Eine neue Kategorie im Catenaccio-Lande. Dem Bayer-04-Blogger wird ab und zu mal langweilig und dann wildert er in fremden Gewässern. Und ehe er das Blog an den ominösen Nagel hängt, wird halt lieber mal was neues ausprobiert. Ich hatte auch mal in Erwägung gezogen, eine halbe Spielzeit über einen anderen Verein zu bloggen. Jetzt echt. Ernsthaft. Kein Spaß. Gute Geister haben mich aber davon überzeugt, dass das nicht gut ist. Gar nicht gut. Also. Gut.
Fast vier Wochen hat die Bundesliga geruht. Eine schlimme Zeit für die Medien, wenn die Bundesliga kein Selbstläufer ist, sondern sich die werten Journalisten in irgendwelche Trainingslager am Rande der zivilisierten Welt begeben müssen. Dort werden verbale Auseinandersetzungen in handfeste Schlägereien verwandelt und schlechte Leistungen gegen unterklassige Hottentottenteams bringen die Reporter dazu, den nächsten Abstiegskandidaten auszurufen.
Auch immer ein beliebtes Thema sind die Mannen des FC Bayern München. Ausgestattet mit einem famosen Tross an Hofberichterstattern, ist der FC Hollywood eigentlich immer eine Schlagzeile wert. Nicht während der Spielzeit, sondern auch in den Pausen. Nun darf über den Wert der Meldungen der Sportjournaille streiten, die sich dem einem Lager anschließen, um das andere fertig zu machen, aber spannend ist es doch irgendwie für den andersartig herzschlagenden Fan.
Eine Verpflichtung von Luiz Gustavo ist irgendwie unspektakulär, auch wenn man hofft, dass eine neue Variable im Defensivverbund – vermutlich auf der Außenbahn – die Bayern-Abwehr vorerst schwächt. Umso spannender sind die Grabenkämpfe zwischen Vorstand und Trainer, die nach der T-Frage im Bayern-Kasten entstanden sind.
Moment. Eine T-Frage im Bayern-Tor? Richtig. Zu fast aller Überraschung, auch der des FCB-Präsidiums hat sich der etwas “eigenwillige” Louis van Gaal dazu entschlossen, ganz eigenmächtig, den Torhüter auszuwechseln. Der junge Kraft, ersetzt den alten Butt. Soweit so gut. Im Hintergrund bebt da auch noch das Neuer-Beben, aber alles der Reihe nach.
Ein Torwart-Wechsel ist ungewöhnlich zu diesem Zeitpunkt, speziell wenn sich der alte nichts zu Schulden hat kommen lassen. Torhüter sind ja sensible Gestalten und dass Louis van Gaal wenig Rücksicht darauf nimmt, liest man in den Geschichtsbüchern der Ligen dieser Welt. Aber vielleicht hat das Gründe.
Die Meinung eines Außenstehenden. Vielleicht auch das Wunschdenken. Thomas Kraft ist ein talentierter junger Keeper. Was er kann, hat er schon in einigen wenigen Spielen bewiesen. Das reicht für van Gaal. Das wenige gute Spiele reichen, um jemand einzusetzen, an den er glaubt, ist alte van Gaal-Schule. Für den Fall, dass es doch nicht läuft und der junge Mann unter dem Druck zerbricht, kann man immer noch den alten wieder einbauen.
Van Gaal hat schon zu Beginn seiner ersten und zweiten Saison bei den Bayern experimentiert. Und weiter experimentiert. Bis es geklappt hat. Und er hat Erfolg gehabt. Wenn es diese Saison nicht klappt, dann halt nicht. Der FCB ist Fünfter nach der Hinrunde, die Meisterschaft gar schon abgeschrieben. Warum dann nicht ein kleines Risiko eingehen mit Thomas Kraft? Dass man keinen Champions League-Platz erreicht, glaubt doch eh niemand. Mainz und Hannover stehen vor dem FCB. Also bitte!
Dann ist da noch Manuel Neuer. Der Mann mit der Eckfahne in der Allianz-Arena. Vielleicht braucht es ihn ja gar nicht? Wenn der Torhüter Kraft ein Großer wird, anders als der Torhüter Rensing, der Jahre hinter Oliver Kahn schmoren musste.
Und das Präsidium? Das ist ja eh eine Geschichte für sich. Da ist der Ex-Präsident Beckenbauer, der Ex-Manager Hoeneß, der jetzt Präsident ist und da ist der Ex-Spieler Nerlinger, der jetzt Manager ist. Ach und das Ex-One-Hit-Wonder-Thema Rummenigge. Alle reiben sich die Augen, was denn ihr Trainer da macht, ohne erst um Erlaubnis zu fragen.
Dabei ist doch der Trainer Experte für seine Spieler, oder? Traut man dem Trainer, der den FCB zum Meister machte, zum Pokalsieger und zum Champions League-Finalisten, nicht ein bisschen Fachwissen zu? Schade, denn ich glaube, so einen starken Trainer hat der FC Bayern schon lange gebraucht, um auch international wieder eine Nummer zu werden. Nicht, dass ich ihnen das wünschen würde.
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