Folge #0 des Interviewprojekts

Mal wieder was anderes hier. Dem gemeinen Leser im Blog dürfte das bekannt vorkommen und inzwischen wird er sich wohl genervt abwenden, aber ich kann nicht anders. Seit einigen Monaten und fast schon Jahren rückt der Schwerpunkt hier immer mehr in Richtung bewegtes Bild. Ob das nun die Minutenandacht, die UEFA Champions League-Trophy-Tour-Begleitung war, oder der Fitzelkönig. Mit beruflichen Veränderungen kam für mich auch immer mehr der Gedanke einer echten Professionalisierung dieser Geschichten auf und da hilft nur üben, üben, üben.

Ein Blogbeitrag von Jonathan Sachse letztes Jahr kam da gerade recht. Er schrieb über seine Pläne für die nächsten Monate und da fiel auch das Stichwort Video. Flugs gemeldet, ein paar Telefonate und ein Treffen in Hannover später, stand fest, dass wir eine Interviewserie mit Journalisten starten wollen. Jonathan steuert Inhalte und ich den ganzen Technikkrams bei, was mir äußerst Recht war, da ich zuletzt oft beides probiert hatte und meist unglücklich am Ende war.

Ein Opfer für einen Dummy war auch bald gefunden. Daniel Drepper stellte sich netterweise als Testkandidat zur Verfügung. Ende Februar trafen wir ihn in Mainz bei feinstem Frühjahrswetter. Was dabei rausgekommen ist, gibts hier im Anschluss zu sehen. Es ist eine Art Betafolge, weil wir sie als Basis für einen Austausch mit euch nehmen wollen. Schaut euch den Clip an, lest euch den kompletten Eintrag durch und teilt uns sehr gerne eure Meinung mit.

Idee – Die Journalisten hinter den Geschichten

Ein großartiger Text, eine aufwändige Recherche. Unter dem Artikel lesen wir den Namen des Autors. Vielleicht kennen wir seine Spezialthemen oder erkennen als regelmäßiger Leser seines Mediums schon am Schreibstil den Verfasser. Doch viel mehr Informationen über den Urheber des Werkes bekommen wir in der Regel nicht.

In einer Zeit, in der die klassische Medien- und Ressortaufteilung an Kraft verliert, müssen die Autoren hinter den Werken ihr eigenes Profil schärfen. In einem zeitgemäßen Medium können die Veröffentlichungen eines Autors abonniert werden, wenn einem seine Themen gefallen. Ob via RSS, Facebook, Twitter oder durch neue Mechanismen. Ganz egal. Jedes Medium lebt von der Qualität seiner Autoren. Die Personalierung dieser guten Journalisten bringt Leserbindung. Leider geschieht dies noch viel zu selten.

In dieser Videoserie wollen wir den großartigen Journalisten unseres Landes ein Gesicht geben. In jeder Folge treffen wir uns mit einem Kollegen. Wir werden mit dieser Person spazieren gehen. Nicht irgendwo, sondern an einem für die Geschichten dieser Person typischen Ort. Dabei wechseln wir zwischen drei Perspektiven: Einem externen Blick auf das Gesprächsduo, dem Blick des Interviewers und der Perspektive des Gesprächspartners. Bei den Spaziergängen sprechen wir über die journalistischen Fachgebiete des Kollegen und die Recherche in diesen Themen. Zunächst konzentrieren wir uns auf die Kollegen aus dem Sportjournalismus. Andere Themensparten schließen wir aber nicht komplett aus.

Crowdsourcing – Wünsche äußern und mitgestalten

In der Folge 0 haben wir uns mit meinem befreundeten Kollegen Daniel Drepper in Mainz getroffen. Wir kommunizieren diese erste Folge noch als Betafolge, weil wir mit euch gemeinsam die Produktion optimieren wollen. Wie könnt ihr mitgestalten?

Gebt uns Feedback, einfach wild drauf los. Was sagt ihr zur Bildgestaltung? Zur grundsätzlichen idee? Welche Journalisten würdet ihr gerne in einer Folge sehen?
Und ganz wichtig – uns fehlt noch ein Name für die Serie. Habt ihr eine Idee?

