Thema in der Presse ist heute vielmehr der Sieg der Hamburger, als die Niederlage der Leverkusener.
Zwischen Hamburg und Düsseldorf liegen zwar mehr als 400 Kilometer, am Sonntag konnte sich der HSV aber im Rheinland zu Hause fühlen – zumindest in der LTU-Arena, denn dort kam Heimspielatmosphäre auf. Die Anhänger von Bayer Leverkusen hatten ihre Fahnen schon eingepackt und die Düsseldorfer Notherberge schnell verlassen. Etwa 8000 Hamburger Fans hingegen blieben, sie genossen den Moment und feierten ihre Profis, die ihnen kurz zuvor das vorläufig größtmögliche Glück beschert hatten: Einen 2:1 (1:1)-Sieg bei Bayer, durch den die Hamburger sich wieder an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga setzten. Hamburger Held des Tages war Nationalspieler Marcell Janssen, der beide HSV-Tore erzielt hatte. (Tagesspiegel)
Die Europacup-Hoffnungen der Leverkusener erhielten damit gut eine Woche nach dem 4:1-Triumph in Hoffenheim wieder einen Dämpfer. Bayer ist zwar weiter Tabellenfünfter, der VfL Wolfsburg ist nach Punkten aber schon gleichgezogen. (Welt)
Bayer stellt das beste Auswärtsteam der Liga, in der Heimbilanz aber weist die Mannschaft unter den sieben Besten die schlechteste Punkteausbeute auf. Schon vor zwei Wochen erlebte die Werkself beim 2:4 gegen Stuttgart eine böse Abfuhr […]. „In Düsseldorf herrscht ein bisschen Auswärtsatmosphäre“, sagte Torwart Rene Adler. Mit dem Exil, das wegen des Umbaus und der Erweiterung des Stadions in Leverkusen genutzt wird, haben sich die Bayer-Profis noch nicht richtig angefreundet. (FAZ)
Die Hanseaten waren vor 40 000 Fans mit einem mächtig breiten Kreuz aufgetreten, eben so “abgezockt und routiniert”, wie Bayer-Trainer Bruno Labbadia es vor dem Spiel geweissagt hatte. Und genau deshalb war die Gästeführung in der 18. Minute auch nicht ganz unverdient. Dabei machte 04-Verteidiger Henrique im Duell mit Hamburgs Paolo Guerrero nicht die allerbeste Figur – vielleicht hatte ihn ja Aitor Beguristain, der Beobachter des FC Barcelona auf der Tribüne, nervös gemacht. Spaniens Nobelclub erwägt, den an Bayer ausgeliehenen Brasilianer bereits in der kommenden Saison in seinen Hochglanzkader zu integrieren, allerdings war es nicht gerade Barca-Niveau, wie Henrique sich von Guerrero düpieren ließ. Die abgewehrte Flanke des Peruaners landete schließlich 16 Meter vor dem Tor bei Marcell Jansen, der den Ball gekonnt ins lange Eck schoss. (KR)
Im Gegensatz zum dramatischen Sieg von Hoffenheim hatte Bayer sich diesmal für einen abwartenden Beginn entschieden. Zunächst passierte kaum etwas, dann leitete Hamburgs Paulo Guerrero die erste richtig gefährliche Torszene der Partie einleitete. Der Peruaner setzte sich rechts außen gegen den ungeschickten Henrique durch, legte zurück auf Marcell Jansen, der sich den Ball auf den schwächeren rechten Fuß hinüber schob und aus 15 Metern einfach flach ins Tor schoss. Nach 18 Minuten lagen die Leverkusener zurück, der zuletzt nicht immer überzeugende Torhüter René Adler war chancenlos. […]Und Bayer Leverkusen hat es mal wieder geschafft, eine Großchance ungenutzt zu lassen. (TAZ)
Warum auf Eurosport Arturo Vidal in die Elf des Spieltags berufen wurde, ist mir ein Rätsel:
Bei Bayer Leverkusen ist Arturo Vidal längst zur festen Größe geworden. Der Chilene besticht mit Übersicht und Einsatzwillen. Auch gegen den HSV zeigte er sich von seiner besten Seite, ehe er zugunsten eines weiteren Stürmers in der Schlussphase ausgewechselt wurde. (Yahoo/Eurosport)
DFB-Vizepräsident Koch äußerte sich beim Westen zum Thema verpasste Dopingprobe der Hoffenheimer Profis Ibertsberger und Janker.
