Es ist Freitagabend. Im Fernsehen läuft das Spiel Werder Bremen gegen Hertha BSC Berlin, während ich eigentlich eine Hausarbeit zum Thema “Soziale Ungerechtigkeiten im deutschen Bildungssystem” schreiben müsste. “Ein echter Charaktertest,” so Torsten Frings, jedoch sich auf das Spiel der Bremer beziehend und wer jetzt glaubt ich würde auch noch eine galante Überleitung zur Hausarbeit hinbekommen würde, der irrt.
Mit Bremen spielt der Tabellen-6. gegen den Letzten der Bundesliga. Bremen als Fixpunkt für die Leverkusener, die ja den internationalen Pokal erreichen wollen und nun einen komfortablen Vorsprung von 16 Punkten haben. Wenn ich den Kommentator des Spiels höre und er gerade voraussagt, dass obwohl sich Özil aussichtsreich in Richtung Berliner Tor bewegt, er sich den Ball erst auf den linken Schlappen legen wird und er das dann auch noch tut, dann ja dann.
Dann glaub ich das Leverkusen den Vorsprung auch noch weiter ausbauen wird an diesem Spieltag, obwohl Bremen gegen den Letzten spielt und obwohl Bayer morgen in Bochum antreten wird. Und das obwohl Bremen seinen nominellen 6er im Mittelfeld mit Torsten Frings spielen hat und Leverkusen mit Simon Rolfes gerade dieser fehlt.
Bochum steht auf dem Plan. Gegen kein Team der Bundesliga fuhr Leverkusen soviele Siege ein, wie gegen die von Grönemeyer besungenen Fußballer, trotzdem warnen alle die gefragt werden vorm Herrlich-Team. Gerade der scheint den Aufschwung oder besser gesagt Umschwung gebracht zu haben. Seit vier Spielen ist der VfL unbesiegt. Damit dürfte der vor der Saison ausgerufene Abstiegskandidat sicherlich zufrieden sein.
In der Hinrunde gab es ein knappes 2:1 gegen Bochum. Leverkusen lag früh (wie so oft in dieser Saison – wenn schon, dann direkt am Anfang) zurück durch ein Eigentor von Friedrich, der aber auch noch vor der Pause egalisierte und damit die Werkself überhaupt erst wieder ins Spiel brachte. Kießling traf dann noch zum Sieg, aber so richtig überzeugend war der Auftritt nicht.
Letzte Saison lag man bereits 3:0 in Bochum in Front, ehe man es noch spannend machte und die Blauen noch auf 3:2 herankamen. Trotzdem muss man natürlich als Tabellenführer den Anspruch haben zu gewinnen, gerade wenn der direkte Konkurrent aus München einen vermeintlich schweren Brocken auswärts beim amtierenden Meister zu bewältigen hat.
Was gibt es spannendes aus Leverkusen diese Woche. Erstaunlicherweise konnte man bei wenig vertrauenswürdigen Seiten, wie zum Beispiel Goal.com lesen, dass Patrick Helmes unzufrieden mit der derzeitigen Situation sei und er stänkern würde. Anderes las man dann heute beim Kicker, wo Helmes zitiert wurde, dass er froh ist, dass es im Team so gut läuft und er auf seine Chance warten würde.
Das ein Patrick Helmes mit der Reservistenrolle nicht zufrieden sein kann, ist klar. Das er aber keine Chance hat, solange die Stammbesetzung der Hinrunde trifft, muss auch klar sein. Jupp Heynckes erklärte allerdings auch, dass er Helmes und auch Renato Augusto nicht beim Stand von 3:1 gegen Freiburg einwechseln wollte, da das Risiko bei einem weiteren Gegentreffer zu groß wäre, in Hinsicht auf die Defensive.
Vor allem bei Standards legt Heynckes Wert auf große kopfballstarke Spieler, sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive. Schon Gekas verzweifelte daran, dass er aufgrund seiner Größe nicht gerade als Kopfballungeheuer galt und somit unter Don Jupp keine Einsatzzeit bekam. Droht Helmes nun das gleiche Schicksal, oder Renato Augusto?
Nein, denn die beiden arbeiten fleißig im Training. Helmes arbeitet an seinem Kopfballspiel, Renato Augusto an seinen defensiven Schwächen. Es wird der Zeitpunkt kommen, wo bei Bayer 50-60 Minuten mal nichts läuft und dann sind gerade solche Spieler wichtig, die mit ihrer Schusskraft, ihrem kreativen Input mal ein Spiel drehen, dass schon verloren geglaubt ist.
Ich hoffe, dass es nicht morgen soweit ist. Ich hoffe, dass es nie soweit kommt, auch wenn die Chancen für beide Spieler dann immer geringer werden. Aber wenn sie Klasse haben, dann packen sie es auch.
In die Verletztenliste kommt nun auch wieder Bewegung. Sowohl Castro, als auch Zdebel stehen wieder im Kader, auch Bender sitzt auf der Bank, so dass wieder einige hochwertige Alternativen bereit stehen.
Ich erwarte ein Spiel, dem der Hinrunde ähnelnd, allerdings dürften die Bochumer etwas spielstärker antreten dürfen. Defensive Standards sind schon lange die Schwäche der Werkself und mit Fuchs haben die Blauen einen echten Spezialisten für solche Situationen. Zudem holten sich das Heimteam mit Lewis Holtby einen weiteren jungen Kreativspieler leihweise von Schalke 04, der offensive Akzente setzen könnte.
Will man Meister werden, will man ein Spitzenteam sein, dann muss es drei Punkte geben. Ende der Ansage.
PS: Übrigens hatte ich eine schöne Idee für ein Video. Ich hatte auch schon erste Aufnahmen im Kasten, habe aber nicht das komplette Konzept zeitlich umsetzen können. Vielleicht kriege ich noch ein Best-of hin.
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