Die erste Serie riss schon nach 24 Minuten. Bayer Leverkusen hatte ja vor der Fahrt nach Karlsruhe viermal hintereinander 2:0 gewonnen. Das war nun nicht mehr möglich, die Mannschaft führte da bereits 3:0. Die nächste Serie war 13 Minuten später hinfällig: Der abgefälschte Freistoß des Karlsruhers Antonio da Silva landete im Tor von Rene Adler, der damit zum ersten Mal seit 397 Minuten wieder einen Ball aus seinem Tor holen musste.
Dass auch zwei weitere Serien an diesem Nachmittag noch enden würden, dass hätte kaum einer mehr erwartet. Den vier Leverkusener Siegen standen ja zuletzt fünf Karlsruher Niederlagen gegenüber. Nach dem 3:0 für die Gäste hätte man auf dem Wettmarkt ziemlich viel Geld verdienen können bei einem Einsatz gegen einen Leverkusener Sieg. Doch der KSC kämpfte sich in außergewöhnlicher Manier in das Spiel zurück und erreichte noch ein 3:3. Leverkusen verpasste damit den Sprung an die Tabellenspitze, während die Badener wieder Hoffnung im unteren Tabellendrittel schöpfen. (SZ)
Jedenfalls war allen Fachleuten klar, dass Leverkusen sich am Samstag nach dem frühen 1:0 in Karlsruhe in Bedrängnis befand. Als die Werkself das 2:0 folgen ließ, schwebte sie in höchster Gefahr, das war nun auch den Laien bewusst. Nach dem 3:0 noch vor der Pause konnte es keine Rettung geben. Es kam, wie es kommen musste, die Karlsruher erzielten erst ein Tor, dann noch eins, und klar, dann legten sie seelenruhig noch ein drittes Törchen nach. Was waren sie später froh in Leverkusen, dass sie nicht 4:0 in Führung gegangen waren, denn ein 4:0 ist bekanntlich das gefährlichste Ergebnis von allen. (SZ)
Nur René Adler war anzusehen, dass er ziemlich sauer war. Als der Nationaltorwart aus dem Kabinengang in Richtung Mannschaftsbus schlenderte, sagte er nur einen knappen, trockenen Satz: „Ich habe heute keinen Bock.“ Während die Leverkusener zwischen verschiedenen Meinungen schwankten, konnten sich die Karlsruher ganz auf ihr Glücksgefühl konzentrieren. „Es hätte geheißen, die haben jetzt sechs Spiele in Folge verloren“, sagte KSC-Trainer Edmund Becker. „Das Spiel wird uns weiterbringen, aber wir dürfen die ersten 24 Minuten nicht unter den Teppich kehren.“ […]
Leverkusen verwaltete seinen klaren Vorsprung zu selbstgefällig und eröffnete dem praktisch geschlagenen KSC einige Freiräume. Dennoch bedurfte Antonio da Silva beim 1:3 der Mithilfe von Stefan Kießling, der seinen Freistoß unhaltbar für Adler abfälschte. Nach einer Stunde traf Tim Sebastian per Kopf zum 2:3, Leverkusen spürte nun zum ersten Mal wirkliche Gegenwehr, alle Leichtigkeit war aus dem Spiel von Bayer gewichen. Rund 15 Minuten vor dem Abpfiff flankte Stefano Celozzi auf Alexander Iaschwili, der keine Mühe hatte, zum umjubelten 3:3 einzuköpfen. „Das war schon Stress. Und du glaubst an einem bestimmten Punkt, das kriegen wir nie wieder hin“, sagte Edmund Becker. „In der Pause habe ich der Mannschaft gesagt, dass wir mehr an uns glauben sollen.“ Mit Erfolg. (Tagesspiegel)
Es genügte also weniger als gedacht, um Bayer vorerst zu entzaubern. „Wir dürfen keine vier, fünf Prozent nachlassen“, sagte Labbadia und setzte zu einem großen Plädoyer für die „Nachhaltigkeit“ im Fußballgeschäft an: „Nicht wöchentlich oder täglich, sondern jede Minute“ müsse man um den Erfolg kämpfen, sagte er – und so gesehen, war der Auftritt in Karlsruhe natürlich viel zu wenig für die eigenen Ansprüche. Zu Labbadias Vorstellung von Nachhaltigkeit gehört aber auch geduldige, kontinuierliche Arbeit. (FAZ)
Dabei hätte zumindest einer das Unheil schon ahnen müssen. Michal Kadlec hatte vor dem Spiel Gespräch mit seinem Vater Miroslav gewarnt, der ihm zur Warnung die Geschichte erzählte, wie er einst mit dem 1. FC Kaiserslautern 3:0 gegen Karlsruhe geführt hatte und dann noch ein 3:3 erleben musste. Aber die Dinge waren trotzdem nicht mehr aufzuhalten. Tim Sebastian nutzte nach einer Stunde das kollektive Fehlverhalten der Bayer-Abwehr bei einem Freistoß zum 2:3, danach entwich jede Ordnung aus dem Spiel des Favoriten. Dass der eingewechselte Georgier Alexander Iaschwili, den die Welt als Chancentod kennt, den Ausgleich erzielte, und das auch noch per Kopf, war die Schluss-Pointe eines verrückten Nachmittags. (FR)