werkself_SONNtalk: willkommen-im-leben

Fußball am 3. April 2011: Beginnen wir mit drei Dingen, die nach dem 28. Spieltag immer mehr zur Bundesligarealität werden: Dortmund wird Meister, die Fohlen steigen ab, die Geißböcke nicht! Nein, rechnerisch ist das Ganze noch nicht in trockenen Tüchern, aber die Ereignisse des Fußballwochenendes scheinen doch eine deutliche Sprache zu sprechen. Wenn die Borussia (aus Dortmund) ernst macht, wird es ernst für jeden Gegner; der Borussia vom Niederrhein bleiben immer weniger Spiele um ernsthaft nach oben zu punkten und der 1. FC Köln scheint zuhause kaum noch zu schlagen zu sein (eine Ausnahme im April hätten wir da noch) – das reicht für ein weiteres Jahr in Liga 1.

Die für uns wichtigste Schlagzeile der 28. Runde in der Saison 2010 / 2011: beste Mannschaft der Rückrunde – die WERKSELF aus Leverkusen! Wer hätte das gedacht? Nix mit Rückrunden-K.o.-Syndrom, nix mit Post-Winterpausen-Trauma! Sieben Punkte Vorsprung auf Platz drei (der aktuelle Bronzeplatz, gehalten vom künftigen Champions-League-Qualifikanten aus München). Zum Spiel in Kaiserslautern gibt es auch heute keine Spielanalyse am Sonntagabend – hier empfehle ich, unter anderem, die diversen Blogbeiträge auf bayer04-forum.com, oder www.bayer04blog.de. Hier könnte ich nichts Neues hinzufügen.

Jens rechnet uns hier catenaccio.de kurz vor, dass wir noch 12 Punkte aus sechs Spielen benötigen und die Champions-League ist sicher. Na wenn das alles keine rosigen schwarz-roten Aussichten sind. Die WERKSELF ist eine Mannschaft mit Potenzial und internationaler Perspektive und sicher hat das Trainerteam um Jupp Heynckes einen sehr großen Anteil daran.

Die Tatsache, dass Jupp Heynckes seine Zukunft mit deutlicher Ausrichtung gen Süddeutschland plant – und auch Co-Trainer Peter Hermann die Chance einer neuen Herausforderung wahrnimmt – scheint dem ein oder anderen Anhänger allerdings wichtiger zu sein, als der sportliche Erfolg und die Aussicht auf Europas Elite-Liga. Da wird gemotzt, genörgelt und gemeckert: sogar von Verrätertum und Versagen der Bayer-04-Bosse ist zu lesen, wenn es um die Personalien unseres verdienten Trainerstabes geht.

Es sind sicher Meinungen mit Minderheitscharakter, aber sie fallen auf und sie sind ärgerlich, weil sie niemandem weiterhelfen – in Gegenteil!
Woran es liegt? Ist es der Wechsel „ausgerechnet“ zu den Bayern? Eigentlich auch egal, denn eins ist klar: So ist das Geschäft, so ist der Fußball moderner Prägung. Vereine sind Arbeitgeber, Trainer und Spieler sind Arbeitnehmer, die sich im Rahmen gültiger Verträge zum eigenen größtmöglichen Vorteil bewegen. Dass es dabei immer mal wieder Akteure gibt, die ein halbes Berufsleben bei einem Verein verbringen, ist sicher eine schöne Ausnahme (und in Leverkusen spielen ja schon viele ziemlich lange), aber sicher nicht die Realität. Die ist nun mal in erster Linie von Geld, Titeln, Erfolgen und internationalen Perspektiven geprägt – das mag gefallen oder auch nicht, sicher ist es nicht zu ändern.

Die Zeiten in denen wir mit einer schwarz-roten Fahne über den Zaun geklettert sind um am Mittelpunkt des Ulrich-Haberland-Stadions diverse Fanrituale zu zelebrieren und dabei von drei Kameras der ARD beobachtet wurden, die sind nun mal vorbei (ja, ich rede tatsächlich von Spielen in der höchsten deutschen Spielklasse). Der Fußball im neuen Jahrtausend ist anders (was für eine Weisheit, sorry) – aber er macht uns deshalb nicht weniger Spaß. Und so wird es bleiben.

Wem das nicht gefällt, der sollte sich einen Lieblingsverein – weit weg von jeder kommerziellen Versuchung – in der Dorfliga von Südbauershausen suchen und hoffen, dass die ortsansässigen Handwerker noch viele Jahrzehnte für Tradition und Identifikation gegen den Ball treten. Ich ziehe da doch das Ligaspektakel in unserer BayArena und schwarz-rote Choreos in der Nordkurve vor.

Akzeptieren wir einfach die Entscheidungen von Spielern und Trainern und freuen uns auf die, die sich aufgrund der gleichen Mechanismen für ein Engagement an Wupper, Dhünn und Rhein entschieden haben. Mit Robin Dutt und André Schürrle (zum Beispiel) kommen interessante Menschen und 100prozentige Profis nach Leverkusen, die einen erstklassigen Kader in einem topgeführten Verein vorfinden. Bis es soweit ist haben wir alle zusammen noch sechs Spieltage vor uns, an denen es darum geht Mannschaft und Trainer mit aller Kraft zu unterstützen – für Platz zwei und die Champions-League.

Ach ja: an diesem Spieltag trennten sich die Mannschaften von Wolfsburg und Frankfurt 1-1. Eine Randnotiz – normalerweise. Aber nicht, wenn die Trainer Felix Magath und Christoph Daum heißen, deren Engagement bei ihren aktuellen Clubs vor kurzem noch ins Reich der Fußballphantasie gehört hätten: aber so ist er halt, der Fußball im April 2011!

Schwarz-rote Grüße
Klaus

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