Also ich erwarte ja gar nichts von der neuen Saison. Das ist zwar vollkommen fanuntypisch, aber ich bin ja auch nur Fan aus Mitleid. Und insgeheim habe ich auch gar keine Ahnung. Ich hatte die Leverkusener in der abgelaufenen Spielzeit ja sogar für die Champions-League-Plätze im Visier. Vollkommen daneben. Nach über zwanzig Jahren, in denen ich zwar kein Mal den Titel erwartet habe, aber doch immer irgend etwas, kommt diese völlig erwartungslose Saison. Das wird großartig.
In der Medienwelt ist diese Einstellung vollkommen untypisch und auch unter Bloggern neigt man dazu, vor der Saison in die Kristallkugel zu schauen und den Abstieg für den ärgsten Feind und den Titel für das eigene Team zu prophezeien.
Werfe ich doch einfach mal einen Blick auf die Erwartungshaltung der Presse und Bloggerwelt gegenüber der Werkself.
Der Tagesspiegel beispielsweise wirft einen ausführlichen Blick auf die Leverkusener. Besonders der Aspekt der Brasilianer scheint nicht ganz unwichtig zu sein.
Bayer hat zu sich selbst zurückgefunden. Ganz entgegen der Vereinstradition bestritt man die vergangene Saison ohne Brasilianer. Dabei konnte ja nicht mehr rausspringen als Platz sieben, das schlechteste Resultat seit fünf Jahren.
Die Struktur des Kaders wird durchaus als positiv betrachtet, allerdings wird auch speziell das Durchschnittsalter angeführt. Genau dieses könnte das Problem des Teams werden. Mit 24 Jahren liegt am jüngeren Ende der Bundesliga und Leute wie Ramelow und Barbarez (denen ich keine Träne nachweine) haben sich in den Ruhestand verabschiedet.
Wer sind die Stars fragt sich der Tagesspiegel und auch hier spielt das Alter eine Rolle. Denn so junge Spieler sind selten schon Stars.
Die Mannschaft ist so jung, dass sich die Stars erst noch herausbilden müssen. Eines ist jedoch sicher: Wenn sich Helmes nicht verletzt, wird er die Fans verzücken. Der Stürmer ist kaum zu bremsen. Helmes harmonierte in den Testspielen zudem hervorragend mit Stefan Kießling, mit dem er eine Doppelspitze bilden wird. Starpotenzial hat auch der Chilene Arturo Vidal – wenn er im Mittelfeld konstanter wird. Und dann ist da noch René Adler, der als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Jens Lehmann im Tor der Nationalelf gilt.
Die Taktik ist klar – da muss man nicht viel drüber reden. 4-2-2. Letztlich die Frage nach der Platzierung und hier bedient sich der Tagesspiegel am Phänomen der Wundertüte. Zwischen Platz zwei und zwölf ist alles drin, so die Berliner.
Das Goal.com-Portal schaut ebenfalls genauer auf das Team von Bayer Leverkusen. Auch hier im Zentrum des Interesses: das Durchschnittsalter der Mannschaft. Labbadia hierzu:
Dafür hat der Trainer einen Kader zur Verfügung, der nur über wenig Erfahrung verfügt. Ein Manko soll das aber nach Labbadia dennoch nicht sein: „Wir haben ein sehr, sehr junges Team. Aber das kann auch ein Vorteil sein was Power und Unbekümmertheit angeht.“
Im Bereich Zu- und Abgänge erzählt uns Goal.com nichts Neues, aber angeblich seien die Rücktritte von Ramelow und Barbarez nur schwer zu kompensieren. Ok. Barbarez hat ja noch ordentlich in der letzten Saison gespielt, aber Ramelow hat in den letzten zwei Spielzeiten 17 Spiele gemacht. Neben dem Platz kann er immer noch helfen.
Diesen Neuzugängen stehen aber die schwerwiegenden Abgänge gegenüber mit Sergej Barbarez und Carsten Ramelow beendeten zwei erfahrene Kicker ihre Karriere, zudem wird auch Bernd Schneider zunächst ausfallen.
Auch Goal.com prognostiziert die Wundertüte, spricht aber auch nochmal das Problem des Stadionumbaus an, aufgrund dessen die Mannschaft in der Rückrunde in Düsseldorf spielen muss. Dazu sag ich nur, dass es den Heimvorteil gar nicht gibt.
Leverkusen ist eine wahre Wundertüte! Wie erwähnt kann das Alter zu einem Plus und einem Minus werden. Dabei hängt vieles vom Saisonstart ab. Wenn dieser misslingt kann eine Missstimmung und Unruhe im jungen Team entstehen. Kommt Bernd Schneider schnell wieder zurück, kann auch er noch ein wichtiger Faktor werden. Insgesamt kann Bayer aber auch für eine positive Überraschung sorgen.