Der Alptraum hat ein Ende

Krimsekt und Kaviar dürften en masse, am 16.November diesen Jahres bei den Erstligaclubs der russische Premier Liga, aufgetischt worden sein. Nach dem 2:2 von Luch-Energia Vladivostok gegen Spartak Moskau stand fest, dass der östlichste Verein der UEFA nicht mehr erstklassig spielt. Damit bleiben den übrigen 15 Teams der Liga Reisen, bis zu knapp 20.000 Kilometern, inklusive Hin- und Rückflug erspart. Für die Spieler und Fans von Vladivostok stehen in einer Spielzeit gar Reisen bis zu 200.000 Kilometern an. Neben den Reisen samt gesundheitlicher und zeitlicher Belastung, fallen damit auch finanzielle Unkosten für die Teams unter den Tisch.

Vladivostok war 2005 in die erste russische Liga aufgestiegen und hatte in der folgenden Saison für viel Furore gesorgt – einmal aufgrund der exponierten Lage im Lande Russland und außerdem aufgrund des sportlichen Erfolgs des Teams, das zeitweise auf einem Europacup-Platz stand und erst kurz vor Ende der Saison auf Platz Sieben abrutschte und sich damit nicht für den UEFA-Cup qualifizierte. Medien unkten schon von halben Weltreisen, wenn Porto gegen Vladivostok antreten müsste.

Stattdessen folgte für die Mannschaft am östlichsten Ende Russlands ein hartes Jahr 2007 mit einem knapp gesicherten Klassenerhalt, doch in dieser Saison reichte es nicht mehr. Vladivostok stieg ab, wohl sehr zur Freude der 15 übrigen Erstligateams, die sich Reisen durch sieben Zeitzonen nun ersparen können.

Vergleicht man die Entfernungen, die Bundesligateams samt ihrer Fans zurücklegen, mit denen der russischen Liga, so darf sich nie wieder ein bayrischer Anhänger über eine Fahrt nach Hamburg beklagen. Die Entfernung beträgt 776 Kilometer. Insgesamt müssen die Bayern knapp 9500 Kilometer zu Auswärtsspielen zurücklegen. Das sind knapp 5 % von dem Programm, welches Luch-Energia absolvierte.

«Wir brauchen zwei Tage, um uns von einem Flug nach Moskau zu erholen, aber mindestens eine Woche, wenn wir wieder zu Hause sind.» Der Aufsteiger aus dem Osten bat bereits um wissenschaftlichen Rat, «doch gegen den Jetlag gibt es kein Geheimrezept», musste Pawlow feststellen.

Auch für den Verband stellt der Aufsteiger eine Herausforderung dar. Die Ausarbeitung des Spielplans wurde zum Spiessrutenlauf. Während die Spiele in Rest-Russland wegen der Fernsehzuschauer vorzugsweise am Nachmittag stattfinden, wird in Wladiwostok morgens um acht oder zehn Uhr (Moskauer Zeit) angepfiffen. Der Bitte des Aufsteigers, jeweils zu mehreren Auswärtsspielen nacheinander antreten zu dürfen, ist der Verband nur sehr beschränkt nachgekommen. (Mittelland Zeitung, April 2006)

Zum weiteren Vergleich: Hoffenheim legt 6359 Kilometer zurück, Leverkusen 4835 und Cottbus 9048 Kilometer (laut Google Maps). [In einem Bremer Blog wurden, glaube ich, vor einiger Zeit die genauen Entfernungen aller Teams erwähnt. Leider habe ich den Text nicht mehr gefunden.]

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