Es ist das Jahr 2012. In ganz Europa ist der Flugverkehr eingestellt. Streik. Kein Problem denkt sich der spanische Meister 2011, der FC Barcelona und holt den Mannschaftsbus aus der Garage. Schließlich müssen wir ja irgendwie zum Champions League-Halbfinale nach Hoffenheim kommen. Also flugs alle Mann in den Bus und ab nach Deutschland. Doch wo liegt eigentlich dieses Hoffenheim?
Vorne neben dem Busfahrer sitzt der kleine Philipp Lahm. “Es no problemo,” erklärt er dem Katalanen am Steuer, “Ich kenne den Weg – fahr erstmal zu unserem Gruppengegner dieses Jahr nach Lyon.” Nach sechs Stunden wird der Philipp vom Busfahrer unsanft geweckt. “Und jetzt?” “Hmmh,” überlegt der ehemalige Bayern-Spieler. “Fahr doch jetzt nach Freiburg.”
“Freiburg – wo ist das denn?”
“Da hat doch der Kloppo von Real Madrid mal gearbeitet,” erklärt der Philipp. “Ach so.” Nach vier Stunden wird der Philipp wieder geweckt. Kleine spuckegetränkte Papierbällchen fliegen in sein Gesicht. “Mensch – Lukas – lass den Scheiß. Du bist doch keine 12 mehr.”
“Aber der Busfahrer weiß nicht wo lang. Vollidiot. Freiburg oder so sind wir jetzt.”
“Tja, jetzt kommen keine Städte mehr, gegen die wir mal früher gespielt haben – sag ihm er soll das Navi anmachen.” Und damit drehte sich der Philipp um und schlief wieder ein.
Man könnte jetzt sagen, dass Hoffenheim am Allerwertesten der Welt liegt, weil man an keiner großen traditionellen Fußballstadt vorbei kommt, aber das ist doch auch irgendwie schön. Man sieht mal neue Leute, neue Landschaften und nicht immer die Luftballon-Arena in München oder riecht die Fischgeschwängerte Luft in der Citibank-Arena im Weserstadion.
Die Wellen schlagen derzeit mehr als hoch, wenn es um den Hoffenheimer Retortenclub Traditionsclub von 1899 geht. Fußballproll Torsten Legat fragt sich wie der spanische Busfahrer: Wo liegt das denn und was will die TSG werden: Kartoffelmeister? Hier zur Erklärung die Google Maps-Ansicht der Region. Eine Region, die noch frei ist von Spitzenclubs. Warum also nicht Hoffenheim?
Im ARD-Blog ist man gar empört, dass man Hoffenheim-Mäzen Hopp und seinem Team jetzt Dinge vorwirft, wie die den “Künstlichen Millionärsclub”. Aber das ist der Verein doch auch, oder? Gewisse Sachen sind klar. Hopp hat Geld, Hopp liebt den Verein, also macht er was aus dem Verein. In kurzer Zeit. Wo ist das Problem? In der heutigen Wirtschaftswelt ist das nichts ungewöhnliches und neben Hopps Herzen wird sicherlich auch irgendwo Hopps Geschäftssinn eine Rolle spielen. Schließlich soll der Club nicht in zehn Jahren wieder im Niemandsland verschwinden. Das rechnet der Herr Hopp schon ein und dafür muss der Verein schwarze Zahlen schreiben. Also gute Spieler ran, dann kommen die Erfolge, dann das Geld und eine gesunde Vereinsstruktur. Der Herr Hopp tut auch was fürs Umfeld, für die Jugendarbeit, für die anderen Sparten des Vereins – all dies darf man nicht vergessen, aber sehen wird davon erst was in zehn Jahren. Wenn das Projekt gescheitert ist oder hervorragend läuft.
Für die Fußballfans ist dieses Produkt des Wirtschaftsmenschen Hopps natürlich ein gefundenes Fressen. “Sohn einer Hure,” wurde er am Wochenende beschimpft. Der Verein Gladbach entschuldigte sich offiziell bei ihm, aber Hopp fürchtet nun etwas übertrieben um sein Leben. Warum verstehen die meisten nicht. Denn ganz ehrlich, jeder der etwas außergewöhnliches leistet, im positiven oder negativen Sinne, wird von den gegnerischen Fans angefeindet, ausgebuht und verhöhnt. Fragen wir doch mal die Schiedsrichter.
Dies alles wird in den Bundesligaberichten zum Spiel Leverkusen gegen Hoffenheim erwähnt werden. Weil es überall in den Medien schwelt und weil der Aufsteiger Tabellenführer ist. Schön jetzt kommt der Aufsteiger zu den Leverkusenern, die lange Jahre ähnliches durchgemacht haben und dessen Konzept sicherlich nie so ausgefeilt war, wie das der Hoffenheimer. Man stelle sich vor, was los wäre, wenn Hoffenheim in Leverkusen gewinnt. Dann würd alles noch heißer gekocht. Hoffenheim gewinnt aber nicht. Hoffenheim bekommt die erste Schlappe der Saison.
Leverkusen will das erste Heimspiel gewinnen nach der Pleite gegen Dortmund, man nimmt den Schwung des Stuttgart-Spiels mit und man hat noch die Pleite aus der einzigen Begegnung gegen Hoffenheim zu verarbeiten. Ein 2:3 n.V. im DFB-Pokal in der Saison 2003/2004. An der Aufstellung wird Labaddia wohl nichts verändern, so dass Neuzugang Kadlec noch auf seinen Einsatz warten muss. “Never change a winning team” wird für den Trainer gelten. Gleiches gilt für Rangnick bei Hoffenheim, die mit zwei Siegen und null Gegentoren in die Saison gestartet sind.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Bayer Leverkusen:
B. Fernandez – (Castro), M. Friedrich, Henrique, Djakpa – Rolfes – Renato Augusto, Vidal, Barnetta – Kießling, Helmes.
Der Kicker schlägt folgende Aufstellung vor: Fernandez – Vidal, M.Friedrich, Henrique, Djakpa – Rolfes – Renato Augusto, Barnetta, Kießling – Helmes, Gekas. Das wäre sehr offensiv.
1899 Hoffenheim:
Özcan – Beck, P. Nilsson, Compper, Jaissle – Weis, Luiz Gustavo, Salihovic – Carlos Eduardo – Ba, Ibisevic
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