Ist das hier Hockey?

Es war ein wunderbarer Sommertag irgendwann während meiner Studienzeit. Ich hatte mich mit ein paar Leuten (u.a. meiner späteren Frau) in einer alten ausrangierten Reiterhalle aus der Kaiserzeit zusammen gefunden um Inlinehockey zu spielen. Der Trainer erklärte gerade die nächste Übung, als ein großer hagerer Mann die Halle betrat. Eine kleine Tasche über die Schulter geworfen, alle Blicke auf sich ziehend. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass der Inlinehockeysport ausschließlich für Ausrüstungsschlampen gemacht ist.

Die Schuhe sind nicht so extravagant wie bei Fußballern, dafür werden sie gepflegt wie kleine Formel-1-Boliden. Kugellager müssen geputzt und gereinigt werden. Die richtigen Rollen müssen es sein. Dann müssen sie auch die richtige Größe haben, nicht alle gleich groß, sondern meistens zwei 80mm-Rollen hinten und zwei 72mm-Rollen vorne. Es gibt auch noch andere Kombinationen, wie zum Beispiel 76-72-80-80, aber die, die solche Schuhe tragen, würden auch orangene Fußballschuhe auf dem Fußballplatz anziehen.

Ich schweife ab. Also Ausrüstung. Schienbeinschoner, Schutzhose, Überhose, Brustschutz, Ellbogenschoner, Handschuhe, Trikot, Helm. Wenn man so einen Spieler sieht, weiß man eigentlich sofort, dass es sich um Inlinehockey handelt. Offensichtlich. Aber sowas von.

An diesem besagten Sommertag kam also dieser große, hagere Typ in die Halle und fragte allen Ernstes mit einem äußerst skandinavischen Akzent: “Ist das hier Hockey?” Stille. Räuspern. Dann die üblichen Hallenhalma- und Nähkurssprüche. Dieses Erlebnis blieb für immer mit unserem späteren guten Freund verbunden. Aber auch seine langsame, gemächliche Intonation seiner Sprache. Er war nie der, der uns Feuer unterm Hintern machte. Er feuerte nie an. Er war immer der langsame, gemächliche Typ. Sprache und Habitus im totalen Einklang. Irgendwann fragten wir ihn, ob er seine Muttersprache schneller sprechen würde oder ob er da irgendwie anders wäre. Mehr aus sich rauskommen würde. “Nein!”, erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Neulich nachmittags schaute ich mir dann die erste Pressekonferenz von Sami Hyypiä an. Meine Frau kam rein, schaute mir über die Schulter, schüttelte den Kopf, fragte nochmal nach: “Ist unser Skandinavier jetzt Trainer bei Bayer? Brauchtet ihr nicht jemand mit Dampf?”

Brauchen wir den? Drei Spiele unter Hyypiä geben noch keinen Aufschluss darüber, was wir wirklich bei Bayer brauchen. Drei Remis geben Hoffnung, aber lassen einen keine Wunder erwarten. Die ersten Namen für die neue Saison werden genannt. Weniger hört man über Veränderungen in der Mannschaft. Es ist alles irgendwie komisch. Nichts will so richtig passen. Es hilft nur warten und hoffen.

PS. Auch Sascha Lewandowski ist für das Team verantwortlich, jedoch passte der hier mal gar nicht in die Geschichte.

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