Ein Blick dieser Tage in die Print-Qualitätsmedien sollte für einen Leverkusener Fan gleichbedeutend mit einer angenehmen Lektüre sein. Platz 2 in der Liga. Achtelfinale Euro-League. Transferpolitik mit Sinn. Festigung des Mannschaftsgefüges. Leistungssteigerung gegenüber den Vorjahren. Junge Talente werden zu Leistungsträgern geformt. Perfekt. Zwei Personalien lassen dann aber doch tiefe Sorgenfalten auf der Stirn des Fans erscheinen. Michael Ballack und Jupp Heynckes.
So titelte die Süddeutsche Zeitung heute “Warten auf Heynckes”. Jupp Heynckes zögert derzeit seine Vertragsverlängerung bei Bayer noch ein wenig heraus. Eigentlich sei alles klar, lassen Heynckes und die Verantwortlichen verlauten, aber verschriftlicht ist halt noch nichts. Dann scheint ja irgendetwas im Argen zu sein kolportiert die Presse und wo noch kein Vertrag ist, kann man ja noch weitere Interessenten hinzuschreiben. Also sind nun auch die Bayern interessiert. Schließlich hat Heynckes die Bayern von Klinsmann befreit, bzw. dessen Chaos in die ruhige Bahn der Champions League gelenkt. In 5 Spielen. Und Heynckes ist ein Kumpel von Uli Hoeneß.
“Der bald 66-Jährige ist nach SZ-Informationen der erste und bislang einzige Wunschkandidat auf die Nachfolge ihres neuen Interimstrainers Louis van Gaal”, schreibt Andreas Burkert in der heutigen Ausgabe.
Raphael Honigstein bestätigt auf Nachfrage Burkerts Version:
[Ich] muss zugeben, dass ich auch nicht mehr weiß, als Burkert schreibt. Außer, dass sie jetzt wieder definitiv Hitzfeld angefragt haben, der aber abgesagt hat.
Ich würde mal spekulieren, dass J[upp] H[eynckes] die erste Wahl von U[li] H[oeneß] ist, aber nicht unbedingt von den anderen. Ich bin nicht sicher, ob sie derzeit schon wissen, wen sie überhaupt gerne hätten. “Favorit Heynckes” kann auch heißen, dass ihnen bis jetzt niemand anders eingefallen ist. Und ob J[upp] H[eynckes] für ein Jahr den Platz von Löw freihalten will, ist ja auch nicht sicher…. (weiß aber nicht, ob Löw wirklich konkret ist)
An dieser Stelle kommt dann die Personalie Ballack ins Spiel, denn weiter spekuliert die SZ, dass wenn Ballack bleibt, Heynckes in Leverkusen gehen könnte. Genaues weiß man nicht, aber angeblich gab es ja am Wochenende ein Zerwürfnis zwischen Heynckes und Ballack, der halt immer spielen will, bzw. nicht auf der Bank sitzen möchte. Perfektes Futter für die Medien (Bild, tz), die dann gleich noch Arturo Vidal in den Koffer von Jupp Heynckes packen und mit nach München verfrachten.
Ungeachtet dieser Meldungen, muss man derzeit wohl nicht so viel auf die Spürnase der SZ und die möglichen Kandidaten von Andreas Burkert geben. Ein Vertrag mit Manuel Neuer war vor 8 Wochen schon so gut wie sicher, bis heute hat sich nichts getan und auch ein Weggang von Heynckes nach München erscheint eher unwahrscheinlich. Letztlich schreibt er ja auch nur, dass Heynckes ein Wunschkandidat von Hoeneß wäre. Heynckes ist aber nach Leverkusen gegangen, weil er dort ein junges, aber schon relatives reifes Team vorgefunden hat, dass er weiter formen durfte. Dies ist ihm bis zum heutigen Zeitpunkt gelungen, was der derzeitige Erfolgsstand in Liga und Euro-League widerspiegelt.
Nebenbei wäre Heynckes nur die Übergangslösung im Brennpunkt München. Ein Stress, den sich der Fastpensionär, der wohl nur noch ein Jahr an der Seitenlinie verbringen wird, bestimmt nicht im Boulevard-Zentrum München antun wird. Stattdessen könnte er nächstes Jahr, wenn alles gut geht, die Früchte seiner Arbeit ernten, mit einem erneuten Meisterschaftsanlauf der Werkself und der Champions-League-Teilnahme.
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