den Uwe Rahn eben holen.”

Nach seinem 87er Traumjahr ging es für Rahn indes allmählich bergab auf der Karriereleiter. Ende der Achtziger und zu Beginn der Neunziger führte Rahn seine Karrierereise via Köln, wo er noch unter Christoph Daum zweimaliger Vizemeister wurde, über unglückliche Stationen bei Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf (inklusive inbegriffenen Abstiegen) und Eintracht Frankfurt ins damalige Fußballrentnerparadies Japan, wo Rahn seine Treter letztendlich an den Nagel hing.

Als Schmankerl aus Uwe Rahns Karriereportfolio bleibt wohl besonders dessen traumhafter Einstand in der deutschen Nationalelf hängen. Rahns 14 Länderspiele andauernder Dienst, durch den der gute Uwe dort immerhin zu einem Vertreter der Rahn’schen Namensvetterdynastie avancierte, begann 1984 in Köln mit einem wahrhaftigen Paukenschlag. Der Kalender schrieb den 17. Oktober, das Müngersdorfer Stadion war ausverkauft. Der Kick in der Quali für die 86er WM in Mexiko verlief gegen biedere Schweden jedoch wenig verheißungsvoll. Teamchef Franz Beckenbauer wechselte daher in Minute 75 beim Stand von 0:0 Uwe Rahn, als verkappte Bernd-Schuster-Neuauflage des “Blonden Engels”, für Felix Magath ein. Der Dank folgte Gewehr bei Fuß, mit seiner ersten Ballberührung. Denn Rahn erzielte nur 19 Sekunden später den deutschen Führungstreffer, der für die Beckenbauer-Eleven der Meilenstein für den späteren 2:0-Sieg werden sollte. Gleichwohl, es sollten nicht viele weitere folgen, so dass jener Moment, der größte in Rahns Laufbahn mit dem Adler auf der Brust blieb.

Zur Ausgangsfrage lässt sich im Übrigen wenig verorten. Mal taucht Uwe Rahn in den Weiten des Netzes als Handball-Trainer eines schwäbischen Zweitligisten auf, mal als tüchtiger Handwerker, speziell als Bäcker oder Monteur. Dann wiederum als so genannter Distanzreiter, der sich mit sämtlichen Hufproblemen seiner Rösser auskennt. Last but not least, als ehrwürdiger musizierender Pfarrer, der bisweilen im Duett mit Gitarrenuntermalung leise zweistimmige Lieder zum Besten gibt,  die von Backfischen und Träumern, Engeln und Bohnensamlern handeln – und was es sonst so zwischen Himmel und Erde gibt .”

Bereits hier erschienen.

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