Die Spiele gegen die Bayern sind, wie wohl für jeden Fan eines anderen Teams, immer etwas besonders. Bayern ist in schöner Regelmäßigkeit der Maßstab der Liga, an dem man sich messen muss, will man etwas erreichen. Das sah zwar in dieser Saison lange Zeit nicht so aus, doch inzwischen haben sich die Münchner auf leisen Sohlen wieder unter die ersten Drei der Liga geschlichen und liegen nur aufgrund des schlechteren Tordifferenz hinter der Werkself, und hinter Tabellenführer Hoffenheim, auf Platz 3.
Der Begriff Maßstab (spätmittelhochdt.: mazstab) bedeutet:
- das Größenverhältnis einer Darstellung zur Realität
Die Realität sieht in der Regel so aus, dass die Bayern Meister werden und wir nicht. Dementsprechend hatte die Werkself in den Spielen gegen Bayern auch selten etwas zu lachen. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2004, als man Ballack und Co. mit 4:1 am 3.Spieltag aus der BayArena fegte. Mit der späteren Realität hatte das dann aber auch wieder nichts zu tun. Bayer übernahm nach dem Spieltag die Tabellenspitze, München rümpfte die Nase über Platz 11, am Ende wurden die Bajuwaren aber doch Meister mit einem Riesenvorsprung und die Werkself schaffte gerade noch den UEFA-Cup. Also gewinnen am Ende doch einfach immer nur die Bayern?
Nein. Einer der schönsten Siege, an die ich mich erinnern kann, war das 4:2 aus dem November 1997. In der BayArena traf man an einem Sonntag-Abend aufeinander und bis zur 30.Minute lief alles nach Plan für München. Elber und Jancker markierten zwei frühe Tore, der Herr Wörns kassierte eine rote Karte und Bayer spielte in Unterzahl. Vor der Halbzeit dann, aus dem Nichts das 1:2 durch Heintze und damit nicht genug – in der zweiten Hälfte erzielte dann “der Schwatte” Ulf Kirsten erst den Ausgleich, um in der 90. gleich zwei Treffer zum lupenreinen Hattrick und zum Sieg nachzulegen. Der Gesichtsausdruck von Oli Kahn an diesem Tag war äußerst erfüllend für den Werkself-Fan.
Einen kurzen Rückblick noch in die letzte Saison. Zuhause verlor Bayer mit 0:1 durch ein Toni-Tor. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen. In der Rückrunde, als man sogar den Bayern in der Tabelle schon fast zu Leibe gerückt war, dann die bittere 1:2-Niederlage in München. Der Anfang vom Ende. Wieder zwei Mal Toni und eine unterirdische Leistung des Skibbe-Teams, wo wir wieder beim Maßstab wären, der nicht erreicht wurde. Nach der Pleite lief gar nichts mehr und man verspielte den internationalen Wettbewerb.
Samstag nun das Duell der beiden Herbstmeister-Aspiranten. Sowohl Bayer, als auch Bayern gehen mit einigen Fragezeichen in die Partie. Demichelis und Podolski sind bei München fraglich, bei Bayer plagen sich Kießling und Renato Augusto mit einer Magen-Darm-Grippe und einer Angina (Entwarnung!). Toni und Ribéry sind nach dem famosen Champions-League-Auftritt ebenfalls angeschlagen, sollten aber spielen.
Je besser die Bayern aufgestellt sind, umso weniger Druck lastet auf der Werkself. Aufgrund der konstant guten Leistungen ist der amtierende Meister klar in der Favoritenrolle, zumindestens hat Bayer nichts zu verlieren. Ist man ja gewohnt. Sollte ein Ribéry oder ein Toni fehlen, könnte das Gefühl aufkommen, dass es leichter wäre, aber das ist es nie.
Lesestoff:
Der Traum vom Big Point
Taktikschule mit Matthias Klappenbach