Bayern München, Teil 6

Gerne wäre ich wieder fünf oder sechs Jahre. Damals spielte ich öfter mit den Eltern und den großen Brüdern Malefiz und wenn ich verlor konnte ich mich gewissenlos schreiend, weinend und lamentierend auf den Boden werfen. Ich war ein schlechter Verlierer. Die Eltern lächelten, die Brüder lachten und ich hatte alles 20 Minuten später vergessen. Damals war ich auch noch kein Fußballfan und Leverkusen spielte gerade mal erste Liga. Im Laufe der Jahre wurde das jedoch alles anders. Irgendwann war es nicht mehr chique sich auf den Boden zu werfen. Auch nicht im Falle einer Niederlage.

Stattdessen grummelte ich Tage vor mich hin, um irgendwann auf Revanche zu hoffen. So hatte ich beispielsweise einen Freund mit dem ich zum Judo ging. Er war gleich alt, gleich groß und gleich schwer, was bedeutete, dass wir uns regelmäßig auf der Matte gegenüber standen. Genau einmal siegte ich. Im ersten Kampf. Bei den Stadtmeisterschaften. Im Finale. Er war ein guter Freund damals und umso bitterer wurden die darauf folgenden Niederlagen. Nie wieder siegte ich gegen ihn und ein Gefühl von Ohnmacht schlich sich in mein junges Herz. Beim nächstes Mal gewinne ich, dachte ich mir immer wieder. Ich trainierte gut. Ich bereitete mich mit neuen Würfen und Griffen vor, aber am Ende hieß es Sachen packen und nach Hause fahren.

In einem unser letzten Kämpfe gegeneinander siegte er gar mit einem “tomoe nage”. Das ist mit die bitterste Niederlage, die man sich beim Judo so einfangen kann und man muss schon enorm schlafmützig sein, wenn man einen solchen Wurf zulässt. Diese Ohnmacht schlich sich dann durch mein ganzes Sportlerleben. Wenn es um etwas ging, musste man dem Standardgegner Platz machen und dem scheinbar Übermächtigen Platz machen.

Interessanter Weise ist das die Zeit gewesen, als ich Leverkusen-Fan wurde und aus dieser Zeit rührt auch der letzte Sieg der Leverkusener in München. 1989. Gerade zwei Jahre verfolgte ich den Plastikclub, als Marek Lesniak zum letzten Mal Bayer in München zum Sieg schoss. Heute war dann wieder so ein Tag, wo ich mich am liebsten auf den Boden geworfen hätte. Schreiend, weinend. Wieder gegen den übermächtigen Gegner aus München verloren. Es ist schrecklich. 1:5. Mein Beileid allen, die mit der Werkself nach München gefahren sind. Ich versuche mich einfach an früher zu erinnern und alles nach 20 Minuten vergessen zu haben. Nur gelingen will es nicht so recht.

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