Der DFB schwebt nicht im luftleeren Raum und müsste im Strafmaß den Wada-Regeln folgen und eine einjährige Sperre verhängen.
Koch: Wenn der Fall unter den entsprechenden Paragraphen des Wada-Codes fällt, dann lautet die Strafe dafür in der Tat: Ein Jahr Sperre. Aber auch da müssen wir zunächst die Ermittlungen des Sachverhaltes abwarten und sehen, ob der Fall so zu bewerten ist.
Hat es im deutschen Fußball schon einen vergleichbaren Fall gegeben?
Koch: Meines Wissens nach nicht. Aber die Sache hat auch ihr Gutes. Die Kritiker, die dem Fußball oft einen zu laschen Umgang mit der Doping-Problematik vorwerfen, sehen jetzt, dass wir nichts vertuschen, dass wir nach den Standards der Uefa handeln. (Der Westen)
„Ein Jahr Sperre ist auf den ersten Blick und auch aus unserer Sicht eine harte und unverhältnismäßige Entscheidung“, sagte der Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission des DFB, Rainer Koch, am Samstag im Fernsehen. „Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass Manipulationen vorliegen.“ Am Sonntag äußerte er sich vorsichtiger. Die Glaubwürdigkeit des Fußballs hänge entscheidend davon ab, dass Richtlinien eingehalten würden.
Koch, der auch DFB-Vizepräsident ist, sagte: „Wir haben uns den Regeln zu unterwerfen, müssen aber auch dem Einzelfall gerecht werden.“ Ob die Cas-Entscheidung in den italienischen Fällen auf die Hoffenheimer Affäre Einfluss habe, müsse vom DFB-Kontrollausschuss geprüft werden. Die Nationale Anti-Doping-Agentur verwies darauf, dass die Verfahrenshoheit allein beim DFB liege. Man vertraue auf die Einhaltung der Regeln. (FAZ)
Interessant der Hinweis von Ralf Rangnick, dass ja Verstöße gegen die Richtlinien alltäglich sind:
“Bei uns war es in der Vergangenheit des öfteren so, dass sogar der Dopingbeauftragte gesagt hat, die Spieler können nochmal kurz in die Kabine gehen und sollen sich ein frisches Trikot anziehen”, sagte Rangnick im Südwestfernsehen: “Ich habe jetzt auch mit einigen Trainer-Kollegen gesprochen. Es ist auch in anderen Vereinen so, dass es durchaus die Möglichkeit gibt oder sogar aufgefordert wird, nochmal kurz ein Trikot anzuziehen.” (Sport1)
Sehr gut in diesem Zusammenhang auch der Kommentar von Evi Simeoni in der FAZ:
Nein, Hoffenheimer Trainer-Professor Rangnick, Mannschaftsbesprechungen sind nicht wichtiger als Doping-Kontrollen. Und es ist auch keine Lappalie, dass die Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker am 7. Februar nach dem 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach wegen einer Teamsitzung nicht gleich zur Doping-Kontrolle gegangen sind. Sie hätten von einer Begleitperson direkt dorthin gebracht werden müssen. Und nein, die Tatsache, dass die Doping-Tests der beiden Spieler bei der Analyse negative Ergebnisse gebracht haben, ist kein Grund, Entwarnung zu geben. Ein Blick über die Eckfahne hinaus müsste genügen, um zu erkennen, was Sportler in zehn Minuten alles tun können, um ihre Tests zu manipulieren. (FAZ)
Eine kurze übersichtliche Zusammenfassung der Geschehnisse gibt es in der Morgenpost. Die wertenden Fakten sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.