Presseschau vom Cottbus-Spiel

Alarmstimmung in Leverkusen. An der deutschen Medienlandschaft ist nicht vorbei gegangen, dass die anfänglich so zaubernden Werkskicker inzwischen nur noch rumpeln.

Was am Samstag in den 90 Minuten gegen Energie Cottbus seinen fußballerischen Tiefpunkt fand, hatte sich bereits in den Wochen zuvor angedeutet. Seit der verlorenen Partie bei Arminia Bielefeld steckt mächtig Sand im Bayer-Getriebe.

Der mutlosen Vorstellung gegen die Bayern, als die Mannschaft sich in der zweiten Halbzeit total aufgab, folgte ein Sieg gegen Borussia Mönchengladbach, der mehr auf individueller Klasse (Kießling, Adler) basierte als auf mannschaftlicher Geschlossenheit. Und nun die “gefühlte Niederlage” (so Trainer Bruno Labbadia) gegen Cottbus. Der Coach ist durchaus bereit, dem Team ein gutes Halbjahreszeugnis auszustellen, appellierte am Sonntagmorgen während eines gemeinsamen Frühstücks aber an die Profis, sich nicht zufriedenzugeben mit der Bilanz, sich vor Augen zu halten, dass mehr drin gewesen sei. (kicker)

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet blumig, wie es die Cottbusser schaffen, in der Bundesliga zu überleben.

Die Spieler waren fassungslos an diesem Samstagabend, der gefühlt minus 50 Grad kalt war. „Das ist bitter und schwer zu begreifen“, klagte Stefan Kießling, der wie alle anderen in der 77. Minute gedacht hatte, der Auftrag sei erfüllt. Es war der Moment, in dem sie alle wie von Sinnen auf ihren Kapitän Simon Rolfes gestürzt waren, der mit Hilfe des gefährlichsten Bayer-Stürmers, dem Zufall, das 1:0 erzielt hatte. Ein erzwungenes, erwürgtes, erstochertes Tor in einem Spiel, das mit Fußball vor allem die Regeln gemein hatte. Bayer Leverkusen, von Position eins bis elf dem Gegner potenziell hoch überlegen, kam nicht damit zurecht, dass Energie Cottbus Fußball auf seine Art übte. „Sie können das, einfach nicht am Spiel teilnehmen“, meinte Bruno Labbadia verbittert. Es ist ein Errichten strategischer Sperren von Beinen, Leibern, Köpfen, die immer schon da sind, wo der Gegner a) den Ball hinspielen oder b) selbst hinlaufen will. Das ist die einzige Art, wie ein Klub mit den Mitteln von Energie eine Chance hat, in der Bundesliga zu überleben. Und sein Trainer Bojan Prasnikar („mit mehr Mut wäre noch mehr möglich gewesen“) konnte zurecht stolz darauf sein, dass es ihm gelungen ist, mit dieser Schar von Zweit- und Drittligaspielern dem großen Favoriten ein Bein gestellt zu haben.  (KSTA)

In der Financial Times pochen Labbadia und vor allem Kießling auf Wiedergutmachung im nächsten Jahr, denn da heißt der erste Pflichtspielgegner wieder Energie Cottbus und dieses Mal im DFB-Pokal.

Es war aber vor allem viel Dummheit dabei, den Sieg nach dem Führungstor von Kapitän Simon Rolfes (77.) noch zu verschenken. «In den letzten fünf Minuten haben wir uns um den Lohn gebracht und die Bälle unbedrängt einfach nur nach vorne gebolzt», kritisierte Labbadia und attestierte seinem jungen Team «mangelnde Reife». Für Leverkusens Stürmer Stefan Kießling («Das ist bitter und schwer zu begreifen») ist die Lernphase nicht abgeschlossen. «In der Schule sitzt man auch mehr als zehn Jahre. Das geht nicht in sechs Monaten», sagte er und versprach Wiedergutmachung.

Denn am 28. Januar heißt im Achtelfinale des DFB-Pokals pikanterweise wieder Cottbus der Gegner. Schauplatz wird die LTU-Arena in Düsseldorf sein, wo Bayer die Pflichtspiele bis Saisonende wegen des Um- und Ausbaus der BayArena austrägt. «Da werden wir alles besser machen», versprach Kießling. (FTD)

Die Frankfurter Rundschau fällt nicht mit ein in den Tenor, dass Bayer wieder das alte Gesicht gezeigt hat. Für die Hessen gehört Leverkusen in die Top-5 der Hinrunde.

BAYER LEVERKUSEN: Der Noch-Nie-Meister hatte mit Patrick Helmes, Michal Kadlec, Renato Augusto und Henrique klasse eingekauft und spielte unter dem Erstliga-Trainer-Novizen Bruno Labbadia groß auf – auch wenn der Mannschaft am Schluss etwas der Atem ausging. Als einziges Team nahm Leverkusen den frechen Aufsteiger 1899 Hoffenheim so richtig auseinander. Und zwischen den Pfosten hat Bayer jetzt sogar einen Nationaltorwart: René Adler wuchsen Flügel. (FR-Online)

Trostlos und peinlich fand die FAZ Bayers Auftritt:

Weniger aufregend als der Ärger um Angelow und Rangelow war die Partie zwischen dem Europacup-Anwärter und dem Abstiegs-Aspiranten. In der ersten Halbzeit boten beide Teams ein trostloses Gekicke, bei dem sich der Gastgeber mit wenig ansehnlichem Ballgeschiebe kaum Chancen erspielte. Und diese wenigen Möglichkeiten durch Nationalstürmer Patrick Helmes (15./38.) und Manuel Friedrich (18.), dessen Schuss knapp das Tor verfehlte, konnten nicht genutzt werden. (FAZ)

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