Bittere Pille

Im Pokal gegen Dresden sah man genau 60 Minuten Fußball vom Feinsten, den sich Robin Dutt wohl von seinem Team erhofft. Nach dem Spiel erklärte er, dass er nicht gedacht hätte, dass sein Team schon so weit ist. Die restlichen 60 Minuten im DFB-Pokal und die 90 Minuten heute gegen Mainz zeigten dann eher die Realität. Ideenlosigkeit, Ratlosigkeit und Desorientiertheit auf dem Platz. Kein Kampfeswillen und Antriebslosigkeit sich gegen pressierende Dresdener bzw. Mainzer zu wehren.

Es könnte hart werden für Dutt. Nächste Woche spielt man gegen Bremen, die eine ansprechende Leistung am ersten Spieltag zeigten. Da wird es sicherlich nicht einfacher werden DAS Spielsystem zu finden. Dann geht es Auswärts gegen Stuttgart. Zuhause gegen Dortmund. Ein unangenehmes Auswärtsspiel gegen Augsburg und dann auch noch ein Derby. Wenns ganz mies läuft, ereilt die Werkself das gleiche Schicksal wie Stuttgart oder Bremen in der letzten Saison. Eine Charakterfrage? Wir werden sehen.

Eine Torwartdiskussion gibt es für mich nicht. Giefer hat einen Fehler gemacht. Einen dummen Fehler. Sonst hat er wesentlich mehr Sicherheit ausgestrahlt als Yelldell in der letzten Woche. Warum man jetzt das Faß Leno aufmacht ist mir unklar. Der wäre ja sowieso nur ein Mann für die Zukunft und hat auch nicht mehr vorzuweisen als Giefer oder Yelldell.

Aktivität würde ich mir dennoch auf dem Transfermarkt wünschen. Ich hätte gerne einen Abwehrchef. Einen der sagt, wo es lang geht. Soll sich ja auch positiv auf eine ganze Mannschaft auswirken, habe ich gehört.

Das Dresden-Debakel

Wenn alte Bayer-Haudegen und Leverkusen-Blogger ihre monatelange Schreibabstinenz aufgeben, dann muss etwas Außergewöhnliches passiert sein im deutschen Fußballland. So geschehen am Wochenende. Das Debakel von Dresden reaktivierte zu meiner Freude das Pillendreher-Blog, den Rheinwupper-Express und Lauthals. Der Anlass war natürlich weniger schön, aber immerhin kommen die Fans aus den Sträuchern. Und die Anderen haben halt auch was zu lachen. Wobei ich in diesem Fall halt über Matthias Reim lachen musste.

Zum Spiel. Das war zunächst 20 Minuten ungefähr das Beste, was ich seit langem von einer Bundesliga-Mannschaft gesehen habe. Die Dominanz im Mittelfeld hat mich sehr beeindruckt, wenn man dann noch die Geschehnisse nach der 65.Minute mit einrechnet, war das umso beeindruckender. Lars Bender und Simon Rolfes auf der 6, waren defensiv absolut stabilisierend und noch vorne kämpferisch und kreativ. Davor spielten Andre Schürrle, Sidney Sam und Renato Augusto mit einer ungeheuren Sicherheit und Flexibilität, dass man sich wunderte, wo die drei noch überall auftauchen werden. Speziell letztgenannter holte sich sehr viele Bälle an der Mittellinie ab. Toll.

Die Tore zum 1:0, 2:0 und 3:0 waren dann auch schön herausgespielt. Wie gesagt. Bis zur 65.Minute kann man den Leverkusenern nichts vorwerfen. Dann jedoch.

In den letzten Tagen wurden dann Verantwortliche gesucht. Natürlich Michael Ballack, auch ein bisschen Gonzalo Castro (die die kongenialen Rolfes und Bender ersetzten). Der eine ohne Biss, langsam und orientierungslos – der andere das ewige Talent, dass verschludert wurde. Dann die Abwehr. Zu jung, ohne Erfahrung, schwach bei Standards. Und der Torwart. Ein Quell von Unsicherheit. Der Trainer fragte sich auch, was er denn falsch gemacht habe. Bei 3:0 denkt man, dass man mit einem Wechsel wohl nichts falsch macht.

