Es gibt Bühnen, die bespielt man jedes Jahr aufs neue. Bühnen in München, in Bremen, in Gelsenkirchen, eher seltener in Berlin oder in Bielefeld, aber es kann schon sein, dass man doch noch irgendwo auf dem Land mal ein Gastspiel hat, womit man nicht gerechnet hätte. Pirmasens oder so. Man spielt sein Programm runter, mal besser, mal schlechter. Klar möchte man gute Kritiken bekommen und die Schauspieler sind diese Spielzeit mal besser, in der nächsten schlechter, haben auch mal einen Gastauftritt vielleicht in einem anderen Ensemble. Wenn sie gut sind. Die ganz große Bühne bekam das Leverkusener Ensemble in den letzten Jahren eher seltener zu sehen, speziell Touren im Ausland waren eine Seltenheit.
Umso schöner, wenn man gegen Atletico Madrid, den Titelverteidiger der Europa League ran darf und sich mehr als achtbar verkauft. Die einhellige Meinung war, dass die Heynckes-Truppe mit einem Remis zufrieden sein durfte – vor dem Spiel. Nach dem Spiel musste die Bayer-Fraktion fast ein bisschen unglücklich sein mit der Punkteteilung. Lediglich einer derart dummen Grätsche von Sami Hyypiä und dem anschließenden Elfmeterpfiff war es geschuldet, dass die Werkself nicht sogar einen Sieg davon trug.
Bayer spielte defensiv kompakt, bedacht darauf, keine Fehler zu machen im 4-5-1-System. Vor der Vierer-Abwehrkette spielte Stefan Reinartz den Ausputzer und Forlan-Bewacher, davor agierten Arturo Vidal und Hanno Balitsch eines zusätzliche Ausputzer, dass man fast von einer Triple-Sechs sprechen kann. 4-3-2-1. Gabs das schon irgendwo? Sidney Sam und Tranquillo Barnetta teilten sich die Außenpositionen im Mittelfeld und wechselten ab und zu die Seiten. Eren Derdiyok spielte die einzige Spitze mit den üblichen Problemen. Aus dem Spiel ging nach vorne nicht allzu viel, auch wenn ballsicher agierte und sich in Strafraumnähe kombinierte. Mehr aber auch nicht.
Wenig verwunderlich dann also auch, dass das 0:1 durch Derdiyok nach einer Ecke fiel. Hinten sicher stehen und vorne die Standards verwandeln. Das klappte ja auch zunächst in Stuttgart gut. In der ersten Hälfte spielte der Gegner dann auch gnädig mit und erzeugte null Gefahr im Leverkusener Strafraum. In Hälfte zwei musste Madrid etwas tun und kam dann auch zum etwas glücklichen Ausgleich, den man sich erst in der Folgezeit dann verdiente. Leverkusen wirkte etwas ängstlich und unorganisiert und ließ vor allem über die Kadlec/Reyes-Seite immer wieder Angriffe zu, die in halbwegs gefährlichen Torszenen endeten. Mit der Hereinnahme von Simon Rolfes, Lars Bender und Patrick Helmes änderte sich das Spiel aber wieder.
Bayer stand dank Rolfes wieder geordneter und erzeugte durch Helmes mehr Gefahr im Strafraum, so dass das 1:1 letztlich in Ordnung ging, man aber auch mit einem Sieg nach Hause hätte fahren können. Mit vier Punkten nach zwei Spielen steht man sehr gut da, auch weil Trondheim zuhause gegen Saloniki gewann, die ja überraschend Madrid am ersten Spieltag geschlagen hatten.
Am Wochenende täte Heynckes gut daran weiter auf diesem taktischen Dampfer zu fahren. Gegen offensive Mannschaften, wie es der nächste Gegner Bremen ist, funktioniert das System gut und man hat ein Mittel durch das Übergewicht im Mittelfeld, die Defensive zu stärken.
Hier noch eine Analyse des Taktikgurus.