Finanzierung – Reisekosten oder mehr

Wem unser Projekt gefällt, darf es natürlich auch gerne finanziell unterstützen. Wir werden für jede Folge reisen müssen. Sollte sich jemand finden, der ein Budget für die Deckelung dieser Reisekosten zur Verfügung stellt, wäre das ein dufter Anfang. Wer Interesse hat, kann Jonathan oder mich kontaktieren. Dann reden wir über die Details. Finanzspritzen via Flattr (Jens Peters, Jonathan Sachse) funktionieren natürlich weiterhin.

Ein bitterer Nachgeschmack

Jetzt ist er weg. Der Konzepttrainer. Die Zukunft von Bayer Leverkusen. Überhäuft mit Vorschusslorbeeren, bleibt nun ein bitterer Nachgeschmack. Nicht weil Robin Dutt sich falsch verhalten hätte, sondern weil das Tagesgeschäft Bundesliga wieder mal ein Opfer gefunden hat. Das Opfer war Robin Dutt. Zuletzt ein Spielball des Vorstands, der Spieler, der Medien und der Fans. Er hätte vermutlich noch die Champions League erreichen können und doch hätten alle noch etwas zu bemängeln gehabt. Man hätte nach Dresden, dem Derby, Barcelona oder Michael Ballack gefragt.

Das ist das was bleibt. Nicht der Trainer, der einen Plan für den Umbruch in Leverkusen hatte. Der etwas Neues beginnen wollte im bequemen Werksclub. Der ein taktisches Konzept hatte. Der den nächsten Karriereschritt machen wollte. Der große Ziele hatte, aber der diese nicht durchsetzen konnte. Das muss man ihm vorwerfen. Dass er es nicht geschafft hat, seine Linie zu halten. Dass er Kompromisse gemacht hat, die man sicherlich auch mal machen muss, aber nicht in der Form, wie er sie gemacht hat. Dass die Kommunikation nach Außen nicht stimmte. Dass er tatsächlich Leverkusen unterschätzt hat.

Er war der sechste Trainer in siebeneinhalb Jahren und nun kommen zwei Neue, die kein leichtes Erbe antreten. Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski, von denen man nur weiß, dass der eine unter Legende im englischen Fußballalmanach zu finden ist und der andere einen Trainerschein hat. Talent sollen auch andere gehabt haben und sind in Leverkusen gescheitert.

Doch nicht alle Last ruht auf den Schultern der beiden Übungsleiter. Auch die Spieler stehen in der Schuld. Die Leistungen der letzten Wochen sind überaus fragwürdig. Und auch der Vorstand muss sich fragen, ob in den letzten Jahren alles richtig gelaufen ist. Speziell, wenn am Ende der Saison doch nur Platz 9 rausgesprungen ist man das schlechteste Ergebnis seit Bruno Labbadia verzeichnen muss. Aber wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen.

Verletztenliste

Tor:

Rene Adler – 0 Einsätze – Langzeitverletzt
Fabian Giefer – 1 – Zu Beginn der Saison verletzt für einige Wochen
Bernd Leno – 26 – Mal was an der Hand gehabt, aber durchweg gesund
David Yelldell – 0 – Keine Verletzung

Abwehr:

Gonzalo Castro – 24 – Zu Beginn der Saison gesundheitliche Probleme
Vedran Corluka – 4 – Muskelfaserriss
Danny da Costa – 6 – Muskelfaserriss
Manuel Friedrich – 17 – Zu Beginn der Saison gesundheitliche Probleme
Michal Kadlec – 23 – Keine Verletzung
Bastian Oczipka – 5 – Langzeitverletzt aus der letzten Saison
Stefan Reinartz – 24 – keine Verletzung
Daniel Schwaab – 23 – Bruch des Schienbeinkopfes
Ömer Toprak – 20 – Verletzung zum Ende der Hinrunde

Mittelfeld:

Michael Ballack – 14 – Verletzt
Tranquillo Barnetta – 1 – Langzeitverletzter aus der letzten Saison
Karim Bellarabi – 7 – Eine Verletzung vor der Winterpause
Lars Bender – 25 – Muskelbündelriss
Michael Ortega – 2 – Verletzung zu Beginn seiner Verpflichtung
Renato Augusto – 15 – Mitte der Saison verletzt
Simon Rolfes – 26 – Keine Verletzung
Sidney Sam – 18 – Muskelverletzung