In all diesen Punkten steckt sicherlich ein Fünkchen Wahrheit. Gut, wenn der Trainer die richtigen Schlüsse daraus zieht. Da bin ich zuversichtlich. Wie gesagt. Der Mann hat seiner Mannschaft da ein tolles variables Spielsystem eingeimpft. Die Frage ist, ob das Team psychisch und defensiv wieder auf den Damm gebracht werden kann. Und da zweifel ich ein wenig. Vielleicht muss man dem Trainer einfach noch mehr Zeit geben. Auch Jürgen Klopp wurde nicht direkt in der ersten Saison mit dem BVB Meister.

Sportblogschau: Ausgabe 01 – Wer wird Meister?

Nun ist es soweit. Nach fast zwei Wochen Vorbereitungszeit geht die erste Ausgabe der Sportblogschau online. 20 Interessenten haben sich letztlich gefunden, den Meister, den Torschützenkönig und den Spieler der Saison zu tippen. Der ein oder andere Blogger blieb leider auf der Strecke, weil sich kein Termin finden ließ.

In der ersten Ausgabe geht es nur um den Meister. Das Ergebnis ist nicht gerade überraschend, umso interessanter die Begründungen.

Ich bitte die Tonqualität zu entschuldigen, sowie diverse Verklicker beim Aufnehmen der Skype-Gespräche. Das Ganze hat wie immer Optimierungspotenzial. Auch was meine Moderationen angeht. Passend zu Skype-Gesprächen übrigens dieser Artikel. Bin mir noch nicht sicher, ob ich irgendwelche Grenzen überschritten habe.

Nochmals ein dickes Danke an alle Beteiligten. Es war mir eine Freude die Gespräche zu führen. Und nun bitte teilen…

Offizielle Veranstaltungen

Wenn man Anhänger eines Bundesliga-Vereins ist, dann liest man viel über seinen Verein in der Zeitung, im Internet, oder sonstwo. Auf jeden Fall ist man oft auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen. Eine unschöne Situation bei der Meinungsbildung. Einen netten Einblick dagegen, sofern da nicht übel etwas zusammengeschnitten wird, bringt die Pressekonferenz zu einem offiziellen Spiel.

Robin Dutt hat heute eine solche PK im Vorfeld des DFB-Pokalspiels gegen Dynamo Dresden abgehalten. Ohne viel Umschweife erklärte er warum er David Yelldell Fabian Giefer vorzieht, wie er mit dem Überangebot im Mittelfeld umgehen wird und warum er Geheimtrainings abhält. Kein großes Taktieren. Relativ nachvollziehbare Entscheidungen, auch wenn ich beispielsweise Fabian Giefer lieber im Tor gesehen hätte.

Sommerferien-Spaß

Gerade stand ich auf dem Balkon, schaute in den grauen Himmel und den darunter liegenden Garagenhof. Ein Dotz, vielleicht 12 Jahre steht da, mit einem Ball in der Hand, lässt ihn prallen, versucht ihn hochzuhalten, kickt ein bisschen und ballert alle fünf Minuten den Ball vor das Garagentor. Es sind Sommerferien. Die schönste Zeit für die Kinder. Habe ich zumindestens damals so empfunden.

Mit ein bisschen Sehnsucht dachte ich dann daran zurück, wie unbeschwert das Leben sein kann. Keine Verantwortung, kein Job, einfach nur bei den Eltern wohnen und im Sommer im Garten kicken. Ein Traum. Die Sommerferien waren damals eine lange Zeit. Wir fuhren höchsten 14 Tage in den Urlaub. Leider sprachen sich meine Eltern nie mit den Eltern meiner Freunde in den Nachbarschaft ab. Das hieß dann oft, entweder mit den Langweilerkindern spielen oder alleine kicken, weil die coolen Kids gerade im Urlaub waren.

Aber auch wenn die besten Freunde da waren, wurde die Zeit entweder nach dem Abendessen oder vor dem Abendessen für eine Partie Fußball genutzt. In der Regel gegen mich, bzw. einen imaginären Gegner. Oft lag ich mehrere Tore zurück und musste heldenhaft Tor um Tor aufholen. Da gab es Dribblings, da hätte selbst Messi mit der Zunge geschnalzt. Gegner um Gegner ließ ich stehen, in meinem Kopf rastete ein äußerst kompetenter Kommentator aus, aufgrund der Begebenheiten in diesem Garten und am Ende landete der Ball formvollendet im Tor.

