Man muss zugeben, dass es gerade billig ist auf dem ZDF Sportstudio rumzuhacken. In der Publikumsgunst der U50-Generation hat die Sportinformationssendung einen schweren Stand und reicht weder für informative Interviews, noch für Spieltagszusammenfassungen der Bundesliga. Und das für die vermutlich nicht mal allzu anspruchsvolle Zielgruppe der Familienväter, die nachmittags Kinder bespaßen muss und keine Zeit für Fußball im Stadion oder in der Kneipe hat. Wenn man dann noch soziale Medien als Gradmesser für die Qualität der Sendung nimmt, dann ist es für Journalisten bzw. Jedermann ein gefundenes Fressen publikumsheischend das Sportstudio zu bashen.
So machte sich Detlef Esslinger von der SZ auf und nutzte die Gunst der Stunde um mal ordentlich mit der ZDF-Sendung abzurechnen. Wenig Gutes lässt er an der Samstagabend-Sportinstitution. Und wenn nicht mal Beckmann- oder Lanz-Qualität erreicht wird, dann muss es schlimm um das ZDF-Sportstudio stehen.
Es sind Fragen, die unsinnig sind und die auch auf nichts hinaus wollen. Niemand fordert, dass im Sportstudio ein Kreuzverhör geboten wird. Aber ist es denn zu viel verlangt, einfach dies zu erhoffen: ein Gespräch, auf dem Niveau von Lanz oder Beckmann? Dazu jedoch bräuchte es Sachkenntnis und Haltung.
Esslinger hört damit nicht auf, sondern bezeichnet die Moderatoren als “Conférenciers”, die nicht wirklich was von ihren Gästen erfahren wollen und bezeichnet Reporter Boris Büchler als jemanden, der einen Teppich aus Schleim auslegt, statt interessante Fragen zu stellen. Nicht nett. Aber man muss zugeben, auch nicht unbegründet. Wenn nicht gar gut begründet.
Esslinger ist sogar so nett und erwähnt auch Positives. Reporter Jochen Breyer beispielsweise sei ein Guter und man dürfe mit den Fernsehleuten sowieso nicht zu hart ins Gericht gehen, wenn es beispielsweise um Versprecher ginge. Zeitungsleute können ja schließlich noch ewig an ihren Sätzen rumdoktern, ehe sie publiziert würden. Der Fernsehmann habe diese Chance nicht. Also. Halten wir fest. Esslinger will auch was Gutes über das Sportstudio sagen.
Am Ende bleibt aber doch der Teppich aus Schleim und eine beschissene Sendung, wenn man den SZ-Mann richtig interpretiert. Dies führte in den sozialen Medien dazu, dass der ein oder andere Journalist diese Kritik aufgriff und sie unberechtigt und in ihrer Art unangemessen vorgetragen fand. Es ging so grob in Richtung Nestbeschmutzer. Wie können Journalisten Journalisten fertig machen. Das geht doch so nicht.
Ich bin froh um diese Kritik. Jemand sagt, was er denkt. Die Art. Nun ja. Da lässt sich drüber streiten, aber er kritisiert. Das darf er. Wir leben in einem freien Land. Das ZDF Sportstudio war not amused, speziell das soviele (Sport-)Journalisten den Text goutierten, lud Esslinger aber immerhin zur Redaktionsrunde ein. Vielleicht ändert sich ja was.
Warum ich eigentlich froh bin? Weil Kritik im besten Falle dazu führt, dass sich etwas ändert. Da können Journalisten gerne Journalisten kritisieren. Warum haben so wenige etwas gegen das unsägliche Hoeneß-Interview in der ZEIT gesagt? Da hätte es viel mehr Kritik geben können. Oder darf man das nicht? Gehört sich das nicht? Oder will man gar, dass sich andere Redaktionen nicht verbessern? Ist das Methode?
Wenn Journalisten Journalisten kritisieren hat das doch schließlich ein anderes Gewicht. Menschen, die im besten Fall was von ihrem Handwerk verstehen, geben quasi umsonst Ratschläge und nicht der Mob in den sozialen Medien. Normalbürger, die keine Ahnung haben, wie man zwei Sätze gerade hintereinander herausbringt. Ein ganzer Berufsstand könnte voneinander lernen und die Vokabel “Qualitätsjournalismus” würde zu ihrer Bestimmung finden.
Also mehr davon. Vielleicht müssen die Schwarzen dann auch nicht mehr auf den Bongos trommeln.
PS. Blogger dürfen auch gerne Blogger kritisieren.
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