Angriff:
Eren Derdiyok – 20 – Zwischenzeitlich ausgefallen – Glasscherbe
Stefan Kießling – 27 – Einziger Spieler in allen Partien eingesetzt
Andre Schürrle – 24 – Kleinere Blessuren

Legende:
Grün = Ohne Verletzungen durchgekommen
Fett = Derzeit einsatzfähig
Unterstrichen = Derzeit verletzt

Gesamtfazit:

Vom 24-Mann-Kader waren nur 7 Spieler noch gar nicht verletzt. 17 Spieler sind derzeit einsatzbereit, darunter fallen jedoch 3 Torhüter. Für den Samstag stehen damit 3 Torhüter, 6 Abwehrspieler, 5 Mittelfeldspieler und 3 Stürmer zur Verfügung. Wobei der ein oder andere Akteur auch auf alternativen Positionen gesetzt werden kann.

Generell stellt sich mir die Frage, wie es sein kann, dass diese Saison zunächst mal ganz allgemein soviele Verletzungen auftreten und dann auch noch soviele Muskelverletzungen.

Saison abschreiben

Ich hatte gestern die Freude das Spiel gegen Schalke mit einem chinesischen Kollegen auf der Pressetribüne zu beschauen, von der man einen wunderbaren Analyseblick auf das Spiel hat. Der Kollege ist Journalist und im Sportmanagement aktiv und gewährte mir den ein oder anderen äußerst interessanten Einblick in die fernöstliche Sichtweise auf den Fußball, auf die Wirtschaft und die Kultur der Chinesen.

In solchen Situationen ist immer wieder interessant auch die Meinung eines neutralen Außenstehenden zum eigenen Verein zu hören. So sah er wie schon so oft eine wackelige Abwehr, die Außen zu weit vom Gegenspieler, die Innenverteidiger orientierungslos, das Mittelfeld ideenlos und im Sturm agierte zunächst Stefan Kießling äußerst unglücklich, was die Chinesen, die ihm vor einiger Zeit ein Angebot machten, wohl mit Genugtuung sahen, da er ablehnte.

Mir persönlich war es eine Freude in diesem Fußballstadion zu weilen. Die Stimmung ist fantastisch. Von Zeit zu Zeit überlief mich ein Gänsehautschauer, wenn wirklich das ganze Stadion aufstand um das Heimteam anzufeuern. In der Halbzeitpause wurden Szenen aus der Fan-Videobox gezeigt, wo u.a. ein kleiner Junge mit Glöckchenstimme das Lied “Kennst Du Den Mythos Vom Schalker Markt” intonierte, woraufhin das Stadion mit einstimmte. Puh.

Die Schalker selber absolvierten ein ordentliches Spiel, nutzten nur zwei Möglichkeiten und das ist auch schon das einzige was man den Knappen vorwerfen durfte nach dem Match. Bayer dagegen wirkte wie schon erwähnte ideen-, konzept- und kopflos. Keiner der anführt, keiner der Zeichen setzt, keiner der will, so hat man das Gefühl. Keiner der kann. Robin Dutt erklärte dies so.

So richtig zufrieden geben kann ich mich damit aber nicht. Klar hat man die Champions League hinter sich. Aber sonst? Natürlich gibt es viele Verletzte, aber warum hat man die? Wird falsch trainiert? Hat man körperliche Wracks im Team? Oder ist es was anderes?

Ich schrieb letzte Woche von Stellschrauben, die die Verantwortlichen anziehen müssen. Ich habe das Gefühl, dass das diese Saison nichts mehr wird. Robin Dutt garantierte übrigens auf der PK gestern den 5.Platz. In der derzeitigen Verfassung ein hohes Ziel. Sollte man nächste Saison keine Europa League spielen, dürfte es Bayer in Zukunft noch schwerer haben, wieder an die nationale Spitze zu rücken und auch Robin Dutt dürfte kaum noch Argumente für eine zweite Saison haben. Aber wer weiß. In Leverkusen wird viel ausgesessen.