Das Tor. Ja das war ein ungefähr 40 Zentimeter hoher Gartenzaun. In den Winkel schießen war eine besondere Kunst. Leider flog der Ball öfter mal in den Garten vom Alkoholikernachbarn. Ein beherzter Sprung, nach dem vorher die Lage geklärt wurde und dann gings weiter.

Ab und an spielte ich auch mit meinem Vater oder mit meinen fast 10 Jahre älteren Brüdern. In diesem Garten. So auch 1986. Im Sommer. 9 Jahre war ich alt. Deutschland spielte in Mexiko um den WM-Titel an diesem Abend. Es sah nicht gut aus. Die DFB-Elf lag schnell 2:0 hinten, also kickte ich ein bisschen mit meinem Vater. Dann gellte ein Schrei durch die Nachbarschaft und später noch einer. Wir guckten dann immer was passiert war. Beim 2:3 saßen wir dann wieder vor dem Fernseher.

Daran musste ich denken. An die Unbeschwertheit damals. An das Gefühl, dass ein 2:3 im Finale gegen Argentinien gar nichts schlimmes ist, wenn man Sommerferien hat. Es heiß ist. Das Freibad am nächsten Tag ruft. Und nach dem Abendessen eine Partie Fußball im Garten.

11Freunde-Fragebogen

Nachdem ich die 11Freunde-Bundesliga-Vorschauhefte verlost und den beiliegenden Planer kritisiert habe, folgen zuguterletzt noch die Antworten aus dem Planer, die ich gegeben habe. Wie immer wird da im Heft gekürzt, deshalb hier das volle Programm. Den Bayern-Meistertipp überdenke ich übrigens gerade.

Die neue Saison wird unvergesslich, weil…

– …gute Frage! Die letzte unvergessliche Saison liegt jetzt bald 10 Jahre zurück. Und
eigentlich brauche ich solche Erlebnisse nicht allzu oft.

An die alte Saison werde ich mich lange erinnern. Warum? Darum:

– Weil es zum ersten Mal Anerkennung für den ersten Verliererplatz bzw. die
Vizemeisterschaft gab. Seit wann zählen denn zweite Plätze?

Drei Wünsche frei:

– Unrealistisch: Meisterschaft, Champions League- und Pokal-Sieg. (Halbwegs)
Realistisch: 1. Ein Trainer, der bei Mannschaft und Fans gut ankommt. 2. Die
Bestätigung der Leistungen aus der abgelaufen Spielzeit. 3. Ein Titel

Dein größter Albtraum:

– Arturo Vidal wechselt nach München. Noch vor Beginn der neuen Spielzeit.

Lieblingsspieler im aktuellen Team:

– Daniel Schwaab. Junger Mann, den keiner in dieser Spielzeit so richtig auf der
Rechnung hatte und kontinuierlich an sich gearbeitet hat.

Dein Lieblingsspieler aller Zeiten:

– Ulf Kirsten. Wer die Bayern im Alleingang abschießt, kann nur ein Großer sein.

Lustigster Fanchoral/Spruch der letzten Saison:

– „Ich bin vollkommen mit 100.000 Prozent und meiner ganzen Leidenschaft beim HSV!
In den nächsten drei Monaten werde ich alles dafür geben, um das Höchstmögliche zu
erreichen.“ Ruud van Nistelrooy. Danach absolvierte er noch ein Spiel.

Das schau ich mir nicht mehr an! Was müsste passieren, damit Du nicht mehr ins
Stadion gehst?

– TV-Interviews und Werbepausen während des Spiels.

Auf dieses Auswärtsspiel freue ich mich besonders, weil :

– Das schönste Auswärtsspiel wäre zuhause. Im Pokal gegen die Preußen aus
Münster. In zehn Minuten am guten alten Preußenstadion an der Hammer Straße.

Unser aktuelles Trikot…

– …ist immer ein anderes. Wer sind all diese Sponsoren und wann gibt es Werbung
auf dem Rücken und den Ärmeln und den Stutzen und…?

