Quo vadis Bayer Leverkusen? Wo führt der Weg hin? Die Medienwelt ist skeptisch, ob sich die Werkself länger in den Champios-League-Rängen halten kann. Auch Rudi Völler bremst die Euphorie.
Rivalität hin oder her – nach dem Leverkusener Gipfelsturm zollte sogar Ex-Trainer Christoph Daum Respekt: “Ich sehe, dass hier etwas entsteht.” Auch Daum konnte somit bei der 0:2 (0:0)-Niederlage des 1. FC Köln im Derby den Bayer-Höhenflug auf den zweiten Platz der Bundesliga nicht bremsen. Stattdessen verlebte er bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte einen wenig erfreulichen 55. Geburtstag.
Der Griff nach dem Titel, der Daum von 1996 bis 2000 in Leverkusen verwehrt geblieben war, könnte 2008 wieder ein Thema werden. Doch Sportchef Rudi Völler warnt vor allzu großer Euphorie: “Wichtig ist, dass wir nicht größenwahnsinnig werden. Wenn die Spiele gegen Bremen und Wolfsburg vorbei sind, können wir vielleicht auch über andere Dinge reden.” Das Gerede von der Meisterschaft ist bei Bayer tabu. Dass die Rheinländer sich in der Spitzengruppe festgesetzt haben, will Trainer Bruno Labbadia nicht auf glückliche Umstände zurückführen: “Das ist schon berechtigt. Wir haben neun Spiele sehr gut gestaltet. Uns ist aber auch klar, dass alle Rädchen ineinander greifen müssen.” Mit Leverkusen ist in dieser Saison wieder zu rechnen. Sechs Siegen stehen drei zum Teil unglückliche Niederlagen gegenüber. (FR)Auf dem Feld behielten die Daum-Schützlinge die nötige Kontrolle. Drei Siege in Serie stärkten das Selbstbewusstsein des Aufsteigers sichtlich. Die Vorgabe ihres Coaches, die Leverkusener nicht ins Rollen kommen zu lassen, setzten die Profis eine Halbzeit lang um. Auch weil sie die Gastgeber frühzeitig unter Druck setzten und in deren Hälfte teilweise attackierten. (SZ)
Beim Derby zwischen Leverkusen und Köln gab es gleich zwei Beteiligte, die auf ihren Ex-Klub trafen: Kölns Trainer Christoph Daum, der einst den Mythos vom ewigen Vizemeister Leverkusen begründete, und Leverkusens Toptorjäger Patrick Helmes, der noch in der vergangenen Saison mit dem FC in die Bundesliga aufgestiegen war. Helmes gelang zwar kein Treffer, er blieb im Duell der Herzensangelegenheiten dennoch der klare Sieger. Bayer gewann mit 2:0 und rangiert auf dem zweiten Platz; seit der Ära Daum hat sich zumindest tabellarisch wenig in Leverkusen verändert. (Focus)
Bis Montagmittag sollten seine Spieler den Sieg von Freitag genießen. „Wir haben Köln bezwungen, weil wir bereit waren, mehr in die Waagschale zu werden. Wir waren entschlossener. Das macht mich als Trainer schon ein bisschen stolz“, sagt Labbadia. „Aber ab dem Abschlusstraining geht der Tunnelblick wieder auf das nächste Spiel gegen Bremen.“
Schließlich warten mit Werder (Dienstag) und danach mit Wolfsburg zwei echte Gradmesser auf Bayer. Sportchef Rudi Völler: „Dann wissen wir, was Sache ist.“
Bayer will sich oben festbeißen. „Wir stehen mehr als verdient da oben“, sagt Labbadia. „Jetzt gilt es, die Gier zu entwickeln, um auch da oben zu bleiben. Jetzt zeigt sich: Haben wir den Willen, uns da oben festzubeißen? Das Potenzial ist da, die Ziele hat die Mannschaft. Und sie zeigt die Bereitschaft, genug zu investieren.“ (EXPRESS)
Während im Internetforum des FC von Versäumnissen des Ordnungsdienstes und einer Panikreaktion die Rede ist, hat Baysecur-Chef Ralf Ziewer eine andere Erklärung. „Von mehreren gemäßigten Kölner Fans wurde uns berichtet, dass dieser Blocksturm eine geplante Aktion war, um 40 bis 50 FC-Anhänger ohne Karte mit hinein zu bekommen.
Dass sie dafür in Kauf nahmen, dass die Kinder ihrer Mitfans an den Zaun gedrückt werden, zeigt, welche kriminelle Energie diese Vögel mitbringen“, sagte er gestern auf Anfrage der Rheinischen Post.
Die Einlass-Situation mit den Gittern sei gewöhnlich unproblematisch. „Die haben wir eigens geschaffen, um so etwas zu verhindern, nachdem uns vor fünf oder sechs Jahren beim Spiel gegen eine englische Mannschaft der Gästeblock einmal gestürmt wurde. Seitdem ist noch nie etwas passiert – bis jetzt“, betonte er.
Schon auf dem Weg zum Stadion beobachtete die Polizei mehrere Straftaten der Kölner Fans – unter anderem Widerstand und Verstoß gegen das Waffengesetz. Es kam, wie auch später im Stadion zum Zünden von Pyrotechnik, zum Abschuss von Leuchtspurmunition und zum Werfen von Böllern. Einer der Silvesterknaller explodierte später in der Nähe von Bayer-Verteidiger Michal Kadlec, der eine Ecke treten wollte. (RP)