Lob an allen Orten. Die Meisterschaft ist wieder in greifbarer Nähe. Der Bomber Helmes und der abstürzende Adler waren die Themen nach dem Hoffenheim-Spiel.
Bayer Leverkusens Trainer hatte in der Vergangenheit nimmermüde darauf hingewiesen, dass viele seiner Athleten zwar „hochbegabt sind“, aber eben noch reichlich Erfahrung im herzlosen Profigeschäft sammeln müssten. Und irgendwie quälte den ehemaligen Torjäger wohl auch die Sorge, dass das mediale Echo auf die 2:4-Klatsche am Wochenende zuvor gegen Stuttgart, seinen Jungspunden doch stärker aufs jugendliche Gemüt geschlagen war als man es an der Dhünn zugeben wollte. Mit dem Coup von Sinsheim aber zerbröselten die Bayer-Profis nicht nur die düsteren Gedanken an einen Absturz. „Vielmehr haben die Spieler gezeigt, dass sie in den vergangenen Monaten dazu gelernt haben und reifer geworden sind“, analysierte Labbadia und würdigte den psychologischen Effekt des kaum erwarteten Erfolgserlebnisses im Kraichgau: „Die Jungs haben gesehen, dass der Erfolg zurückkommt, wenn man nicht nachlässt und konsequent seriös arbeitet.“ (KR)
Hoffenheim hätte im Kampf um internationale Startrechte den Konkurrenten Leverkusen auf neun Punkte distanzieren können. Das war der Vorsatz. Bayer ließ ihn grandios misslingen. Der Elf von Bruno Labbadia drohte der Sichtverlust nach oben, doch sie gab eine Trotzantwort auf das jüngste 2:4 gegen Stuttgart: “Wir haben uns von dem Krisengerede nicht erschrecken lassen”, sagte der Bayer-Trainer, “unsere junge Mannschaft hat Gier gezeigt und Hoffenheim von Beginn an in die Rückwärtsbewegung gedrängt.” Der Trainer der Verlierer war hinterher “sicher, dass wir uns davon nicht zurückwerfen lassen. Jetzt geht es darum, nächste Woche eine Reaktion zu zeigen”. Dasselbe hatte Kollege Labbadia vor sieben Tagen gesagt. (SZ)
“Dass Patrick eine tolle Schusstechnik hat, ist bekannt, aber diesmal hat er sich mehr bewegt und ist dafür belohnt worden”, sagte Sportchef Rudi Völler. Trainer Bruno Labbadia bestätigte im Kölner “Express”: “Patrick ist kein lauernder Stürmer, sondern einer, der aufgrund seiner Spielweise dauernd in Bewegung sein muss. Er hat jetzt viel für die Mannschaft gearbeitet. Das ist mir genauso wichtig wie die Tore. Denn dass er in Sachen Abschluss außergewöhnliche Fähigkeiten hat, wissen alle.” [..]
Weiterhin nicht in Top-Form ist dagegen bei Leverkusen Torhüter Adler. Schon vor Wochenfrist gegen den VfB sah der Keeper, der am Sonntag seinen 24. Geburtstag feierte, bei einigen Gegentoren nicht gut aus. Gegen Hoffenheim verursachte er unnötigerweise das 1:2 durch Sejad Salihovic per Foulelfmeter (31.), nachdem Demba Ba vom Leverkusener Schlussmann im Strafraum zu Fall gebracht worden war. Zuvor hatte Adler Glück, dass ein weiteres Foulspiel von ihm gegen Ba im Strafraum nicht ebenfalls mit einem Elfmeterpfiff bestraft worden war.
Völler sieht Adler trotz einiger Unsicherheiten in den vergangenen Wochen nicht in der Krise: “Rene ist nicht angeschlagen. ” Labbadia nahm Adler bezüglich des gepfiffenen Elfmeters sogar in Schutz. “Ich verlange ja sogar von ihm, dass er rauskommt und mitspielt, dann passiert so etwas.” (N-TV)
Helmes ist ein Mittelstürmer vom alten Schlag. Ausgestattet mit einem harten Schuss und jederzeit bereit, diesen vorzuführen – Helmes schießt aufs Tor, so bald und so oft er kann. Wie in Hoffenheim, als er beide Treffer per Direktabnahme erzielte. Aber nach hinten arbeiten, auf die Flügel ausweichen, sich permanent anbieten? In den Pflichtaufgaben hat Helmes, vorsichtig ausgedrückt, noch viel Luft nach oben.
Nicht umsonst stand der Rechtsfuß nach dem 2:4 in der Vorwoche gegen den VfB Stuttgart in die Kritik. Trainer Bruno Labbadia nahm Helmes nach der Niederlage beiseite und forderte von ihm deutlich mehr Bewegung. Er sei eben der klassische Mittelstürmer, der nicht besonders viele Wege gehe, gibt Helmes zu: “Ich weiß, dass ich das ändern muss. In Hoffenheim hat sich das schon ausgezahlt.” (Welt)
Das spricht für Leverkusen: Bayer ist die aktuell spielstärkste Mannschaft der Liga. Sozusagen das Hoffenheim der Rückrunde. Im Vergleich zur Hinrunde hat Leverkusen beim 4:1 bei 1899 in Sachen Kombination und Pressing noch einmal zugelegt. Zumal Trainer Labbadia mit Zdebel sowie den Rekonvaleszenten Kroos und Schneider einige Joker in der Hinterhand hat.
Das spricht gegen Leverkusen: Als das Hoffenheim der Rückrunde hat Bayer offenbar auch deren Anfälligkeit im Abwehrverhalten übernommen. Sinkiewicz und Henrique patzten, ebenso Torwart Adler. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem ständig Rot-gefährdeten Vidal. (Spox)
Nach einem Sieg ist es ein wenig leichter, kriselnde Fußballspieler in Schutz zu nehmen. René Adler hat sich diesen Schutz hart erarbeitet. Der Torwart von Bayer Leverkusen steckt in einem, sagen wir: Tief. Manche sagen sogar: Krise. Vorige Woche gegen Stuttgart stand er neben sich, beim Länderspiel am Mittwoch wirkte er unsicher, und am Freitag in Hoffenheim konnte er froh sein, dass Torhütern bei Fouls im Strafraum ein besonderer Schutz gewährt wird. Auch böse Fouls von Keepern werden, der richtigen Regelinterpretation entsprechend, lediglich mit Gelb bestraft, vorausgesetzt, die Aktion galt eigentlich dem Ball. So blieb Adler nach seiner Attacke gegen den Hoffenheimer Demba Ba zu Recht auf dem Platz. Sein Trainer Bruno Labbadia verteidigte den 23-Jährigen. “Ich verlange ja von ihm, dass er rauskommt und mitspielt, dann passiert so was.” Nur: Adler, der sowohl für Bayer (2007 beim 1:0 in Schalke) als auch für Deutschland (2008 beim 2:1 gegen Russland) beeindruckende Debüts feierte, passiert es normalerweise nicht. (FR)