Wenn das Bayer-Kreuz leuchtet, denke ich….

– … ich daran, dass Energiesparlampen in den Sondermüll gehören.

Als Nachfolger für Udo Lattek schlage ich aus meinem Verein vor:

– Ich würde Rudi Völler für durchaus befähigt halten. Ich sag nur: „Pfeif doch
Frauenfußball.“

Im Stadion brauche ich nur Wurst, Bier und…

– … ein 4:0 für die Werkself.

Was unserem Stadion / Klub fehlt ist…
– … eine Identität, die irgendetwas mit Fußball zu tun hat.

Meister wird diesmal ….

– … Bayern!

Oder vielleicht doch:

– …Bayern? Das letzte Mal, dass München zwei Jahre hintereinander nicht Meister
wurde ist auch schon anderthalb Jahrzehnte her.

Tom meets Zizou

In den letzten Wochen bin ich immer wieder über diesen Filmtitel gestolpert. “Tom meets Zizou” ist eine Langzeitdokumentation über den Fußballer Thomas Broich. Das klingt zunächst nicht spektakulär, aber wenn man erst einmal 1-2 Trailer gesehen hat und sich nochmal die Geschichte Broichs ins Gedächtnis ruft, dann ist man schnell gefangen. Gefangen von einem Mann, der mal in einem Atemzug mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski genannt wurde. Und jetzt in Australien spielt. Und nie so ganz glücklich wurde.

Ab 28.07.2011 im Kino. Kritik beim Textilvergehen.

Hier die Website zum Film und hier diverse Teaser.

„Tom Meets Zizou – Kein Sommermärchen“ ist die erste Langzeit-Dokumentation über einen Deutschen Fußballprofi (2003-2011). Der Film setzt ein, als der 22-jährige Thomas Broich als Zweitligaspieler von Wacker Burghausen in der bayerischen Provinz und als hochtalentierter Mittelfeldstratege von sich Reden macht. Schnell wird er in einem Atemzug mit Spielern wie Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Philipp Lahm als „Hoffnungsträger“ für die Nationalmannschaft genannt. Broich liebt das Leben, Literatur und moralische Werte und wird von den Medien schon bald als der „andere Fußballprofi“ entdeckt und gepriesen. Seine Vorliebe für klassische Musik und Hochkultur bringt ihm gar den Spitznamen „Mozart“ ein. Broich gefällt sich in dieser Rolle. Der Boulevard stilisiert ihn als „Gladbachs neuer Netzer“.

Als großes Ziel nennt er nun allerdings nicht mehr, eines Tages beim FC Bayern München zu spielen. Vielmehr möchte er neue Kulturen, Menschen und Länder kennen lernen. Es dauert nicht lange und er bekommt Probleme mit besonders autoritären Trainern, wie dem militärischen holländischen Meistercoach Dick Advocaat oder Kölns Startrainer Christoph Daum. Mit den Mechanismen der Branche und den handelnden Charakteren kann er sich immer weniger identifizieren. Das „Anders Sein“ und die Erwartungshaltung von Zuschauern und Medien an den „Fußball-Mozart“ wenden sich nun gegen Broich, seine Karriere gerät ins Wanken.

Selbst seinem Freund und Trainer Michael Oenning gelingt es beim 1. FC Nürnberg nicht mehr, die Negativentwicklung zu durchbrechen. 2009 bemerkt Broich bei sich Symptome von Depressionen und ist kurz davor, seine Fußballschuhe an den vielzitierten „Nagel“ zu hängen. Doch hat er noch eine bessere Idee. Im Frühsommer 2010 beschließt er mit 29 Jahren, die große Bühne Bundesliga endgültig zu verlassen und unterschreibt einen Vertrag beim australischen Erstligaclub Brisbane Roar. Dort schöpft er unter anderen Rahmenbedingungen nicht nur neuen Mut, sondern spielt plötzlich auch wieder so befreit und elegant Fußball, wie zu Beginn seiner Karriere. Am 13.03.2011 wird er mit Brisbane Roar australischer Meister. Bei der Wahl zu Australiens Fußballer des Jahres in Sydney belegt er den zweiten Platz.