Vorschau: Bayer Leverkusen – Hertha BSC Berlin

Die Vorschau des kommenden Spieltags sieht heute einmal anders aus. Statt dass ich über die Hertha spekuliere und einfach ins Blaue fantasiere, was Hertha BSC ausmacht, wo die Stärken und Schwächen liegen, warum Favre der richtige Trainer ist und wieso die Hauptstädter morgen in Leverkusen gewinnen, lasse ich lieber einen Experten zu Wort kommen. Mit Enno Aljets vom Hertha BSC-Blog “Welt Hertha Linke” enstand dieses spannende Gespräch zum morgigen Spiel der Werkself gegen Hertha BSC Berlin.

Enno Aljets: Mit Bayer und Hertha treffen zwei der jüngsten Bundesligakader am Wochenende in Leverkusen aufeinander.  Was dürfen wir erwarten?

Jens Peters: Ich erwarte von den Leverkusenern ein druckvolles, offensives Spiel mit einigen Toren. Von der Hertha erwarte ich, dass sie tief stehen und dann versuchen über Konter der Werkself einige tiefe Stiche zu verpassen? Was erwartest du denn? Ich kann die Hertha nur schwer einschätzen?

EA: Ich erwarte einen deutlichen Sieg der Hertha.

[Wie Enno zu dieser unrealistischen Einschätzung kommt, lest ihr bei “Welt Hertha Linke“]

EA: Ich schrieb ja schon, dass wir mit den Bayern mithalten müssen. Derzeit sind wir punktgleich mit dem Rekordmeister und nur wegen des schlechteren Torverhältnisses dahinter angesiedelt. Wenn wir die Saison direkt hinter den Bayern abschließen, dann bin ich zufrieden. Leverkusen könnte dann allerdings höchstens Dritter werden. Reicht das?

JP: Hmmmh. Das ist eigentlich ok. Ich würde mich freuen, wenn wir am Ende als Dritter da stehen würden. Dann könnte man im neuen Stadion in der Champions League spielen. Apropos Stadion. Kann es sein, dass auch Hertha ein Stimmungsproblem im eigenen Haus hat. Das sieht doch in der BayArena ganz anders aus, oder?

EA: Ach, das Olympiastadion ist in Ordnung. Wenn Hertha ein neues Stadion auf eigene Kosten bauen will, sollen sie das mal durchrechnen. Das rechnet sich vielleicht. Aber nur dann, wenn guter, attraktiver Fußball gespielt wird. Und unter diesen Umständen wäre auch das Olympiastadion ausgelastet. Man kann sich auch Lösungen für ganz falsche Problem suchen. Das ist aber die Spezialität des Dieter Hoeneß und das eigentlich Problem der Hertha.
Ich war leider noch nie in der BayArena und kenne die Fans aus Leverkusen nicht. Gibt es die überhaupt?

JP: Kein Kommentar. Man munkelte was von gekauften Fans und circa 100 Anhängern bei Auswärtsspielen, aber das sind nur Gerüchte, zu denen ich mich nicht äußern möchte.

EA: Oder darfst du das nicht kommentieren, weil du nur “aus Mitleid zu Bayer Leverkusen” bloggst?

JP: Naja. Wenn es wirklich so schlecht um die Bayer-Anhängerschaft stehen würde, könnte ich ja wieder Mitleid haben. Mal im Ernst. Der Fußball der Werkself hat glaub ich dazu beigetragen, dass man ohne sich groß zu schämen sagen kann, dass man Fan von Bayer ist. Auch die offensive Ausrichtung der Konzernabhängigkeit ist gut. Die Marke “Werkself” ist hervorragend angekommen. Nichtsdestotrotz kann man Bayer-Fans nicht mit Schalke oder dem BVB vergleichen. Als ich das vor 20 Jahren in der Schule erzählt habe, sah das noch anders aus.

EA: Oh ja, das glaube ich gern. Aber erstens denke ich, dass Tradition und solche Sachen in der Regel deutlich überhöht werden. Und zweitens im Vergleich zu Hoffenheim, Ingolstadt oder VW kommt Bayer ja mittlerweile richtig verwurzelt rüber. Und das hat viel mit dem attraktiven Spielstil zu tun. Ich denke auch, dass man sich weder schämen muss noch Mitleid haben muss. Geht dein Blog denn weiter nach der Hinserie?

JP: Wir sind gerade am siebten Spieltag angekommen – wie kann ich da jetzt schon so weit in die Zukunft schauen? Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß. Das Blog kommt gut an und relativ viel Leute schauen mal rein, hinterlassen einen netten Kommentar. Da ist die Motivation ungleich größer. Zudem steht das Konzept fürs Blog und ich habe nicht den Druck jeden Tag zwölf Artikel zu schreiben, wie zum Beispiel als ich über die Bundesliga im Allgemeinen gebloggt habe. Das konnte (bei mir) nicht gut gehen. Wie lange gibt es denn Welt-Hertha-Linke schon? Und was bedeutet der Name? Für die Unwissenden unter

EA: Also deine Antwort zeugt von allerhöchster Fußballfachkompetenz, Respekt! Ich fände es schön, wenn du als Leverkusener erhalten bleibst.
Ja, die Welt Hertha Linke hat sich im Sommer 2006 auf einer Party in Bremen gegründet. Ein paar Herthaner haben sich da in Rage geredet, weil wir außerhalb Berlins (und häufig genug auch in Berlin) immer als Frösche oder Nazis verungelimpft wurden, sobald wir uns als Fans zu erkennen gegeben haben. Viele Herthaner sind stumpf. Und wie die meisten anderen Vereine in den Ligen haben auch wir immer wieder Probleme mit gewaltbereiten und teils rechten Fans. Aber es gibt eben auch “linke” Fans der Hertha. Und das wollten wir mitteilen. Und da ich grade mein Interesse am Bloggen entdeckte, wurde die Welt Hertha Linke vor allem zum Hertha Blog. Vor einem knappen Jahr ist dann z.B. Felix hinzugestoßen, der auch immer mal wieder einen Beitrag schreibt.
In letzter Zeit leidet die Frequenz der Beiträge, aber da kann man leider nichts machen. Es geht weiter.

JP: Das nenne ich mal eine gute Motivation ein Blog zu betreiben. Das mit der Frequenz würd ich mal als normal betrachten. Man hat nun mal Zeiten, wo man nicht so zum Schreiben kommt, das Team nicht so viel hergibt. Das ändert sich auch wieder. Zum Schluss vielleicht noch dein Tipp für das morgige Spiel? Wo wirst das Spiel morgen verfolgen, wenn überhaupt?

EA: Ja, der darf nicht fehlen! Ich hoffe auf die Fußballgesetze der Saison, die besagen, dass es immer anders kommt, als alle es erwarten. Hertha hat die schlechteste Quote nach Bochum und daher muss es einen Sieg geben. Und zwar 2:1 für Hertha. Ich werde wohl in die Kneipe gehen oder auf HerthaTV warten. Mal schauen…
Und wie sieht es bei dir aus?

JP: Ich werd mir das ganze am heimischen Fernseher geben und live bloggen. Mein Tipp ist 1:0. Habe ich erwähnt, dass ich ganz schlechter Tipper bin? Wo wir ja beim Thema sind, es kommt immer anders, als alle es erwarten.

EA: Wir werden es sehen! Ich bedanke mich für das spannende und interessante Interview und hoffe, dass wir das zur Rückrunde wiederholen können.

JP: Ja gerne. Vielen Dank für die spannenden Einblicke ins Hertha-Leben!